"Mit Abstimmungen kommen wir nicht voran"

Kardinal Grech: Frage nach Stimmrecht bei Bischofssynode zweitrangig

Veröffentlicht am 13.02.2023 um 13:06 Uhr – Lesedauer: 

Prag ‐ Die Kirche ist keine Demokratie und die Synode kein Parlament – Fragen danach, wer bei der Bischofssynode abstimmen darf, sieht der Synoden-Generalsekretär Mario Grech daher als Nebensache an. Bei Synodalität komme es auf etwas ganz anderes an.

  • Teilen:

Der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, sieht die Frage nach dem Stimmrecht bei der Bischofssynode als nebensächlich an. In einem Interview mit dem Schweizer Portal "kath.ch" (Sonntag) sagte der Kardinal, dass noch nicht feststehe, wer an der kommenden Bischofssynode teilnehmen darf und wer davon Stimmrecht hat. "Es ist eine Bischofssynode, insofern sind die Bischöfe sehr wichtig. Aber ich bin überzeugt, dass andere Mitglieder daran teilnehmen werden. Und von den Laiinnen und Laien wird mindestens Schwester Nathalie Becquart Stimmrecht haben", so der Kardinal. Der Fokus auf das Stimmrecht überrasche ihn aber, "weil wir mit Abstimmungen nicht vorankommen". Synodalität bedeute nicht, Abstimmungen zu gewinnen oder zu verlieren: "Es geht darum, einen Konsens anzustreben", betonte Grech.

Synodales Entscheiden bedeutet für den Kardinal, dass Bischöfe keine einsamen Entscheidungen treffen: "Ein Bischof ist für seine Diözese verantwortlich. Bevor er eine Entscheidung trifft, muss er auf sein Volk hören", erläutert Grech. Im Vergleich zu einer Entscheidung von oben herab brauche diese Form der Entscheidungsfindung mehr Zeit, da es um Zuhören ginge und um Zirkularität: "Der Bischof hört zu, betreibt die Unterscheidung, kommuniziert das Ergebnis – und holt nochmals Feedback ein, um seine Entscheidung zu verifizieren." Dieses Prinzip helfe dabei, den Willen Gottes zu erkennen, schließlich handle es sich bei Entscheidungen in der Kirche nicht um politische Entscheidungen.

Bei der Weltsynode kommt es nicht nur auf Rom an

Daher sei bei der Weltsynode auch der ganze Prozess entscheidend. Es stimme nicht, dass das Entscheidende erst in Rom passiert. Die Rückmeldungen, die nach der diözesanen Phase im Synodensekretariat eingingen, seien sehr ernstgenommen worden: "Für mich sind die Papiere 'res sacra' – also nicht bloß Entwürfe, sondern Dokumente mit einem eigenständigen Wert", so Grech. Nun komme es auf die Unterscheidung an: "Und ekklesiologisch ist die Unterscheidung durch die Bischöfe wichtig – zusammen mit dem Volk Gottes."

Das kontinentale Treffen des synodalen Prozesses in Prag bewertete Grech positiv, wenn er sich auch mehr Zeit gewünscht hätte: "Synodalität ist zeitaufwändig – besonderes, wenn wir den spirituelleren Kontext aufrechterhalten wollen." Die Teilnehmenden hätten ihre unterschiedlichen Hintergründe und Positionen erfahren, es aber dennoch geschafft, zusammen zu gehen und zu arbeiten. Das sei auch der große Unterschied zu früheren Synoden: "Die ganze Kirche nimmt daran teil. Die Treffen in den Diözesen, auf nationaler Ebene oder jetzt hier auf kontinentaler Ebene waren keine Vorbereitung, sondern bereits Teil der Synode." Der Kardinal wies auch den Verdacht zurück, dass drängende Themen nicht behandelt würden. Vielmehr gehe es darum, als Kirche darüber gemeinsam nachzudenken, wie man synodaler werden könne. "Und ich bin überzeugt: Eine synodale Kirche gibt bessere Antworten auf die existenziellen Fragen", so Grech weiter.

Ende Januar hatte der Synoden-Generalsekretär zusammen mit dem Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich, dem Berichterstatter der Synode, in einem Brief an die Bischöfe der Weltkirche vor einer Instrumentalisierung des synodalen Prozesses gewarnt und dabei deren Rolle stark gemacht. Es sei ihre Aufgabe, die ihnen anvertraute Konsultation des Volkes Gottes einzuleiten, zu leiten und abzuschließen. Wer versuche, der Synode ein bestimmtes Thema aufzuzwingen, vergesse die Logik des synodalen Arbeitsprozesses: "Wir sind aufgerufen, einen 'gemeinsamen Kurs' zu finden, der von den Beiträgen aller ausgeht." Im Laufe des Prozesses könnten nicht insgeheim neue Themen eingeführt werden. Das instrumentalisiere die Versammlung und würde die Konsultation des Volkes Gottes missachten. (fxn)