Der Diakon: Mitarbeiter am Evangelium
Als "Gottes Mitarbeiter am Evangelium Christi" bezeichnet sie schon der Apostel Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher: die Diakone. In der frühen Kirchengeschichte noch ein eigenständiger Teil des kirchlichen Dienstamtes, wurde der Diakonat nach und nach zur bloßen Durchgangsstufe auf dem Weg zum Priesteramt. Doch mittlerweile erfährt der "Ständige Diakon" als dauerhaftes Amt eine Renaissance.
Alle Diakone, ob sie später Priester werden oder ständig Diakone bleiben, haben die gleichen Aufgaben. Ihr Name leitet sich vom griechischen διάκονος ab und bedeutet so viel wie "Diener" oder "Helfer". Der Diakon hat Anteil an dem einen sakramentalen Amt, das sich in seiner dreifachen Ausformung von Diakonat, Presbyterat (Priester) und Episkopat (Bischof) vollzieht. Auch wenn es der Name nahe legt, beschränken sich seine Aufgaben aber nicht auf die Diakonie, also den Dienst am Nächsten. Er ist auch in den beiden anderen kirchlichen Grunddiensten, der Liturgie und der Verkündigung, tätig. "Es gehört zu unserem Amt, dafür Sorge zu tragen, dass die Diakonia in allen Lebensvollzügen der Kirche auch wirklich gelebt wird", sagt Thomas Nixdorf, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Ständiger Diakonat.
Eine Stufe unter den Priestern
In der "alten Kirche" war der Diakon das Bindeglied zwischen Kirchenvolk und Bischof. Er informierte den Oberhirten über die Vorgänge vor Ort und war an der Gemeindeleitung beteiligt. Die Didache – eine frühchristliche Schrift aus dem 2. Jahrhundert – bezeugt den Diakon als Verwalter, Katecheten und Zuständigen für die Armenfürsorge. Doch die Strukturen verschoben sich. Während die Priester mehr und mehr die Feier der Eucharistie und die Leitung der Gemeinden übernahmen, wurden die Diakone zu ihren Gehilfen und unterstanden fortan nicht mehr unmittelbar dem Bischof. Ab dem 5. Jahrhundert verkümmerte der Diakonat und wurde in der Westkirche spätestens im 9. Jahrhundert zu einer bloßen Durchgangsstufe auf dem Weg zum Priestertum.
Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) kehrten die Ständigen Diakone jedoch zurück. Auch wenn sie per Definition "in der Hierarchie eine Stufe tiefer stehen" (Konstitution "Lumen gentium", LG 29) als die Priester, haben sie dennoch Teil an der "Sendung und Gnade des Hohenpriesters" (LG 41). Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem die Assistenz im Gottesdienst und bei der Eheschließung, das Spenden der Taufen und von Sakramentalien wie Beerdigungen. Sie erteilen Religionsunterricht und Katechesen, dürfen predigen und das Evangelium verlesen.
Außerdem tragen die Diakone Sorge für die Mitglieder der Gemeinde, besonders für die Alten, Kranken, Schwachen und Ausgegrenzten. Auf diese Weise "die Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe im Blick zu behalten, ist eine ganz wesentliche Aufgabe des Diakonats", so Nixdorf, der selbst seit 2009 Ständiger Diakon ist. Diakone arbeiten deshalb etwa in der Begleitung von Trauergruppen, mit Obdachlosen oder mit Menschen, deren Ehen gescheitert sind.
Brücke von der Welt zur Eucharistie
Durch ihre Weihe sind Diakone amtlich-sakramental zur Spendung der Taufe oder zum Predigen befähigt. So steht etwa im Dekret "Ad gentes" (AG) des Zeiten Vatikanischen Konzils (1962-65), dass die Diakone "durch die von den Aposteln her überlieferte Handauflegung gestärkt und dem Altare enger verbunden werden, damit sie ihren Dienst mit Hilfe der sakramentalen Diakonatsgnade wirksamer erfüllen können" (AG 16). Ganz neu und ein Vorstoß war der Beschluss des Konzils, dass Diakone nun auch bei der Eheschließung assistieren dürfen. Bei der Eucharistie bereitet der Diakon zudem die Gaben vor und übergibt sie dem Hauptzelebranten.
Wer heute Ständiger Diakon werden möchte, kann das auf unterschiedliche Weise tun. Es gibt hauptberufliche Diakone und solche mit Zivilberuf, verheiratete und ledige. Wer sich entschließt, unverheiratet Diakon zu werden, muss mindestens 25 Jahre alt sein und nach der Weihe ehelos bleiben, also zölibatär leben. Ein verheirateter Mann wird dagegen erst mit 35 zum Diakonat zugelassen und benötigt die schriftliche Zustimmung seiner Ehefrau (can. 1031/CIC). Auch die Zugänge zum Diakonat sind unterschiedlich: Für hauptberufliche Diakone ist eine abgeschlossene Ausbildung zum Gemeinde- oder Pastoralreferenten wünschenswert. Im Erzbistum Köln qualifiziert das Diakoneninstitut auch eigenständig für den Hauptberuf. Wer "nebenberuflich" Diakon werden möchte, für den ist zumindest ein Theologiestudium von Vorteil. Alternativ werden Bewerbern Theologie-Fernkurse der Domschule Würzburg angeboten.
In Zukunft könnte der Ständige Diakonat aufgrund der strukturellen Veränderungen der Kirche – wie sie beispielsweise in Pfarreizusammenschlüssen sichtbar werden – noch einmal an Bedeutung gewinnen. "Der Diakonat ist eine echte Chance für die Kirche", glaubt Nixdorf. Besonders der Diakon mit Zivilberuf und Familie werde in Zukunft "ein ganz wichtiges Amt" sein. Denn die aktuelle großzügige Finanzsituation der meisten Bistümer werde "in zehn bis 20 Jahren ganz anders als jetzt aussehen", schätzt er.
Doch als Lückenbüßer sieht Nixdorf die Diakone nicht: Der Diakonat ersetzte nicht mit "beschränkten Kompetenzen" fehlende Priester, sondern sei "ein eigenständiges Amt". Diakone sollten daher selbstbewusst und engagiert ihren Dienst tun. Nixdorf führt für seine Forderung einen prominenten Unterstützer an: Papst Franziskus. Denn das Kirchenoberhaupt hat Diakone vor kurzem als "Hüter des Dienstes" in der Kirche bezeichnet.
Dieser Text erschien erstmals am 6. März 2015 und wurde aktualisiert.