Frauenweihe: Kirchenvertreterinnen kritisieren Becquart-Aussagen
Die Absage an eine Weihe von Frauen durch die Untersekretärin des vatikanischen Synodensekretariats, Nathalie Becquart, hat Unverständnis unter Kirchenvertreterinnen in Deutschland ausgelöst. Aus Sicht der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat sich die Frage nach einer Weihe von Frauen in der katholischen Kirche nicht erledigt. "Wir sind uns der besonderen Hürde bei dieser Frage sehr bewusst und legen mit großer Sorgfalt Argumente vor, für deren ernsthaftes Abwägen wir weiter werben", sagte Stetter-Karp am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de. "Wir sind überzeugt davon, dass mit einem 'Basta' eine derart virulente Frage an den Anspruch einer wahrhaft inklusiven Kirche nicht für erledigt erklärt werden kann." Zuvor hatte Becquart betont, dass eine Weihe von Frauen für die katholische Kirche "im Moment, von einem offiziellen Standpunkt aus gesehen, keine offene Frage" sei, sagte sie am Dienstag der BBC. "Es geht nicht nur darum, dass man sich zum Priestertum berufen fühlt, sondern es geht immer um die Anerkennung, dass die Kirche einen zum Priester berufen wird." Das persönliche Gefühl oder die persönliche Entscheidung reichten nicht aus.
Die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), Maria Flachsbarth, betonte, dass sich die Frage nach der Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern ganz ausdrücklich stelle. "Denn der Zustand der Kirche zeigt mit beunruhigender Deutlichkeit, dass diese dringliche Frage nicht länger mit einem 'Roma locuta' vom Tisch gewischt werden kann", sagte sie am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de. Becquart verweise auf den römischen Ist-Zustand, unternehme aber nicht den Versuch, diesen theologisch zu legitimieren. "Für den KDFB ist die Forderung nach der Öffnung der Weiheämter für alle Getauften und Gefirmten zutiefst in der Gottebenbildlichkeit und in der Taufwürde begründet: Darin liegen unverlierbar Anspruch und Hoffnung auf echte Teilhabe und Geschwisterlichkeit in der Kirche – über den römischen Ist-Zustand hinaus."
Auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) widerspricht der Aussage von Becquart, dass die Weihe von Frauen derzeit keine offene Frage ist. "Frauen haben überhaupt keine Chance zu ihrer Berufung gehört oder als berufen anerkannt zu werden. Ihnen wird verwehrt, ihre Berufung zu leben", sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende der kfd, Agnes Wuckelt, am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de. Sie erinnerte an eine frühere Interview-Aussage Becquarts: "Es ist wichtig, den Frauen zuzuhören, den jungen Menschen, den armen Menschen, die nicht immer ein Mitspracherecht haben", sagte sie im April 2021. "Wir fordern seit Jahrzehnten die Weihe von Frauen. Daraus folgere ich, dass man uns in Rom nicht zuhören möchte, weder mit uns sprechen noch unsere Argumente ernst nehmen will", kritisierte Wuckelt. Es sei äußert bedauerlich, dass gerade eine Frau die Weihe von Frauen ablehne und als "Trostpflaster" mögliche Führungspositionen in der Kirche in Aussicht stelle.
Auch Papst hatte sich gegen Frauenpriestertum ausgesprochen
Becquart hatte in ihrem Interview ebenfalls betont, sie glaube an eine Entwicklung in der katholischen Kirche, die es Frauen gestatte, mehr Führungspositionen zu übernehmen. Diese seien jedoch "nicht mit der Weihe verbunden". "Ich denke, wir müssen unsere Vision der Kirche erweitern. Es gibt viele, viele Möglichkeiten für Frauen, der Kirche zu dienen", so Becquart. Als Untersekretärin ist Becquart maßgeblich für die Organisation des von Papst Franziskus initiierten weltweiten synodalen Prozesses zuständig. Sie ist die erste Frau, die bei einer Bischofssynode stimmberechtigt ist.
Im Arbeitsdokument für die kontinentale Phase der Bischofssynode zur Synodalität taucht die Forderung nach einer Priesterweihe für Frauen ebenfalls auf. "Sehr viel unterschiedlichere Positionen sind zur Priesterweihe für Frauen zu hören, die man sich in einigen Berichten wünscht, während andere diese Frage als abgeschlossen betrachten", heißt es dort. Auch auf dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland wird das Thema Frauenweihe diskutiert. Stetter-Karp ist Präsidentin des Reformprojekts, Flachsbarth und Wuckelt sind Mitglieder der Synodalversammlung.
Zuletzt hatte sich auch Papst Franziskus Ende November in einem Interview mit dem US-Jesuitenmagazin "America" gegen ein Frauenpriestertum ausgesprochen. "Wir amputieren das Wesen der Kirche, wenn wir nur auf die Weiheämter schauen", so das Kirchenoberhaupt. Das Nein zur Frauenweihe sei keine Benachteiligung. Vielmehr spiegele sich die Würde der Frau direkt in der Kirche wider, die ebenfalls weiblich sei. Leider habe die Kirche bislang "zu oft versagt", dieses Prinzip zu erklären. (cbr)