US-Kardinal: Debatte über Lehränderungen durch Weltsynode fehlgeleitet
Laut US-Kardinal Joseph Tobin ist die Debatte, ob es durch den von Papst Franziskus initiierten weltweiten synodalen Prozess zu Änderungen in der Kirchlichen Lehre kommt, fehlgeleitet. "Es gibt sicherlich Stimmen, die eine Änderung der katholischen Lehre für notwendig halten, aber ich glaube nicht, dass der Heilige Vater das bei diesem ganzen Prozess im Sinn hat", sagte der Erzbischof von Newark am Wochenende dem US-Portal "Cruxnow". Es gehe nicht darum, "dieses oder jenes Dokument" zu ändern. "Die Frage ist vielmehr: Was müssen wir tun, um gemeinsam zu gehen?"
Tobin betonte weiter, er könne verstehen, dass die Gläubigen sofort konkrete Veränderungen und Ergebnisse erwarteten. Der Prozess solle aber über die zweite Bischofssynode im Herbst 2024 hinausgehen: "Die Synodalität ist eine Art, Kirche zu sein, und ich hoffe, dass sie nie abgeschlossen sein wird. Sie wird uns lehren, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten können."
Er hoffe, so Tobin, dass der Prozess in einer Zeit der Spaltung den Glauben jenseits kirchenpolitischer Positionen neu ausrichte. Er wünsche sich, "dass wir die politischen Positionen, die wir einnehmen wollen, im Lichte unseres Glaubens interpretieren und nicht unseren Glauben im Lichte unserer politischen Positionen, und vielleicht eine größere Akzeptanz und Aufmerksamkeit für Stimmen, die nicht sofort meine eigene Position artikulieren".
Debatte nach McElroy-Gastbeitrag
Tobin reagierte mit seinen Äußerungen auf eine Diskussion in der Kirche in den Vereinigten Staaten, die nach einem Gastbeitrag von Kardinal Robert McElroy, Bischof von San Diego, im "America Magazine" entbrannt war. McElroy hatte sich im Blick auf entsprechende Forderungen im Rahmen des weltweiten synodalen Prozesses unter anderem dafür ausgesprochen, "die Haltung einzunehmen, dass wir Frauen in jedem Element des kirchlichen Lebens, das nicht lehrmäßig ausgeschlossen ist, zulassen, einladen und aktiv beteiligen sollten". Die Kirche sei aufgefordert, die rechtlichen Hindernisse, die einer Führungsrolle von Frauen im Leben der Kirche entgegenstünden, sorgfältig zu prüfen. Zudem forderte McElroy eine "radikale Inklusion" insbesondere von LGBTIQ-Personen und wiederverheirateten Katholiken in das kirchliche Leben.
Zuletzt hatten die beiden vatikanischen Hauptverantwortlichen für den weltweiten synodalen Prozess, die Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich, die Bischöfe weltweit in einem Brief davor gewarnt, die kommende Bischofssynode mit zu großen Erwartungen zu überfrachten. Es sei nicht Aufgabe der Bischofssynode, alle Themen zu behandeln, über die in der Kirche debattiert wird. Es gäbe aber einige, die sich anmaßten zu wissen, was die Ergebnisse der Bischofssynode sein würden. Wer aber versuche, der Synode ein bestimmtes Thema aufzuzwingen, vergesse die Logik des synodalen Arbeitsprozesses, so Grech und Hollerich. (mal)