Führender syro-malabarischer Priester: Papstgesandter wie "Inquisitor"
Ein führender Priester der syro-malabarischen Kirche hat in einem Brief an Kardinalstaatsekretär Pietro Parolin scharfe Kritik am päpstlichen Delegaten im Streit um die Liturgiereform, Erzbischof Cyril Vasil (Foto), geübt. Dieser agiere "wie ein Inquisitor im Mittelalter" und wolle die protestierenden Priester als "schismatisch" darstellen, zitiert das US-Onlinemagazin "Crux" am Donnerstag aus dem Schreiben von Kuriakose Mundadan, Sekretär der Synode des Großerzbistum Ernakulam-Angamaly. "Solange Vasil und seine Delegation in irgendeiner Form in Kerala tätig sind, wird der Ruf des Heiligen Vaters aufgrund seiner unkatholischen Art und Weise, sein Mandat auszuführen, weiterhin beschädigt werden."
Weiter beschuldigt Mundadan Vasil, "die Heilige Messe als Waffe benutzt zu haben, um sein Mandat auszuführen". Die Weigerung einiger Priester, die reformierte Liturgie zu feiern, sei kein Ausdruck von Ungehorsam gegenüber dem Papst, sondern einer tiefen Überzeugung. Das Großerzbistum Ernakulam-Angamaly ist seit Jahren durch den Streit um die Liturgie tief gespalten. Bei der Auseinandersetzung geht es vor allem um die Zelebrationsrichtung des Priesters während der Heiligen Messe. Ein Kompromiss der syro-malabarischen Synode vom August 2021 sieht vor, dass der Priester sich im Wortgottesdienst der Gemeinde zuwendet und die Eucharistiefeier zum Hochaltar hin zelebriert. Anfang August hatte Papst Franziskus den slowakischen Erzbischof Cyril Vasil zu seinem Sondergesandten ernannt, um einen Weg aus der durch den Liturgiestreit entstandenen Krise im Großerzbistum zu finden.
In einem weiteren Brief an Erzbischof Vasil beklagt Mundadan, dass dieser Bilder eines vertraulichen Treffens mit ihm veröffentlicht haben lasse, bei dem ihm ein Schreiben zur Unterschrift vorgelegt worden sei, mit der er seinen Gehorsam bekunden sollte. "Es tut mir sehr leid, Ihnen sagen zu müssen, dass ich das Grundvertrauen in Sie verloren habe", so Mundalan.
"Schrei der unterlegenen Partei"
Ein Sprecher der syro-malabarischen Kirche wies gegenüber "Crux" die Darstellungen von Mundanadans in den Briefen an Parolin und Vasil zurück. Diese seinen "der Schrei der unterlegenen Partei in einem ungerechten Streit" und ein "expliziter Ausdruck des Ungehorsams".
Trotz der Anstrengungen Vasils spitzte sich der Streit um die Liturgiereform im Großerzbistum Ernakulam-Angamaly zuletzt zu. Unter anderem gab es gewalttätige Proteste gegen den päpstlichen Delegaten, bei der er unter anderem mit Eiern beworfen wurde. Anfang der Woche ließ Vasil vier Priester ihres Amts entheben, die sich der Liturgiereform nicht beugen wollten. Zuvor hatte er betont, wer die vom Vatikan genehmigte Zelebrationsrichtung der Messe ablehne, lehne im Grunde die katholische Kirche ab. Er habe vom Papst den ausdrücklichen Auftrag, "jene Priester und Bischöfe, die weiterhin dissident sind, wieder zum Gehorsam zu bringen", so der Erzbischof.
Am Mittwoch informierte die syro-malabarische Kirche darüber, dass die erste Phase der Mission des päpstlichen Delegaten abgeschlossen sei und er in den Vatikan aufgebrochen sei, um dem Papst und dem Ostkirchendikasterium Bericht zu erstatten. Vasil bleibe weiterhin Sondergesandter und werde nach seinem Rapport in Rom wieder nach Südindien zurückkehren. Die mit Rom in Gemeinschaft stehende syro-malabarische Kirche in Kerala führt ihre Wurzeln auf den Apostel Thomas zurück, der Jerusalem im Jahr 40 verlassen haben soll und der Legende nach im Jahr 53 nach Indien kam. Zum Großerzbistum Ernakulam-Angamaly, einem der 35 Bistümer der syro-malabarischen Kirche, gehören über 650.000 Katholiken. (mal)