Der Synodale Weg soll trotz allem weitergehen
Von einer "positiven und konstruktiven Atmosphäre" war hinterher die Rede. Viel mehr Informationen gab es zunächst nicht zu dem Treffen zwischen einer Delegation der Deutschen Bischofskonferenz und Spitzenvertretern der Römischen Kurie am Mittwoch im Vatikan.
Im Mittelpunkt stand der Dialog zur Zukunft der Kirche in Deutschland. Es sei um theologische Themen und um Fragen der Disziplin gegangen, die "insbesondere beim Synodalen Weg zutage getreten sind", hieß es. Unter dem Begriff Kirchen-Disziplin werden Themen wie die Ehelosigkeit der Priester behandelt: Denn sie ist eine verbindliche disziplinarische Regel, aber kein Dogma.
Weniger Macht für Bischöfe, mehr Spielräume für Frauen, ein anderer Umgang mit Homosexualität und eine Aufhebung des Eheverbots für Priester: der Katalog der beim Synodalen Weg vorgetragenen Forderungen ist umfangreich, und die Bedenken im Vatikan sind bekannt. Zwar sagte unlängst der künftige oberste Glaubenshüter, der argentinische Erzbischof Victor Fernandez, dass er bei aller Kritik an der Debatte davon ausgehe, dass es dort auch etwas Gutes gebe.
Sorge im Vatikan vor Schisma in Deutschland
Wie heikel das alles dennoch bleibt, geht aus einem Bericht der italienischen Tageszeitung "Il Messaggero" (Mittwoch) hervor. Unter Berufung auf einen anonymen ranghohen Kurienkardinal schreibt das Blatt, im Vatikan wachse die Sorge vor einem Schisma, also einer Kirchenspaltung. Der Papst wolle daher einen Dialog mit den deutschen Bischöfen in Gang setzen, "um diese Bombe allmählich zu entschärfen".
Dieser Prozess scheint nun durch die Debatte unter deutschen Bischöfen und Kurienchefs am Mittwoch neu in Fahrt zu kommen. Statt wie in der Vergangenheit über Rote Linien zu sprechen, ging es diesmal dem Vernehmen nach darum, wie sinnvolle Reformideen aus Deutschland so umgesetzt werden könne, dass sie nicht mit verbindlichen Regeln der Weltkirche in Konflikt geraten.
Vorläufig ausgeklammert wurde offenbar ein heißes Eisen, das zuletzt die Gemüter in Rom besonders erregt hatte: Die Gründung eines "Synodalen Rates". Die katholische Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein derartiges Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten, hatte es dazu aus Rom mehrfach geheißen.
Ungeachtet dieser Vorbehalte sind das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und die Bischofskonferenz dabei, sechs gemischte Arbeitsgruppen zu bilden, um an den Themen des Synodalen Weges weiterzuarbeiten. Schon länger zeichnete sich ab, dass die Debatte nicht mit der letzten Vollversammlung der Synodalen im März in Frankfurt beendet sein würde. Manche sprechen von einer Zwischenetappe, die der Synodale Weg nun erreicht habe. So oder so: Der Ruf, das Prinzip der Synodalität auf Dauer zu stellen, war zuletzt von deutschen Synodalteilnehmern immer lauter zu vernehmen.
Daher stimmte die Synodalversammlung für die Einrichtung eines Synodalen Rates, in dem Bischöfe und Laien ihre Beratungen fortsetzen können, was der Vatikan besonders kritisch sieht. Vorbereiten soll dieses Gremium ein "Synodaler Ausschuss", dem die 27 Ortsbischöfe, 27 ZdK-Vertreter und weitere 20 von der Synodalversammlung gewählte Mitglieder angehören.
Vier Bischöfe setzten Stopp-Segnal für Synodalen Ausschuss
An diesem Punkt allerdings setzten die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) ein Stopp-Signal. Sie stimmten im Juni gegen die geplante Finanzierung des Gremiums über den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD).
Nun suchen die Bischöfe der 23 übrigen Bistümer nach anderen Wegen der Finanzierung - bislang ohne Ergebnis. Die sechs Arbeitsgruppen haben offenbar die Aufgabe, das Marschtempo bei der Reformdebatte aufrechtzuerhalten - und für den Synodalen Ausschuss eine Satzung samt Geschäftsordnung aufzusetzen. Schließlich steht dessen erste Zusammenkunft bereits am 10. und 11. November an.
Neue Dynamik in die Diskussionen bringen könnte die im Oktober anstehende Weltsynode in Rom. Denn offenbar beschäftigt manches von dem, was die Deutschen umtreibt, auch Katholiken in anderen Ländern. Experten wie der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier sind dennoch skeptisch, dass sich die Wünsche von Reformbefürwortern in naher Zukunft erfüllen. Der Papst verfolge vor allem ein Ziel: "das Nachdenken darüber, wie in der Kirche alle Gläubigen in einer gedeihlichen Weise miteinander umgehen können."