Brauchen mehr Nächstenliebe statt warmer Kirchen
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Diese Woche im Facebook-Profil von katholisch.de: Ein "Spickzettel für die Christmette", der 2019 veröffentlicht wurde, wird heiß diskutiert. Heißer noch als die kurze Notiz, dass viele deutsche Bistümer den Menschen raten, sich für den Gottesdienstbesuch an Weihnachten warm anzuziehen, weil angesichts der Energiepreise auch in vielen Kirchen die Grundtemperatur deutlich abgesenkt worden ist.
Da führt ein "Spickzettel", der mit einem Augenzwinkern erklärt, wann und warum man üblicherweise während eines Gottesdienstes sitzt, steht oder kniet, zu dem Verdacht, hier ginge es um Bevormundung oder Ritualismus. Und manche Reaktion auf die regelmäßigen Kirchgängern längst bekannte Temperaturabsenkung klingt so dramatisch, als würden Kirchen aus egoistischen Gründen von muckeliger Kaminzimmerwärme auf Kühlhaustemperaturen herunterreguliert.
Seit wann und warum macht sich eigentlich solch eine infantile und "faktenbefreite" Empörungskultur breit, bei der die eigene Befindlichkeit das Maß aller Dinge zu sein scheint?
Die Verantwortlichen und Engagierten in den Pfarrgemeinden, in den Gremien und sonstigen Gruppen machen sich schon seit Wochen ganz praktisch und bodenständig Gedanken, wie sie mit der Situation umgehen und sie so gut wie möglich bewältigen können. Da geht es dann weiß Gott nicht nur um die Temperatur beim Gottesdienst und die Anschaffung von Decken für die Gottesdienstbesucher. Es geht auch um diejenigen, die nicht nur in der Kirche sondern auch in ihren Wohnungen frösteln, weil sie die steigenden Heizkosten nicht mehr stemmen können; um die wachsende Zahl derjenigen, die auf die Tafeln angewiesen sind, um über die Runden zu kommen.
Eine angenehm beheizte Kirche ist eine feine Sache. Aber die wärmste Kirche ist sinnlos, wenn Egoismus, Larmoyanz und soziale Kälte zunehmen. Hier für mehr Wärme zu sorgen heißt gut christlich "Nächstenliebe", gut säkular "Solidarität". Was würde alles möglich werden, wenn sich hier die 84 Millionen Einwohner unseres Landes angesprochen und in der Verantwortung fühlen? Jede und jeder nach seinen Möglichkeiten.
Die Autorin
Ricarda Menne ist Lehrerin für Englisch, Geschichte und katholische Religion. Außerdem ist sie in der Hochschulpastoral der Bergischen Universität Wuppertal tätig.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.