AfD-Europakandidat: In Wort und Tat nahe bei Traditionalisten
Vielen Deutschen ist Maximilian Krah vermutlich erst seit dem jüngsten AfD-Parteitag in Magdeburg bekannt. Dort wählte eine Zwei-Drittel-Mehrheit der 600 Delegierten den 46-Jährigen am vergangenen Wochenende zu ihrem Spitzenkandidat für den Europawahlkampf 2024. In Kirchenkreisen ist der Rechtsanwalt indes bereits einschlägig aufgefallen.
Grund dafür ist vor allem Krahs massive Kritik an der Spitze der katholischen Kirche, der er laut Homepage seiner Partei nach wie vor angehört. Mit seiner negativen Sicht vor allem auf Papst Franziskus hält der AfD-Spitzenvertreter nicht hinter dem Berg. So betonte er im Gespräch mit der Zeitung "Die Tagespost", er halte das gegenwärtige Kirchenoberhaupt "für eine absolute Katastrophe". Dessen symbolische Handlungen stellten "teilweise einen direkten Angriff auf die katholische Tradition dar", begründete Krah.
Franziskus habe für ihn in moralischen Fragen "keinerlei Autorität"
Auf Nachfrage warf er dem Papst vor, "dass er die Fußwaschung auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa vorgenommen hat oder dass er ausschließlich muslimische Flüchtlinge im Jet nach Rom mitgenommen hat". So nach Franziskus' erstem Besuch 2016 im Flüchtlingslager auf Lesbos. Krah betonte: "Dieser Papst hat für mich in politischen und moralischen Fragen keinerlei Autorität."
Seine Distanz zur römisch-katholischen Kirchenleitung bekundete Krah auch auf beruflicher Ebene. Laut einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" managte er "jahrelang millionenschwere Vermögenstransaktionen" der von Rom getrennten Piusbruderschaft. Durch die Gründung von Organisationen in mehreren Ländern hätten offenbar Steuerzahlungen vermieden werden sollen, so das Magazin unter Berufung auf Unterlagen, die Krah bestätigt habe.
Wie "Der Spiegel" berichtete, kümmerte sich Krah ab 2008 im Auftrag der traditionalistischen Vereinigung um die Übernahme einer Erbschaft in zweistelliger Millionenhöhe, die eine vermögende Gönnerin den Piusbrüdern vermacht habe. Dabei habe er eine Firma in Liechtenstein errichtet, ferner eine Privatstiftung in Wien sowie eine Aktiengesellschaft in der Schweiz – offenbar mit dem Ziel, Steuern zu vermeiden. Zwischen 2008 und 2013 habe Krah dem Verwaltungsrat der Liechtensteiner Firma und dem Stiftungsvorstand in Wien angehört.
Krah wird in dem Magazin mit der Aussage zitiert, es sei damals darum gegangen, "eine elegante und verschwiegene Möglichkeit zu finden, das Erbe im Sinne der Bruderschaft zu verwalten". Nach langen Gesprächen mit den Finanzbehörden sei das Geld schließlich steuerfrei bei der Wiener Privatstiftung angekommen.
Rechtsbeistand für Traditionalistenbischof Richard Williamson
Auch in weiterer Hinsicht spielte die Piusbruderschaft in Krahs Vita eine Rolle. Als ihr Justiziar fungierte er zu Beginn der Affäre um den britischen Holocaust-Leugner und illegal geweihten Traditionalistenbischof Richard Williamson (heute 83), damals noch Mitglied der Piusbruderschaft, als dessen Rechtsbeistand vor Gericht.
Williamson hatte 2008 im Interview mit einem schwedischen TV-Journalisten die Zahl der von den Nationalsozialisten ermordeten Jüdinnen und Juden auf höchstens 300.000 beziffert und die Existenz von Gaskammern bestritten. Deshalb wurde er wegen Volksverhetzung angeklagt. Krah stellte Williamson als "britischen Exzentriker mit komischen Ideen" dar, der diese "unglücklichen Äußerungen" zwar getan, aber letztlich gehofft habe, dass sie nicht in den Medien verbreitet würden.
Man darf gespannt sein, inwieweit Krahs Positionen zu Glauben und Kirche im kommenden Europawahlkampf eine Rolle spielen werden. Schon in den vergangenen vier Jahren seiner Mitgliedschaft im Europäischen Parlament war seine Sicht auf die Europäische Union düster. So warf er der EU im Gespräch mit der "Tagespost" vor, sie werde unter anderem mit Blick auf Fragen zur Abtreibung "massiv von anti-christlichen Lobbygruppen beeinflusst".