Nicht nur für Katholiken
Frage: Frau Maier, halten Sie katholische Schulen für sinnvoll?
Maier: Ich finde, dass es für die katholische Kirche wichtig ist, sich als Bildungsträger zu engagieren. Staat und Kirche übernehmen in katholischen Schulen gemeinsam die Verantwortung für die Bildung junger Menschen. Auf diese Weise können Jugendliche und junge Erwachsene die Option erhalten, wertgebunden unterrichtet zu werden. Und diese Möglichkeit der Subsidiarität sollte man gut nutzen.
Frage: Inwieweit können katholische Schulen einen Mehrwert gegenüber staatlichen Schulen bieten?
Maier: An katholischen Schulen findet ein offenerer Austausch über Religion und Glaube statt. Auch können sie ein anderes Bild von Kirche transportieren, als zum Beispiel eine Gemeinde. Das liegt unter anderem daran, dass dort das Kirchenjahr mit seinen vielen Festen einen größeren Raum einnimmt. Weil diese den Schulalltag prägen, entsteht dann teilweise auch ein intensiveres Gemeinschaftsgefühl zwischen Lehrenden und Schülerinnen und Schülern.
Frage: Nicht selten sind katholische Schulen reine Jungen- und Mädchenschulen. Wie schätzen Sie die Geschlechtertrennung in der heutigen Zeit ein?
Maier: Auch beim BDKJ gibt es reine Mädchen- und Jungenverbände. Zum Beispiel ist die Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) ein Mädchenverband. Auch die Jugendverbände der Gemeinschaft Christlichen Lebens (J-GCL) sind nach Geschlechtern getrennt. In diesen Jugendverbänden ist das im pädagogischen Konzept verankert, weil die jungen Menschen bewusst den Wunsch nach geschlechtsgetrennten Räumen haben. Aus meiner Perspektive ist es aber wichtig, dass Mädchen und Jungen immer wieder die Gelegenheit zu gemeinsamen Erlebnissen und Lernerfahrungen haben, ob nun in den Schulen oder in den Verbänden.
Frage: Wie erklären Sie sich, dass katholische Schulen nach wie vor sehr beliebt sind und das nicht nur bei Katholiken, sondern zum Beispiel auch bei Muslimen?
Maier: Mein Eindruck von außen ist, dass katholische Schulen durch ein oftmals umfangreiches, gemeinschaftsstiftendes Schulleben überzeugen und durch kleinere Klassen. Auch der Wertekanon , für den sie stehen und der nicht nur die Konfession, sondern das Religiöse in den Vordergrund stellt, spielt eine Rolle. Wichtig ist, dass katholische Schulen offen gegenüber anderen Religionen und Konfessionen sind und es jungen Menschen dadurch ermöglichen, über ihren Glauben und ihre Spiritualität in den Austausch zu kommen.
Frage: Wie erleben Sie beim BDKJ die Zusammenarbeit mit katholischen Schulen ?
Maier: Grundsätzlich gibt es an katholischen Schulen gute Ansprechpartner für uns und meist auch ein Verständnis dafür, dass es wichtig ist, wenn Jungen und Mädchen in ihren Jugendgruppen mit Schülerinnen und Schülern anderer Schultypen zusammenkommen. Junge Menschen wünschen sich Räume außerhalb der Schule, wo Gymnasiasten auch mit Realschülerinnen und Hauptschüler auch mit Berufsschülerinnen eine Gemeinschaft bilden und ihre Freizeit zusammen gestalten. Diese Möglichkeit ergibt sich bei sozialen Projekten, die unmittelbar an die Schule angedockt sind, nicht.
Frage: Der BDKJ setzt sich für die 35-Stunden-Woche von Schülern ein und ist der Meinung, dass Jugendliche unter Druck stehen und zu wenig Zeit für sich und für außerschulisches Engagement haben. Machen katholische Schulen es besser als staatliche?
Maier: Es ist an katholischen Schulen eher möglich, durch ein persönliches Gespräch eine Unterrichtsbefreiung für Verbandsaktivitäten zu bekommen. Andererseits kann eine staatlich anerkannte katholische Schule auch nicht ausscheren und sagen, wir machen nur noch 30 Wochenstunden, während es an einer staatlichen Schule 40 Stunden sind. Um den jungen Menschen wirklich den Druck zu nehmen, bräuchte es eine politische Veränderung.