Enttäuschung bei vielen Gläubigen, wenn es keine Reformen gibt

Wolf: Weltweiter synodaler Prozess "gefährliches Spiel mit dem Feuer"

Veröffentlicht am 24.03.2023 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Als Ergebnis des weltweiten synodalen Prozesses befürchtet der Kirchenhistoriker Hubert Wolf vor allem Enttäuschung – so, wie es auch beim Synodalen Weg in Deutschland erkennbar sei. Bei manchen Reformfragen sollten die Bischöfe mehr Rückgrat zeigen.

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Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf hat sich skeptisch zum weltweiten synodalen Prozess geäußert. "Nun werden die Gläubigen motiviert, sich zu beteiligen und mitzudenken. Es werden Hoffnungen geweckt", sagte Wolf im Interview mit dem Schweizer Portal "kath.ch" (Freitag). "Es ist ein ganz gefährliches Spiel mit dem Feuer – wenn keine Reformen eintreten, wird die Kirche auch jene verlieren, die bislang noch willig waren, mitzumachen."

Das gleiche sei beim Synodalen Weg in Deutschland erkennbar, so Wolf weiter. "Es wurde so viel diskutiert und schlussendlich kam nichts anderes dabei heraus, als den Heiligen Vater wieder einmal zu bitten, das Ganze zu prüfen." Der Synodale Weg sei ein "Debattierklub", der keinerlei rechtliche Kompetenzen habe. "Das führt zu viel Frustration."

Synodalität nur "ignatianische Aktivierung"

Seine Skepsis gegenüber dem weltweiten synodalen Prozess rühre besonders daher, dass Papst Franziskus unter Synodalität keinen synodalen Prozess verstehe, der Beschlusskompetenz habe, so Wolf. Für Franziskus als Jesuiten sei Synodalität "eigentlich ignatianische Aktivierung. Wenn es im Orden ein Problem gibt, sollen sich alle Mitglieder Gedanken machen. Am Schluss entscheidet aber der Generalobere der Jesuiten."

Mit Blick auf Reformen wie etwa die Weihe von verheirateten Männern sieht Wolf die Bischöfe am Zug. Diese sollten ihre bischöfliche Macht anwenden und Rückgrat zeigen. Statt einer Bitte, etwas prüfen zu lassen, sollten sie sich um ein Indult, also einen Gnadenerweis beim Papst bemühen. "Dann muss der Papst endlich mal entscheiden. Ein Nein muss er öffentlich begründen." In der Kirche habe es immer wieder gleichzeitig unterschiedliche Antworten auf die ein und dieselbe Frage gegeben, "ohne, dass dadurch die Einheit der Kirche in Gefahr geraten ist". Bei der Weihe verheirateter Prieser werde ein Konzept, das es schon gegeben habe, wiederhergestellt, betonte der Kirchenhistoriker. Verheiratete Priester seien in der Kirchengeschichte selbstverständlich gewesen. (mal)