Katholische Fakultäten weisen Kardinalskritik am Synodalen Weg zurück
Der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF) wendet sich gegen die römische Kritik an den theologischen und ekklesiologischen Grundlagen des Synodalen Wegs. In einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an den Sekretär der Synode, Kardinal Mario Grech, betont der KThF-Vorsitzende Dirk Ansorge, wie sehr Kritik wie von den Kardinälen Luis Ladaria und Marc Ouellet die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil grundgelegten Reformwege in Frage stelle.
Diese Reformwege seien Basis der theologischen Arbeit der Weltkirche, so Ansorge weiter. Das Ziel des Synodalen Wegs, angesichts des Offenbarwerden von sexuellem und geistlichem Missbrauch durch Kleriker die Kirche zu einem sicheren Ort zu machen, könne nicht ohne theologisch fundierte Auseinandersetzung mit drängenden Themen gelingen. Dazu gehören nach Ansicht des Fakultätentags Fragen von Reform und Synodalität, die Erneuerung der Amtstheologie und des Priesterbilds, die Frage nach dem Beitrag und der Mitbestimmung von Laien in der Kirche, der Rolle von Frauen und mit grundlegenden anthropologischen Fragen wie Sexualität und neuen Formen von Partnerschaft.
Die Theologinnen und Theologen verstehen ihre Beteiligung am Synodalen Weg laut Ansorge als Teil des weltweiten synodalen Prozesses. "Dieser Prozess bedeutet auch, dass unterschiedliche und divergente Positionen zu zentralen pastoralen und lehramtlichen Fragen offengelegt werden", so Ansorge. Unter Verweis auf den Orientierugstext des Synodalen Wegs betont der Dogmatiker die Aufgabe, "fundamentalistischen Versuchungen entgegenzutreten, wenn Positionen von einzelnen oder Gruppierungen in dialogunfähiger Weise absolut gesetzt und jeder Debatte entzogen werden sollen".
Deutsche Themen auch in anderen Regionen der Weltkirche relevant
In Deutschland sei, "gerade auch auf der Basis einer differenzierten Analyse und fundierten Argumentation, wie es unsere Theologie kennzeichnet", ein vielschichtiger Prozess in Gang gekommen, der die "bereichernde und herausfordernde Pluralität an Glaubenserfahrungen, unterschiedliche Perspektiven" auf die in den Synodalforen behandelten Themen sowie Wünsche und Visionen für die "Kirche im Aufbruch" zum Ausdruck bringe, heißt es im Schreiben weiter. Damit würden Herausforderungen und Fragen benannt, die auch in anderen Weltregionen eine Rolle spielten, wie das Vorbereitungsdokument für die Weltsynode gezeigt habe.
Ansorge kündigte an, dass die deutsche katholische Theologie auch weiterhin ihre Stimme einbringen werde: "Dazu gehört auch ein Hinhören auf die vielfältigen Stimmen in der Weltkirche, und dazu gehört eine gemeinsame Unterscheidung der Geister." Die Theologie in Deutschland fühle sich angesichts ihrer weltweiten Verflechtungen, ihrem internationalen Ansehen und ihrer wissenschaftlichen Expertise verantwortlich für die ganze Kirche. Im Brief bezieht sich Ansorge neben den Ansprachen der Präfekten Ladaria (Glaubensdikasterium) und Ouellet (Bischofsdikasterium) beim vergangenen Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe auch auf Stimmen aus der Weltkirche und Briefe an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Die nordische wie die polnische Bischofskonferenz hatten sich mit kritischen Briefen an ihre deutschen Amtsbrüder gewandt.
Der Katholisch-Theologische Fakultätentag ist der Zusammenschluss der theologischen Fakultäten und Fachbereiche an staatlichen und kirchlichen Hochschulen sowie von Instituten für die Ausbildung katholischer Religionslehrkräfte. Er nimmt gemeinsame Interessen der wissenschaftlichen Einrichtungen gegenüber Staat und Kirche. Seit Januar ist der an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt lehrende Dogmatiker Dirk Ansorge Vorsitzender des Gremiums. In die Synodalversammlung entsendet der KThF drei Vertreterinnen. (fxn)