Standpunkt

Roms Argumente zu Taufe und Predigt zeigen die Krise des Priesteramts

Veröffentlicht am 31.03.2023 um 00:01 Uhr – Von Felix Neumann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ein weiterer Brief aus Rom setzt dem Synodalen Weg Grenzen – dieses Mal bei Taufe und Predigt. Der Brief will das Weihesakrament schützen, indem es Kleriker von Laien abgrenzt. Wer so argumentiert, zeigt die Krise des Priestertums, kommentiert Felix Neumann.

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Dass Laien in der Eucharistiefeier nicht predigen dürfen, dürfte für manche Gläubige in Deutschland eine Neuigkeit sein: Gerade in Südwestdeutschland, aber auch anderswo, ist es völlig selbstverständlich, dass Pastoralreferentinnen und Gemeindereferenten Sonntag für Sonntag die Homilie halten. Dass die Kirche in Deutschland mit ihren selbstbewussten Laien ein Verständnisproblem in Rom hat, ist dagegen keine Neuigkeit. Das zeigt der jüngste Brief aus einer Kurienbehörde wieder.

Nach dem vatikanischen Staatssekretariat, dem Glaubens- und dem Bischofsdikasterium markiert der Brief aus dem Liturgiedikasterium schon die vierte oberste Kurienbehörde, in der man sich irritiert über Pläne aus Deutschland zeigt. Kardinalpräfekt Arthur Roche verweist auf das geltende liturgische Recht und untermauert die enge Verbindung zwischen dem geweihten Amt und seinen Aufgaben, auch da, wo diese Verbindung sakramententheologisch nicht zwingend ist, also bei der Taufe und bei der Predigt in der Eucharistiefeier.

Ein zentrales Argument des Kardinals ist die Gefahr von Verwirrung im Kirchenvolk: Wenn Laien taufen oder in der Messe predigen, dann drohen für ihn Missverständnisse über "Gestalt und Identität" des Priesters, der "in persona Christi capitis", "an der Stelle Christi, des Hauptes" handelt. Die beiden Streitpunkte Taufe und Homilie werden also von der Theologie des geweihten Amts her gedacht, nicht von der Taufgnade her, die allen Christinnen und Christen gemein ist, und erst recht nicht von den guten Erfahrungen her, die es nicht nur in Deutschland damit gibt, Gläubige von ihrer Taufgnade her im liturgischen Leben der Kirche stärker einzubeziehen.

Wie dünn die römische Argumentation ist, zeigt sich bereits daran, dass Laien (ja sogar Ungetaufte!) ganz selbstverständlich die Taufe spenden können, sie dürfen es nur nicht in jedem Fall. Es zeigt sich auch daran, dass die Verbindung der Verkündigung in Wort und Sakrament, in Predigt und Eucharistie so stark gemacht wird – als würde diese Verbindung nicht durch Konzelebrationen, Festprediger und predigende Diakone (die gerade nicht "in persona Christi capitis" handeln) schon jetzt aufgeweicht.

Das sakramentale Amt muss in der Argumentation Roches durch Abgrenzungen von Laien bekräftigt werden. Dass der Kardinal selbst zurückweist, hier einen Ausschluss von Laien zu betreiben, kann nicht überzeugen. Der Graben um den Altar wird zum argumentativen Notnagel für ein Weihesakrament, das so sehr in der Krise ist, dass die Krise selbst in Rom anscheinend gar nicht in den Blick kommt. Ein sakramentales Amt, das nur in Abgrenzung und nicht aus eigener Kraft plausibel ist, hat ein Problem. Und das Problem sind nicht taufende und predigende Laien.

Von Felix Neumann

Der Autor

Felix Neumann ist Redakteur bei katholisch.de und Mitglied im Vorstand der Gesellschaft katholischer Publizisten (GKP).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.