Zahlreiche Bistümer beklagen Messdiener-Mangel durch Corona-Pandemie
Abstandsregeln, Kommunionzangen und Desinfektionsmittel statt Weihwasser: Das Coronavirus hat zahlreiche Bereiche des kirchlichen Lebens stark geprägt und verändert. Auch zweieinhalb Jahre nach dem Beginn der Pandemie sind die Auswirkungen in den Bistümern nachhaltig zu spüren – etwa im Bereich der Messdiener-Zahlen. So häufen sich Berichte über Pfarreien, die mit Ministranten-Mangel zu kämpfen haben. Und das dürfte keine Seltenheit sein: 16 der 27 deutschen Diözesen gehen aufgrund der Corona-Pandemie von weniger Messdienerinnen und Messdienern in ihren Gemeinden aus. Das hat eine katholisch.de-Umfrage unter den Bistümern ergeben. Lediglich die Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt und Regensburg äußerten explizit, dass es keinen drastischen Rückgang durch die Corona-Pandemie gegeben habe und die Zahlen stabil seien. Die Erzbistümer Berlin, München und Freising und Paderborn sowie die Diözesen Fulda, Magdeburg, Münster, Passau und Speyer konnten keine konkrete Auskunft über die Messdienerzahlen machen oder gaben an, dass sich kein Trend feststellen lasse.
Dabei variieren nicht nur die Zahlen, sondern auch die Einschätzungen der Bistümer. So gibt etwa die Diözese Eichstätt an, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich zu spüren seien. "Im mittleren bzw. älteren Alter der Ministrantinnen und Ministranten war der Lockdown zum Teil eine Zäsur, insbesondere bei denjenigen, die schon mit dem Gedanken gespielt hatten, aufzuhören", heißt es aus der Pressestelle. Das Bistum Limburg meldete zurück, dass der Ministrantendienst aus verschiedenen Gründen mancherorts auch nach der Lockerung von Einschränkungen nicht wieder aufgenommen worden sei. Dadurch seien in einigen Orten bis zu zwei Jahre keine oder kaum Ministrantinnen und Ministranten eingesetzt worden. "Dies führte vielerorts zu einem sehr starken Einbruch der Zahlen bis teilweise zum kompletten Wegfall." Auf der anderen Seite heißt es beispielsweise aus dem Bistum Regensburg: "Die Ministrantenzahlen sind seit Jahren stabil. Ein rückläufiger Trend ist an den vorliegenden Zahlen nicht ablesbar." Nach Einschätzung der zuständigen Ministranten-Verantwortlichen sei davon auszugehen, dass "die Corona-Pandemie die Situation daher nicht allzu dramatisch verschlimmert hat", teilt auch das Bistum Dresden-Meißen mit.
Die Gründe, die von den Bistümern für rückläufige Messdiener-Zahlen angeführt werden, ähneln sich dabei stark. So wird vor allem auf die Beschränkungen der Gottesdienste während der Hochphasen der Corona-Pandemie abgehoben. Dadurch konnten Ministrantinnen und Ministranten ihren Dienst am Altar teilweise überhaupt nicht ausüben. Auch Zusammentreffen wie Gruppenstunden waren demnach vielerorts verboten. Ein Gemeinschaftsgefühl konnte so kaum aufkommen. "Diese Zeit hat dazu geführt, dass einerseits aktive Ministrant*innen ihren Dienst überdacht und andererseits keine neuen Ministrant*innen ausgebildet und eingeführt wurden", fasst es beispielsweise der Pädagogische Referent für Ministrantenpastoral aus dem Bistum Trier, Benedikt Welter, zusammen.
Denn nicht nur fehlende Gruppenstunden sowie Gottesdienste und damit Einsätze für Ministrantinnen und Ministranten waren ein Problem: In vielen Gemeinden starten Kinder üblicherweise nach der Erstkommunion mit dem Dienst am Altar. Da während der Hochphase der Corona-Pandemie aber vielerorts Erstkommunionfeiern abgesagt oder verschoben wurden oder nur in sehr kleinem Kreis stattgefunden haben, verlief auch die Gewinnung neuer Messdienerinnen und Messdiener eher schwierig.
Zusammenhang mit gesellschaftlichen Entwicklungen
Diese Entwicklungen werden in zahlreichen Bistümern auch in Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen gebracht. So werden ebenfalls die allgemein zurückgehende Kirchenbindung, Pfarreizusammenlegungen oder der Vertrauensverlust der Kirche angeführt, aber auch die Entwicklung, dass Jugendliche sich immer weniger an dauerhafte Ehrenämter und Dienste binden wollten oder Kinder und Jugendliche in den Schulen nach der Pandemie Inhalte aufholen müssen und dadurch weniger Freizeit haben.
Nicht alle Bistümer konnten sich dabei auf aktuelle Zahlen beziehen. Denn grundsätzlich fragt die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz alle fünf Jahre die Zahlen der Ministrantinnen und Ministranten in Deutschland ab. Die letzte größere Umfrage dieser Art fand 2015 statt. Die nächste wäre zwar eigentlich für das Jahr 2020 anberaumt gewesen, aufgrund der Corona-Pandemie konnten allerdings nicht alle Bistümer Zahlen erfassen. Die Arbeitshilfe "Katholische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten 2021/2022" gibt deutschlandweit rund 360.000 Messdienerinnen und Messdiener an, 53 Prozent davon weiblich.
Messdienerarbeit nimmt wieder Schwung auf
Interessant sind diese Erhebungen und Daten auch für die Diözesen selbst: Derzeit führen einige der nordwestdeutschen (Erz-)Diözesen eine bistumsweite Umfrage durch, deren Ergebnisse in den kommenden Monaten vorliegen sollen. Darin soll unter anderem auch ermittelt werden, wie viele Messdienerinnen und Messdiener vor Ort noch aktiv sind, wo noch Gruppenstunden stattfinden und wie die Altersstruktur aussieht, um so in der Pastoral gezielt reagieren und Angebote schaffen zu können.
Doch trotz dieses Mangels: Auch in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie gab es – unter den jeweils gültigen Hygiene-Vorgaben – dennoch Ministrantinnen und Ministranten, die ihren Dienst am Altar weiter ausgeführt haben. Zahlreiche Bistümer bemühen sich zudem mit verschiedenen Ideen und Konzepten, der Messdienerarbeit nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie wieder neuen Schwung zu geben. Und das scheint bereits positive Effekte zu haben: Viele Bistümer melden, dass beispielsweise aufgrund nachgeholter Erstkommunionfeiern derzeit wieder vermehrt Messdienerinnen und Messdiener in ihren Dienst eingeführt würden. Die Gefahr scheint damit erstmal gebannt, dass es in den Gemeinden rund um den Altar leer bleiben könnte.
Katholisch.de führt im Folgenden die Antworten der einzelnen (Erz-)Bistümer in zusammengefasster Form auf. Über die Links in der Übersicht können Sie gezielt die jeweiligen Bistümer aufrufen:
Aachen, Augsburg, Bamberg, Berlin, Dresden-Meißen, Eichstätt, Erfurt, Essen, Freiburg, Fulda, Görlitz, Hamburg, Hildesheim, Köln, Limburg, Magdeburg, Mainz, München und Freising, Münster, Osnabrück, Paderborn, Passau, Regensburg, Rottenburg-Stuttgart, Speyer, Trier, Würzburg.
Bistum Aachen: Konkrete Zahlen zur Situation der Messdiener in der Corona-Pandemie liegen dem Bistum Aachen nach eigenen Angaben derzeit nicht vor. Eine Umfrage dazu laufe aber momentan. "Die Corona-Pandemie der vergangenen fast zweieinhalb Jahre hat auch die Ministrantinnen und Ministranten getroffen", lautet aber dennoch die Bilanz. "Im ersten Lockdown fanden fast gar keine öffentlichen Gottesdienste statt, Gruppenstunden und gemeinschaftsstiftende Momente waren nicht möglich." Das Mitwirken in der Liturgie sei aber aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln eingeschränkt möglich gewesen. Ein Vernetzungstreffen von haupt- und ehrenamtlichen Leiterinnen und Leitern im vergangenen Oktober habe gezeigt, dass "vor allen Dingen dort die Zahl der Ministrantinnen und Ministranten unverändert blieb, wo die Kinder und Jugendlichen eine engagierte Begleitung durch ihre Gruppenleitung erfuhren, sie gut an Strukturen in ihrer Pfarrei angebunden waren und vor allem in ihren Interessen ernst genommen wurden", so das Bistum.
Bistum Augsburg: Auch im Bistum Augsburg liegen keine aktuellen Zahlen vor. "Man muss von schwächeren Zahlen ausgehen, ähnlich wie in anderen bayerischen Diözesen", teilte der Referent für Ministrantenpastoral Harald Weber mit. Für die geringeren Zahlen sieht er verschiedene Gründe. Zum einen seien in den Jahren 2020 und 2021 keine oder nur wenige Ministranten aufgenommen worden und auch Treffen zur Ministranteneinführung seien nur schwer oder gar nicht möglich gewesen. Zudem seien die Corona-Jahre für die Mitarbeitenden in den Pfarreien sehr anstrengend gewesen. "Man konnte mit Mühe und Not Erstkommunionen und Firmungen feiern. Das Thema Minis geriet teilweise in den Hintergrund", konstatiert Weber. Auch die generell zurückgehende Kirchenmitgliedschaft würde genauso zu rückläufigen Messdienerzahlen führen, wie der Rückgang an Eucharistiefeiern in den größer werdenden Pfarreiengemeinschaften. "Der Dienst der Minis lebt zentral von ihrem Einsatz in der Eucharistiefeier in ihrer Heimatgemeinde", so Weber. Ministranten fühlten sich nicht mehr gebraucht, wenn sie nur alle sechs Wochen in ihrer Heimatgemeinde aktiv werden könnten.
Erzbistum Bamberg: "Tatsächlich ist zur Zeit und insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie ein Rückgang der aktiven Messdienerinnen und Messdiener zu erkennen", teilt das Erzbistum Bamberg mit. Bereits im Juli 2021 gab die Erzdiözese bekannt, dass die Zahl der Ministranten innerhalb von fünf Jahren um 20 Prozent eingebrochen sei, von rund 10.500 im Jahr 2015 auf rund 8.500 im Jahr 2020. Den Hauptgrund sieht Andreas Kraft von der Öffentlichkeitsarbeit des Jugendamtes der Erzdiözese und des BDKJ-Diözesanverbandes Bamberg darin, dass in den vergangenen Jahren "leider spürbar weniger Kommunionkinder als Messdienerinnen und Messdiener gewonnen werden konnten", so die Erzdiözese. "Der Kommunionunterricht in der Gruppe musste in dieser Zeit stark reduziert werden oder ist sogar ganz weggebrochen – dadurch gibt es natürlich auch weniger Möglichkeiten, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Kommunionkinder für den Dienst als Messdienerin bzw. Messdiener zu begeistern." Auch bestehende Strukturen und Messdiener-Gruppen seien aufgrund der langanhaltenden Kontaktbeschränkungen geschwächt worden.
Erzbistum Berlin: Aktuelle Zahlen zu den Messdienerinnen und Messdienern gibt es im Erzbistum Berlin nicht. Die letzte offizielle Erhebung stammt aus dem Jahr 2015 und geht von rund 2.900 Ministranten aus. Als Anhaltspunkte weist die Pressestelle darauf hin, dass bei der Fronleichnamsprozession 2022 mit 150 Messdienerinnen und Messdienern mehr gekommen waren als vor Corona (ca. 120), was für ein Flächenbistum wie Berlin, an dem Fronleichnam zudem kein gesetzlicher Feiertag ist, als gute Zahl gewertet wird. Beim Bistumstag im September hätten 110 Messdienerinnen und Messdiener teilgenommen. Auf diesen Tag sei auch die Ministrantenwallfahrt verschoben worden. Vor Corona habe das Format mit rund 250 bis 280 Ministrantinnen stattgefunden.
Bistum Dresden-Meißen: Das Bistum Dresden-Meißen gibt zu Protokoll, dass ein Überblick über die Entwicklung der Ministrantenzahlen in den Pfarreien derzeit nicht vorliege – "es sind aber auch keine Hilferufe bei der Ministrantenpastoral unseres Bistums eingegangen". "Nach Einschätzung der zuständigen Ministranten-Verantwortlichen ist davon auszugehen, dass die Corona-Pandemie die Situation daher nicht allzu dramatisch verschlimmert hat", heißt es aus dem Bistum. Einzelne Ministrantinnen und Ministranten hätten zudem während der Zeit großer Hygienemaßnahmen in den Gottesdiensten ihr Bedauern darüber geäußert, in dieser Phase nur sehr wenige Aufgaben im Gottesdienst übernehmen zu können. Grundsätzlich seien die Gemeindemitglieder durch die Diaspora-Situation gewohnt, "sich aktiv in das Pfarreileben einzubringen und aus jeder Situation das Beste zu machen", so eine Sprecherin. "Ein starker Zusammenhalt und das Haushalten mit wenigen vorhandenen Kräften gehört in den meisten Gemeinden bereits seit vielen Jahren zum Alltag."
Bistum Eichstätt: Das Bistum Eichstätt spürt nach eigenen Angaben die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich. "Der Dienst der Ministrantinnen und Ministranten ist ein Gemeinschaftsdienst, und wenn diese Gemeinschaft nicht gelebt werden kann, dann wird es zunehmend schwierig, dabei zu bleiben bzw. damit erst anzufangen", teilte die Diözese mit. Gerade für Ministrantinnen und Ministranten im "mittleren bzw. älteren Alter" sei der Lockdown zum Teil eine Zäsur gewesen, insbesondere für diejenigen, die schon mit dem Gedanken gespielt hatten, aufzuhören. Grundsätzlich gehe der Trend aber nach unten. So gab es nach Bistumsangaben bei der letzten Erhebung 2021 knapp 5.000 Ministrantinnen und Ministranten. Bei der Zählung rund fünf Jahre zuvor seien es noch 6.500 gewesen.
Bistum Erfurt: Die letzte erhobene Zahl für das Bistum Erfurt stammt von Ostern 2021 und ergab eine Gesamtzahl von 1.966 Ministrantinnen und Ministranten. Im Vergleich zur Messdienerzählung 2015 sieht das Bistum die Zahlen als stabil an. "Während der Corona-Pandemie haben tatsächlich einige Ministrantinnen und Ministranten ihren Dienst aufgegeben", teilte ein Sprecher mit. "Aktuell zeigt sich aber, dass viele wieder zurückkommen und auch Erstkommunionkinder gut für den Dienst zu gewinnen sind." Der Grund dafür sei, dass viele Pfarreien sich trotz Corona um den Kontakt zu den Ministrantinnen und Ministranten bemüht hätten.
Bistum Essen: Aktuelle Messdienerzahlen liegen im Bistum Essen nicht vor. "Tendenziell ist auch im Bistum Essen das Engagement von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Messdiener*in zurückgegangen", teilte das Ruhrbistum mit. "Jedoch sind die einzelnen Pfarreien davon unterschiedlich stark betroffen." Ein Indikator für diese Entwicklung seien geringe oder ausbleibende Anmeldungen für entsprechende Ausbildungsangebote in den Pfarreien im Anschluss an die Erstkommunion. Die Gründe für dieses nachlassende Engagement seien sicherlich vielschichtig, so das Bistum. Genauere Antworten auf diese Frage soll eine qualitative Umfrage liefern, die das Bistum in den kommenden Monaten durchführen möchte.
Erzbistum Freiburg: Mindestens 27.646 Ministrantinnen und Ministranten engagieren sich laut einer Umfrage unter den Seelsorgeeinheiten im Jahr 2020 im Erzbistum Freiburg. Insgesamt berichteten die Ansprechpersonen für Ministrantenpastoral bei Vernetzungstreffen allgemein von einem Rückgang der Zahlen, teilt die Erzdiözese mit. Hauptamtliche vor Ort würden diesen Trend bestätigen. Besonders ältere Ministrantinnen und Ministranten würden vielerorts bereits fehlen. "Seit Beginn der Corona-Pandemie haben vor allem ältere Ministrantinnen und Ministranten nach ihrem Schulabschluss ihre Heimatgemeinden verlassen", so die Auskunft. Jüngere würden sich die Verantwortung als Oberministrantin oder Oberministrant oft nicht zutrauen und bräuchten teilweise einen Anstoß, um Aktionen oder Gottesdienstproben für Gruppen zu organisieren. Auch weniger Freizeit für Schülerinnen und Schüler könnte demnach ein Grund sein, da diese aufgrund der Pandemie Schulstoff aufholen müssten.
Bistum Fulda: Eine im Jahr 2020 durchgeführte statistische Umfrage ergab rund 5.670 Ministrantinnen und Ministranten für das Bistum Fulda. Belastbare Zahlen für einen möglichen Trend gibt es nach Auskunft der Pressestelle des Bistums Fulda nicht. Rückmeldungen von Verantwortlichen im Bistum deuteten jedoch darauf hin, dass es über die vergangenen Jahre gesehen einen abnehmenden Trend gegeben habe. "Insgesamt ist das Bistum Fulda aber froh und dankbar, dass in vielen Gemeinden nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie mit viel Kreativität und Engagement schnell wieder zahlreiche attraktive Angebote für die Messdienerinnen und Messdiener hochgefahren werden konnten und dass die Jungen und Mädchen wieder regelmäßig ihrem Dienst nachgehen können."
Bistum Görlitz: Ohne konkrete Zahlen nennen zu können, teilte das Bistum Görlitz mit, dass aktuell "eher ein Rückgang" gemeldet werde. "Ob das an der Corona-Pandemie liegt, konnte/kann keiner genau beantworten", so die Geschäftsführerin der Jugendseelsorge im Bistum, Henriette Karpe. Generell gebe es einen Rückgang in allen Bereichen der Kinder- und Jugendpastoral. "Wir vermuten, dass es daran liegt, das jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge 'nachrutschen' sollten", so Karpe. Jede Pfarrei versuche aber ihr bestes, um Messdienerinnen und Messdiener zu gewinnen.
Erzbistum Hamburg: Groben Schätzungen zufolge könne man derzeit davon ausgehen, dass im Schnitt rund 30 Messdienerinnen und Messdiener pro Pastoralem Raum im Erzbistum Hamburg aktiv seien. "Das macht in der Summe schätzungsweise ca. 840 Ministrant_innen", so ein Sprecher des Erzbistums. Tatsächlich sei gerade zu Beginn der Pandemie ein starker Rückgang der Aktivenzahlen spürbar gewesen. Die Gründe dafür seien vielfältig und reichten von einem anfänglichen Gottesdienstverbot sowie Beschränkungen für den Aufenthalt mehrerer Personen im Altarraum über Versammlungsverbote für Gruppenstunden bis hin zur Verunsicherung Einzelner und einer gewissen "digitalen Ermüdung" bei virtuellen Angeboten. Derzeit seien die Corona-Bestimmungen aber gelockert und es gebe sowohl auf Bistumsebene als auch auf lokaler Ebene Bestrebungen, die Ministrantenpastoral "neu" aufleben zu lassen. Eine Herausforderung hierbei sei jedoch die mancherorts fehlende Kontinuität.
Bistum Hildesheim: Die Pressestelle des Bistums Hildesheim schätzt die Ministrantenzahl vor der Corona-Pandemie auf rund 4.000 junge Menschen. "Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Zahl der Aktiven zurück gegangen, da sie kaum gebraucht wurden", hieß es in der Rückmeldung. Mit dem Wegfall der Beschränkungen gebe es aber auch in diesem Bereich eine Zunahme von Aktiven. Grundsätzlich habe die Corona-Pandemie in zahlreichen Bereichen den Dienst von Ministrantinnen und Ministranten eingeschränkt. "Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Identität als Ministrant oder Ministrantin und die Bereitschaft, sich zu engagieren", so das Bistum.
Erzbistum Köln: 20.000 Messdienerinnen und Messdiener gab es laut Pressestelle vor dem Beginn der Corona-Pandemie im Erzbistum Köln. Auch im Erzbistum Köln soll eine derzeit laufende Umfrage Aufschluss über aktuellen Zahlen liefern. "Es steht schon vor dem Abschluss der Umfrage fest, dass es auch bei uns im Erzbistum zahlreiche Kirchorte gibt, an denen sich bereits vor der Pandemie abgezeichnet hat, dass die Ministranten-Zahlen (korrespondierend mit der Anzahl der Gottesdienstbesucher) rückläufig sind", teilt die Pressestelle mit. Die Pandemie habe diesen Prozess mancherorts noch einmal verstärkt, aktuell träfen sich junge Menschen aber neben dem Dienst am Altar auch wieder zu Gruppenstunden, Aktivitäten und Ausflügen.
Bistum Limburg: Laut der letzten Zählung im Sommer 2021 liegt die Zahl der Ministrantinnen und Ministranten im Bistum Limburg hochgerechnet bei rund 5.800. Im Vergleich zur letzten Zählung 2014 sei dies ein Rückgang um 34 Prozent, so die Pressestelle. Der liturgische Dienst sei der Mittelpunkt des Messdiener-Engagements, aufgrund der Corona-Beschränkungen sei dieser längere Zeit aber nicht möglich gewesen. "Auch nach Lockerung von Einschränkungen wurde der Dienst aus verschiedenen Gründen mancherorts nicht wieder aufgenommen, so dass in einigen Orten bis zu zwei Jahre keine oder kaum Ministrantinnen und Ministranten in Gottesdiensten eingesetzt waren", hieß es in der Antwort des Bistums. Dies habe teilweise zu einem starken Einbruch der Zahlen bis zu einem kompletten Wegfall geführt. Unter anderem die erschwerte Erstkommunionvorbereitung und -feiern seien Gründe, warum die Gewinnung neuer Messdienerinnen und Messdiener heute noch schwierig sei.
Bistum Magdeburg: Da Messdienerinnen und Messdiener im Bistum Magdeburg in den einzelnen Pfarreien begleitet werden, konnte das Bistum keine überdiözesanen Zahlen mitteilen. Die Corona-Zeit habe sich in den Pfarreien sehr unterschiedlich ausgewirkt: "In manchen Pfarreien stehen wesentlich weniger Jungen und Mädchen für diesen wichtigen Dienst bereit, in anderen Pfarreien macht sich das nicht so stark bemerkbar", so eine Sprecherin. Da während der Pandemie aber weniger Erstkommunionen gefeiert wurden, stünden insgesamt aber auch weniger junge Menschen zur Verfügung, die für diesen Dienst gewonnen werden könnten.
Bistum Mainz: Der letzten Umfrage von 2021 zufolge gibt es im Bistum Mainz etwa 8.400 Ministrantinnen und Ministranten, was laut Pressestelle allerdings nur eine Hochrechnung ist. Im Vergleich zur Umfrage von 2015 ist die Zahl damit um etwa 7,6 Prozent zurückgegangen. "Die Gründe liegen vermutlich auch in den Erfahrungen der Coronazeit, sind aber sicherlich vielfältig", vermutet der Referent für Ministrant*innenpastoral im Bistum, Martin Rudolf-Ceglarski. Unter anderem führt er das verlorengegangene Gemeinschaftsgefühl durch Beschränkung der Messdienerinnen und Messdiener in der Liturgie an sowie verschobene oder ausgefallene Gruppenstunden, Ausflüge und Wallfahrten.
Erzbistum München und Freising: Rund 20.200 Ministrantinnen und Ministranten sind laut der letzten Zählung zwischen März und Juni 2020 im Erzbistum München und Freising aktiv. "Es lässt sich kein einheitlicher Trend feststellen, in manchen Pfarreien/Pfarrverbänden sind weniger, in manchen gleich viel und in manchen mehr Ministrantinnen und Ministranten im Einsatz als vor der Corona-Pandemie", hieß es in der Antwort der Pressestelle. Grundsätzlich sei zu beachten, dass immer weniger Kinder getauft würden oder mit dem christlichen Glauben in Berührung kämen. Zudem wüchsen Kinder in einer multioptionalen Gesellschaft auf, in der die Entscheidung für den Ministrantendienst nur eine Möglichkeit unter vielen sei und nicht zwingend in Verbindung mit dem eigenen Glauben stehe. Die wöchentlichen Gruppenstunden seien darüber hinaus in vielen Gemeinden nicht mehr die Regel und die Struktur der Gruppenarbeit habe sich verändert.
Bistum Münster: Ab Oktober finde im Bistum Münster eine bistumsweite Messdiener-Umfrage statt, sodass erst im Anschluss an die Auswertung und im Vergleich mit der bistumsweiten Erhebung aus dem Jahr 2013 Rückschlüsse auf Veränderungen gezogen werden könnten, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Die Situation in den Pfarreien stelle sich vermutlich differenziert dar. "Einige Pfarreien nehmen regelmäßig neue Ministrantinnen und Ministranten auf, andere stagnieren oder verzeichnen weniger Messdienende in ihren Reihen", heißt es in der Antwort. Ein Rückgang könne daher nicht beziffert werden, sicher sei aber "insgesamt auch die Ministrantenpastoral von gesellschaftlichen Veränderungen, der Vertrauenskrise der Kirche und den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen".
Bistum Osnabrück: Laut einer im Frühjahr 2022 erfolgten Umfrage gibt es im Bistum Osnabrück mehr als 7.300 Ministrantinnen und Ministranten. Es gebe schon seit längerer Zeit einen rückläufigen Trend bei den Zahlen der Messdienerinnen und Messdiener, erläuterte der Leiter des Bereichs Jugendpastoral des Bistums, Benedikt Kisters. "Wie sich die Corona-Pandemie in dieser Hinsicht ausgewirkt hat, können wir nicht beziffern." Da durch Corona aber viele Gottesdienste ausgefallen seien und damit auch die Möglichkeit zu ministrieren gering gewesen sei, hätten Ministrantinnen und Ministranten nicht selten ihre Gruppen verlassen. Ein weiterer Grund sei darüber hinaus, dass sich Jugendliche immer stärker nur noch projektorientiert engagierten und nicht mehr für dauerhafte Ehrenämter und Dienste eingesetzt werden wollen.
Erzbistum Paderborn: Vergleichbare statistische Angaben zum Ministrantendienst werden nach eigenen Aussagen im Erzbistum Paderborn nicht erhoben. "Ein anhand von Zahlen gestützter Trend kann für das Erzbistum Paderborn allgemein weder in die eine noch in die andere Richtung belegt werden", so ein Sprecher des Erzbistums. "Es ist nicht auszuschließen, dass sich der Ministrantendienst auch aufgrund von demographischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen verändert." Im flächenmäßig großen Erzbistum seien die Kirchengemeinden und damit auch die Entwicklung des Ministrantendienstes ganz unterschiedlich geprägt. Zu den Auffälligkeiten im Verlauf der Corona-Pandemie gehöre ein allgemeiner Rückgang an Aktivität und an Möglichkeiten, den Ministrantendienst praktisch auszuüben und erleben zu können. "Zeitweise kam der Ministrantendienst sogar ganz zum Erliegen", hieß es in der Rückmeldung. Insgesamt werde der Ministrantendienst aber weiterhin gerne übernommen und als wichtiger kirchlicher Dienst wahrgenommen.
Bistum Passau: Zu Beginn des Jahres 2020 wurden im Bistum Passau 6.430 Ministrantinnen und Ministranten gezählt. Eine Einschätzung, inwiefern sich die Zahlen durch die Corona-Pandemie verändert haben, konnte das Bistum auf Anfrage nicht abgeben, da "nicht ausreichend aktuelle Erhebungen vorliegen".
Bistum Regensburg: Den Zahlen der letzten Umfrage 2020 zufolge gibt es im Bistum Regensburg derzeit 25.965 Ministrantinnen und Ministranten. Diese Zahlen seien seit Jahren stabil, teilte ein Sprecher mit. "Ein rückläufiger Trend ist an den vorliegenden Zahlen nicht ablesbar." Wie sich die Pandemie auf die Strukturen und Zahlen der Ministrantengruppen ausgewirkt hätten, sei zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht absehbar. Die aktuellen Aufnahmezahlen seien teilweise sogar höher als in den Jahren vor der Pandemie. Dies hänge aber auch damit zusammen, dass in machen Pfarreien die Erstkommunionfeiern verschoben worden seien. Grundsätzlich sei zu beobachten, dass mehr Ministrantinnen und Ministranten ihren Dienst beginnen würden, die Verweildauer aber abnehme. "Dies ist ein Trend, den wir auch aus nichtkirchlichen Kreisen kennen und scheint eine gesellschaftliche Tendenz zu sein, sich nicht solange an eine Sache binden zu wollen", so das Bistum.
Bistum Rottenburg-Stuttgart: Die Zahl der Ministrantinnen und Ministranten bezifferte das Bistum Rottenburg-Stuttgart auf rund 30.000. "Ein rückläufiger Trend ist insgesamt und auch infolge der Corona-Pandemie erkennbar, kann derzeit aber nicht exakt beziffert werden", so ein Sprecher. Grund dafür seien die mit der Pandemie verbundenen Maßnahmen, aber auch der Rückgang von Verantwortlichen und Gruppenbegleiterinnen und -begleitern vor Ort.
Bistum Speyer: Einen deutlichen Rückgang der Messdienerzahlen hat das Bistum Speyer zu verzeichnen. Waren es 2015 noch 6.983 Messdienerinnen und Messdiener, lag die Zahl 2021 noch bei 4.179 – ein Rückgang um 40 Prozent. Ein Grund hierfür könnte laut der Referentin für Ministrantenseelsorge, Elisabeth Bauer, die Pfarreizusammenlegungen sein. Wie sich die Messdienerzahl seit der Corona-Pandemie entwickelt habe, sei jedoch schwer zu sagen. "Grundsätzlich kann man sagen, dass viele Messdiener*innen es geschafft haben alternative Angebote zu schaffen – da ist dann auch die Messdiener*innenanzahl gleich geblieben."
Bistum Trier: Die letzte Zählung im Bistum Trier wurde 2015 durchgeführt und ergab 20.222 Messdienerinnen und Messdiener. Die nächste Erhebung ist bis Ende des Jahres vorgesehen. "Ich rechne hier mit rückläufigen Zahlen", sagte Benedikt Welter, Pädagogischer Referent für Ministrantenpastoral im Bistum. Aus Angst vor Ansteckungen seien in der Hochphase der Pandemie vielerorts gar keine Messdienerinnen und Messdiener eingesetzt worden und auch Gruppenstunden mussten ausfallen. Aktuell steige die Anfrage nach Materialien und Unterstützung aber wieder, so Welter. "Ich stelle fest, dass die Einstellung sich geändert hat: Während zu Beginn die Angst größer war und daher lieber gar keine Veranstaltungen geplant wurden, hat man jetzt gelernt, mit Schutzkonzepten umzugehen und Aktionen trotz und mit Pandemie durchzuführen."
Bistum Würzburg: Die letzten Zahlen im Bistum Würzburg, die in der ersten Phase der Pandemie im Jahr 2020 erhoben wurden, ergaben 12.500 Messdienerinnen und Messdiener, 2015 waren es 17.500. "Ja, es gibt einen rückläufigen Trend", sagte Sebastian Volk, Diözesanreferent für die Ministrant:innen-Arbeit im Bistum Würzburg. Als Grund dafür nannte er etwa den abgerissenen Kontakt durch anfängliche Gottesdienst- oder Ministrierverbote, persönliche Sicherheitsbedenken, Unsicherheit bei den Corona-Regeln oder "die kirchliche Großwetterlage". Der Blick auf den Mangel sei zwar realistisch. "Die Frage ist aber auch: Warum gibt es noch junge Menschen, die trotz allem Lust auf den Dienst und das Ministranten-Sein haben?", so Volk.
Die Umfrage wurde zwischen Mitte August und Ende September 2022 durchgeführt.