Fundamentaltheologe verteidigt Ansatz des Synodalen Wegs

Hoff: Zeichen der Zeit kein "ideologischer Selbstbedienungsladen"

Veröffentlicht am 27.10.2022 um 11:39 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Immer wieder wird kritisiert, dass der Orientierungstext des Synodalen Wegs die Zeichen der Zeit als Offenbarungsquelle nennt. Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff hat diesen Ansatz nun verteidigt – und sich dabei auf das Zweite Vatikanum bezogen.

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Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff hat die Zeichen der Zeit als Offenbarungsquelle für die Theologie verteidigt. Sie seien keine zusätzliche Offenbarungsquelle, "sondern sie bilden das semiotische Material, das es braucht, um das, was als Offenbarung Anerkennung verlangt, zur Sprache zu bringen", schreibt Hoff in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (November-Ausgabe). "Das ist nicht Zeitgeist als modisches Accessoire oder als ideologischer Selbstbedienungsladen", betonte der Theologe. Sie öffneten im Gegenteil einen wichtigen Zugang, um Gott, in der Geschichte und Gegenwart der Menschen zu entdecken, schreibt Hoff in Bezug auf den Orientierungstext des Synodalen Wegs.

Bereits die Dogmatische Konstitution "Dei Verbum" (1965) des Zweiten Vatikanischen Konzils koppele die Selbstoffenbarung und die Selbstmitteilung Gottes aneinander. Offenbarung vollziehe sich daher als Interpretation, so Hoff: "In ihr vermittelt sich der Geist Jesu Christi. Er erschließt Raum für die lebenswirksame Bedeutung des Evangeliums zu allen Zeiten, insofern immer jetzt." Dieser komplexe Auslegungsvorgang sei nicht bloß auf die Heilige Schrift festgelegt: "Interpretation ist aber gebunden an Zeichen, die je neue Zeichen der auslegenden Aneignung ermöglichen und erfordern."

Kirche führe in offenbarungsbasiertem Glauben über ihre Grenzen hinaus 

Dabei sei die Deutungshoheit über die Zeichen der Zeit prekär, da sie Mehrdeutigkeiten produzierten. "Die glaubens- und erfahrungsgetragene Bestimmung dieses Kriteriums vollzieht sich im Raum des Glaubens, also kirchlich, ohne, dass es sich allerdings in der Kirche abschließt", so Hoff. Kirche führe mit ihrem offenbarungsbasierten Glauben vielmehr über ihre eigenen Grenzen hinaus, nämlich in die Lebenswelten der Menschen und deren religiös-säkulare Übergänge.

Grundsätzlich stelle die Rede von einer synodalen Kirche das ekklesiologische Format der römisch-katholischen Kirche um – "sonst würden Bischöfe nicht beteuern, man müsse Synodalität erst lernen", betont Hoff. Dies sei aber die Lernerfahrung einer Kirche, die auf die Zeichen der Zeit höre, nämlich auf die Partizipationserwartungen des Volkes Gottes. (cbr)