Bischof Oster: Weltsynode wird mit Erwartungen überfrachtet
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat vor zu hohen Erwartungen an das im Herbst beginnende Weltsynodentreffen gewarnt. "Ich glaube, es wird von Erwartungen überfrachtet", sagte er im Interview mit "Radio Horeb" (Dienstag). Zum Abschluss der Jugendsynode im Jahr 2018 habe Papst Franziskus den Teilnehmenden sinngemäß gesagt, dass Papiere aus dem Vatikan nicht allzu viel gelesen würden und die Synodenteilnehmer nun selbst Botschafter seien und leben müssten, was besprochen und aufgeschrieben worden sei, so Oster. "Es geht letztlich darum, dass diejenigen, die Synodalität auf der Weltsynode erleben, nach Hause gehen und versuchen, Synodalität in ihren Bereichen der Kirche, in ihren Bistümern zu leben und zu etablieren." Auch er versuche in seinem Bistum Wege zu finden, möglichst viele Menschen bei Entscheidungsfindungen zu beteiligen, erklärte der Bischof. Hierzu erhoffe er sich Impulse.
Im Gegensatz zur Weltsynode habe der Synodale Weg der Kirche in Deutschland einen starken Fokus auf inhaltliche Veränderungen gelegt. Die MHG-Studie als Auslöser für den Synodalen Weg habe systemische Ursachen für den Missbrauchsskandal aufgeführt. "Und deswegen sehen viele Menschen in unserem Land auch inhaltliche Fragen als Teil des Systemischen." Als Beispiele nannte Oster die Sexualmoral der Kirche oder die Beteiligung von Frauen, die als mögliche systemische Faktoren betrachtet würden. "Das sind schon gewichtige Fragen, die man auch mit einigem Recht stellen kann. Meines Erachtens gibt es hintergründig schon damit auch massive Anfragen an das, was uns als Kirche grundsätzlich auszeichnet, nämlich die Sakramentalität", so Oster. Daher habe er sich auch kritisch zum Synodalen Weg positioniert.
Frage nach Änderung der Lehre stelle Papst sich noch nicht
Beim weltweiten synodalen Prozess stehe dagegen eine andere Frage im Vordergrund: "Wie können wir alle miteinander im guten Sinn für morgen Kirche sein." Inhaltliche Fragen spielten dabei eine nachgeordnete Rolle, auch wenn sie beispielsweise im Instrumentum laboris auftauchten – "aber nicht im Sinne 'Wir verändern jetzt die Lehre', sondern beispielsweise 'Wie können wir Menschen aus der LGBTQ-Community bessere Teilhabe ermöglichen'. Also wie können wir helfen, dass sie sich nicht nur ausgeschlossen fühlen", erklärte Oster. "Da würden wahrscheinlich viele jetzt sagen: 'Okay, dann müssen wir die Lehre ändern.' Das ist die Frage, die stellt sich Rom und die stellt sich der Papst zumindest jetzt noch nicht."
Nach eigenen Worten war er selbst "sehr überrascht" über seine Berufung als Teilnehmer der Weltsynode, sagte Oster im Interview. "Wir haben ja schon in der Bischofskonferenz drei Delegierte gewählt und da dachte ich mir: Das passt so." Er selbst habe von seiner Berufung durch Papst Franziskus nichts geahnt und davon nichts gewusst. Der Vatikan hatte am Freitag eine Liste mit den Namen der Synodenteilnehmer veröffentlicht. Neben Oster berief der Papst aus Deutschland auch den Münsteraner Bischof Felix Genn sowie den ehemaligen Glaubenspräfekten, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte zuvor bereits den Vorsitzenden, Bischof Georg Bätzing (Limburg), Bischof Bertram Meier (Augsburg) und Bischof Franz-Josef Overbeck (Essen) als Teilnehmer benannt. (cbr)