Generalsekretär verteidigt ZdK-Vorgehen bei Missbrauchsaufarbeitung
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, hat den Vorwurf zurückgewiesen, das ZdK habe den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche bislang nicht lautstark genug verurteilt. "Ich sehe diesen Vorwurf in dieser Form nicht gegeben, weil wir in den letzten Jahren immer wieder sehr stark Partei genommen haben, immer wieder dafür geworben haben, dass ein Perspektivwechsel kommen muss – weg vom Institutionenschutz und der Frage, wie man die Institution katholische Kirche schützt, hin zu der Frage, wie wird die Perspektive der Betroffenen sexualisierter Gewalt viel stärker genommen", sagte Frings am Freitagmorgen im Deutschlandfunk.
"Haben sehr dafür geworben, dass Missbrauch auf der Agenda bleibt"
Als bundesweit agierender Verband habe das Zentralkomitee vor allem die "Gesamtlage" im Blick, dezentral sei man aber so organisiert, dass die eigenen diözesanen Vertreter vor Ort in den Bistümern immer wieder beobachteten, was ein Bischof unterlasse, was er tue und was besser werden müsse. "Aber grundsätzlich haben wir hier auch in den letzten Jahren auch mit der Arbeit innerhalb des ZdK sehr dafür geworben, dass Missbrauch auf der Agenda bleibt", betonte Frings.
Dass das ZdK den jüngst veröffentlichten Missbrauchsbericht für das Erzbistum Freiburg nicht kommentiert hatte, begründete Frings damit, dass der Verband zuletzt auch auf viele andere diözesane Missbrauchsgutachten nicht mehr dezidiert reagiert habe. "Ich will das nicht komplett abblocken, ich stelle vielmehr fest, dass wir im Moment in einer Situation sind, in der diese Erkenntnisse immer wieder auf dieselben systemischen Ursachen hinweisen", so der Generalsekretär. Dies seien genau die Probleme, die vor drei Jahren dazu geführt hätten, dass das ZdK sich mit der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auf den Synodalen Weg eingelassen habe, um diese Ursachen grundsätzlich zu bearbeiten.
"Die Politik muss aktiv werden, weil es die Kirche allein nicht schafft"
Zugleich erklärte Frings, dass das ZdK weiter eine "lernende Institution" bleiben müsse – zumal es bei der Aufarbeitung jetzt um prominente Fälle gehe. Der Freiburger Bericht hatte unter anderem schwere Versäumnisse des früheren Freiburger Erzbischofs und DBK-Vorsitzenden Robert Zollitsch aufgedeckt. Zuvor hatte Anfang März in ähnlicher Weise das Gutachten für das Bistum Mainz Fehler des verstorbenen Mainzer Kardinals Karl Lehmann öffentlich gemacht, der vor Zollitsch an der Spitze der Bischofskonferenz gestanden hatte. Beiden Bischöfen wurde unter anderem vorgeworfen, den Schutz der Institution Kirche vor das Wohl der Betroffenen gestellt zu haben. Frings betonte, dass es sich bei Lehmann und Zollitsch um prominente Persönlichkeiten der katholische Kirche handle, mit denen das Zentralkomitee noch vor wenigen Jahren "sehr, sehr eng zusammengearbeitet" habe.
Frings nahm für das ZdK in Anspruch, in der Kirche "massive Lobbyarbeit" im Sinne der Missbrauchsbetroffenen zu machen. So mahne der Verband etwa immer wieder an, dass die jetzige Struktur der Anerkennung von erlittenem Leid überarbeitet werden müsse. Insgesamt müsse die Kirche bei der Aufarbeitung aber "massiver und schneller" vorankommen. Der Generalsekretär erneuerte in diesem Zusammenhang zugleich auch die Forderung nach einem stärkeren Engagement der Politik. "Wir fordern schon sehr lange, dass die Politik aktiv werden muss, weil unser Eindruck ist, dass es die Kirche allein nicht schafft. Die Kirche sagt das mittlerweile ja auch selbst", sagte Frings. (stz)