Landesbischof äußert Hochachtung vor Synodalem Weg

Bedford-Strohm: Gemeinsames Abendmahl bis 2030 möglich

Veröffentlicht am 10.01.2023 um 15:56 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Wann könnte es ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten geben? Bringt der Synodale Weg eine zweite evangelische Kirche in Deutschland hervor? Zu diesen und weiteren Fragen äußerte sich jetzt Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

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Heinrich Bedford-Strohm (62), bayerischer evangelischer Landesbischof, hat die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass es ein gemeinsames Abendmahl evangelischer und katholischer Christen noch zu seinen Lebzeiten geben wird. "Vielleicht im Jahr 2030", sagte Bedford-Strohm am Dienstag im Münchner Presseclub. Dann werde die "Confessio Augustana" 500 Jahre alt – das in Augsburg formulierte protestantische Bekenntnis, das die Kirchenspaltung am Ende festgezurrt habe, weil alle Versuche, einen gemeinsamen Nenner zu finden, erfolglos geblieben seien.

"Vielleicht schaffen wir es, dass bis zum Jahr 2030 all die ökumenischen Prozesse, die wir schon hatten, darin münden, dass wir auch beim Abendmahl die Grenzen überwinden", erklärte Bedford-Strohm. Zugleich verwies er auf den Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt, der überwiegend "leider nur digital" stattgefunden habe. Damals habe die katholische Seite ausdrücklich die evangelische und auch andere konfessionelle Menschen zur Eucharistie eingeladen – "nach Prüfung ihrer Gewissen". So habe es die wechselseitige ökumenische Gastfreundschaft gegeben.

"Wer hätte gedacht, dass so etwas möglich ist", gab der Landesbischof zu bedenken. In Deutschland sei man schon vorangekommen, "weil viele auf der katholischen Seite es wollen". Mit Blick auf die Weltkirche sei es noch etwas schwieriger. Aber dennoch setzt Bedford-Strohm nach eigenen Worten auf den Heiligen Geist. "Den gibt es ja auch noch. Der macht manchmal Sachen, das glaubst Du vorher überhaupt nicht. Wer hätte die Deutsche Einheit für möglich gehalten? Also ich lebe aus der Hoffnung, und der Heilige Geist wird uns schon den entsprechenden Rückenwind geben."

Respekt vor synodalen Debatten der Katholiken

ach Ansicht Bedford-Strohms den römisch-katholischen Christen in Deutschland nicht darum, durch ihren Reformprozess eine zweite evangelische Kirche zu werden. Sie wollten vielmehr von ihren eigenen Quellen und Traditionen her bestimmte Dinge verändern, sagte der Landesbischof. Sie täten dies in einer Situation, "wo gerade auch die römisch-katholische Kirche dramatische Konflikte und Einbußen an Loyalität und Engagement ihrer Mitglieder" habe.

Bedford-Strohm nahm damit auf einen Satz von Papst Franziskus Bezug, der mit Blick auf den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland gemeint hatte: "Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei von ihnen." Er, so der Landesbischof, habe "absolute Hochachtung vor den römisch-katholischen Geschwistern", die bei diesem Reformprozess engagiert seien. Eine der Versammlungen habe er zeitweise via Livestream verfolgt. Dabei habe ihn die Professionalität der synodalen Diskussionen beeindruckt.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Bild: ©picture alliance/dpa/Daniel Karmann (Archivbild)

Heinrich Bedford-Strohm ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Bedford-Strohm zeigte sich überzeugt, dass eines Tages Frauen auch in der katholischen Kirche Zugang zu Ämtern erhielten. In seiner Landeskirche habe es bis 1975 gedauert, bis Frauen Pfarrerinnen werden konnten. Heute könne er es sich nicht mehr vorstellen, auf diesen Schatz zu verzichten. Dies dürften die "katholischen Geschwister" nach einer Zeit ähnlich empfinden. Er verfolge jedenfalls die Diskussion mit Spannung und Hoffnung.

Vor allem aber hoffe er, "dass wir als Kirche insgesamt, egal von welchen Traditionen wir kommen, das Evangelium glaubwürdig leben", betonte Bedford-Strohm. Ziel müsse deshalb sein, die Liebe Gottes selbst auszustrahlen, auch in den institutionellen Strukturen. Dann brauche man sich keine Missionsstrategien überlegen, die Menschen würden wieder neugierig werden und auf diesen Jesus stoßen, der zu seiner Zeit wie heute auch fasziniere. Mit ihm ließen sich Kraft, Orientierung sowie Hoffnung, Glaube und Liebe schöpfen

Zudem sprach sich der Landesbischof dagegen aus, die Verbindungen zur russisch-orthodoxen Kirche abzubrechen. "Wenn auch noch die Kirchen aufhören miteinander zu reden, ja wo soll denn überhaupt irgendeine Perspektive noch herkommen, die über das rein Militärische hinausgeht?", gab Bedford-Strohm zu bedenken. – Die Führung der russisch-orthodoxen Kirche unterstützt offen den Angriffskrieg Wladimir Putins gegen die Ukraine.

Von Anfang an Waffenlieferungen an Ukraine befürwortet

Bedford-Strohm räumte ein, dass er von Anfang an Waffenlieferungen an die Ukraine befürwortet habe. Diese Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen. Aber nie und nimmer könne er unterstützen, Verbindungen der Zivilgesellschaft zu Russland, etwa in Form von Städtepartnerschaften oder entsprechende Verbindungen in sportlicher oder wissenschaftlicher Hinsicht, abzubrechen. "Wie soll denn die Perspektive nach dem Krieg aussehen?"

Vor der Vollversammlung des Weltkirchenrats im Sommer 2022 in Karlsruhe habe man sich deshalb auch dafür entschieden, die Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche nicht auszuladen. "Wir beziehen aber auch klar Stellung", betonte Bedford-Strohm, der bei dem Treffen zum Vorsitzenden des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen gewählt wurde.

Krieg bedeute immer eine Niederlage, Jesus habe Gewaltfreiheit gewollt, sagte der Kirchenmann. Deswegen könne man auch nie Waffen segnen. "Aber gleichzeitig müssen wir auch sehen, dass es unverantwortlich ist und schlimme Schuld bedeutet, wenn wir Menschen, die Mord schutzlos ausgeliefert sind, ohne wirksamen Schutz lassen", fügte er hinzu. (tmg/KNA)