Bätzing und Stetter-Karp werben in Prag für den Synodalen Weg
Die beiden Präsidenten des deutschen Synodalen Wegs haben in Prag bei der Europa-Etappe der Weltsynode für die kirchlichen Reformideen aus Deutschland geworben. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, erklärte am Montag in Prag, seine Delegation wolle die Erfahrungen aus Deutschland in den weltweiten Prozess einbringen. Ausgangspunkt sei die Erkenntnis, dass es beim sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche systemische Ursachen des Machtmissbrauchs gegeben habe. Die katholische Kirche in Deutschland sei "entschlossen, Konsequenzen zu ziehen: spirituelle und strukturelle."
Weiter führte Bätzing aus: "Die Situationen, in denen wir in Europa leben, sind unterschiedlich. Wir brauchen überzeugende Antworten, wie wir in diesen Situationen das Evangelium neu entdecken und verkünden können. Aber wir dürfen keine Sonderwege gehen."
Bätzing erklärte, die Befragung in anderen Ländern habe ergeben, dass es ein Anliegen der ganzen Kirche sei, Frauen mehr Teilhabe und Mitwirkung zu ermöglichen. Auch neue Formen des priesterlichen Lebens und eine Offenheit der Kirche für queere Menschen gehörten zu den Ergebnissen. Bätzing betonte: "Wir hören und verstehen diese Anliegen. Ich teile sie ganz persönlich. Ich sehe meine Aufgabe als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz darin, sie in den weltweiten Prozess einzubringen, der die Kirche erneuern soll."
"Antwort, die Realismus mit Glaube, Hoffnung und Liebe verbindet"
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, erklärte, die Katholiken in Deutschland suchten nach einer "Antwort, die Realismus mit Glaube, Hoffnung und Liebe verbindet." Die Kirche dürfe den systemischen Missbrauch nicht verdrängen, das sei sie den Betroffenen schuldig.
Für die Zukunft der Kirche führte sie aus: "Wir können uns auf die Charismen besinnen, die Gaben, die Dienste und Energien des Geistes, die alle Gläubigen in die Kirche einbringen. Wir brauchen eine Klärung, was wir unter Synodalität verstehen: im Sehen, im Urteilen und im Handeln. Das gemeinsame Priestertum aller steht nicht im Widerspruch zum Priestertum des Dienstes."
Bätzing und Stetter-Karp trugen ihre Reden in der Auftaktsitzung der Europa-Etappe der Weltsynode in Prag vor. Insgesamt sprachen in dieser Sitzung in ähnlicher Form 13 der insgesamt 39 Delegationen, in alphabetischer Reihenfolge. Eine Debatte fand nicht statt. Vor den Deutschen hatten zwei Französinnen gesprochen. Auch sie hatten den sexuellen Missbrauchsskandal als Ausgangspunkt für ihre Überlegungen zu einer Erneuerung der Kirche gewählt.
Die Beratungen der Europa-Etappe der Weltsynode begannen am Montag mit Aufrufen zu einem offenen Austausch untereinander. Zugleich wurden unterschiedliche Visionen von der künftigen Gestalt der Kirche deutlich. Der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich sagte in seiner Predigt am Montagmorgen, Jesus habe alle Menschen geheilt, die sein Gewand berührten. Ebenso müsse die Kirche offen für alle sein und dürfe keine Barrieren zum Heil errichten.
Der tschechische Theologe Tomas Halik warb in seinem Eröffnungs-Referat für eine Kirche, die sich nicht selbst für den endzeitlichen Richter hält, sondern sich als eine Kirche auf dem Weg begreift, die Menschen begleiten und sie inspirieren könne. Wörtlich sagte Halik: "Wir sind nicht die Eigentümer der Wahrheit, wir sind Freunde der Wahrheit. Und diese Wahrheit ist Jesus."
Hingegen betonte der gastgebende Prager Erzbischof Jan Graubner in seiner Begrüßungsansprache, dass die Kirche nicht nur ein offenes Zelt sein könne, sondern auch ein sicheres Haus für jene sein müsse, die Halt und Orientierung suchten.
"Zunächst vergewissern, was unsere Botschaft ist"
Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grusas. Er gab zu bedenken: "Wenn wir eine Kirche sein wollen, die auf alle Menschen zugeht, dann müssen wir uns zunächst vergewissern, was unsere Botschaft ist." Weiter erklärte er: "Eine inklusive Kirche zu sein, bedeutet nicht, die Freiheit derer zu ignorieren, die sich mit ihrem freien Willen gegen Gott und seine Gebote entscheiden."
Der im Vatikan als Sekretär für die gesamte Weltsynode zuständige Kardinal Mario Grech wandte sich erneut dagegen, die Synode als eine Debatte über all jene Themen zu begreifen, die bei einer vorab durchgeführten Umfrage von den Katholiken genannt wurden. Das Thema der Weltsynode sei die Synodalität. Es gehe darum, einen besonderen, katholischen Weg der Synodalität zu finden.
Dazu gehöre, die gemeinsame Mitwirkung des Volkes Gottes, des Bischofskollegiums und des Papstes an der Entwicklung und Führung der Kirche zu verwirklichen. Das unterscheide sie von der Synodalität in den orthodoxen und in den protestantischen Kirchen. (tmg/KNA)