Papst Franziskus bedauert Äußerung zu "großem Russland"
Papst Franziskus hat seine jüngsten Äußerungen zu Russland als "nicht glücklich" bezeichnet. In einem Videogespräch hatte er russische Jugendliche aufgefordert, ihre Herkunft nicht zu vergessen; sie seien "Erben des großen Russlands". Die Aussage des Kirchenoberhaupts stieß auf Irritationen und Unverständnis, besonders in der Ukraine und bei anderen Nachbarstaaten Russlands. Am Montag erklärte der Papst auf dem Rückflug seiner Mongolei-Reise vor Journalisten, er habe die russischen Jugendlichen lediglich an ihr eigenes Erbe erinnern wollen. Wie schon bei ähnlichen Anlässen sei es ihm um einen Dialog zwischen Großeltern und Enkeln gegangen.
Zur Vereinfachung habe er vom "Erbe des großen Russlands" gesprochen. Aus seinem eigenen Schulunterricht seien ihm die Namen von Peter dem Großen und Katharina II. in den Sinn gekommen, so Franziskus. Im Nachhinein betrachte er das als nicht glücklich. Gedanken an Imperialismus habe er dabei nicht gehabt; "großes Russland" solle in kulturellem und nicht etwa im territorialen Sinn verstanden werden. Eine entsprechende Erklärung hatte in der vergangenen Woche bereits Vatikansprecher Matteo Bruni veröffentlicht.
Das Kirchenoberhaupt bestätigte außerdem Berichte, dass zu den Debatten bei der mit Spannung erwarteten Weltsynode im Vatikan Medienvertreter nicht zugelassen werden. Er hat das Treffen für Oktober einberufen; zwölf Monate später soll ein weiteres folgen. Thema sind neue Wege für Debatten und Beschlüsse in der katholischen Kirche. An dem vorausgegangenen Prozess hatten sich Katholiken weltweit beteiligt. Vom Vatikan unabhängige Medien werden die Plenarsitzungen in der vatikanischen Audienzhalle nicht in Echtzeit verfolgen können. Nur die vom Papst ausgewählten Teilnehmer haben Zugang; Journalisten sollen täglich über die vatikanische Kommunikationsbehörde informiert werden, so Franziskus. Diese Barriere solle den religiösen Charakter des Treffens bewahren helfen und in der Debatte mehr Freiheit für die Teilnehmer ermöglichen.
Der Pontifex zeigte darüber hinaus Verständnis für junge Klima-Aktivisten. Aus Sorge um ihre Zukunft kämpften sie; das finde er grundsätzlich gut. Jegliche Form von Extremismus lehne er aber ab. Klimaschutz ist eines der großen Themen der Amtszeit von Papst Franziskus.
Ebenso verriet Franziskus den möglichen Namen seines Nachfolgers. Angesprochen auf eine mögliche Papstreise nach Vietnam sagte der 86-Jährige am Montag scherzhaft: "Ich bin sicher, dass Johannes XXIV. dorthin reisen wird." Namensvorgänger ist der 2014 von Franziskus heiliggesprochene Johannes XXIII. (1958-1963). Er eröffnete das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), das mit umfassenden Reformen die katholische Kirche für die moderne Welt öffnete.
Nur vage äußerte sich Franziskus über die zu erwartenden Zeiträume und sagte, Vietnam und der Vatikan hätten den guten Willen voranzukommen. Die noch bestehenden Probleme würden "früher oder später überwunden"; ein Dialog sei aber eröffnet. Unter Vatikanbeobachtern gelten die Beziehungen zwischen dem kommunistisch regierten Vietnam und dem Heiligen Stuhl als ein Testfall für die noch komplizierteren Beziehungen zwischen Peking und Rom.
Friedensappelle an China und Russland
Am Freitagmorgen brach Papst Franziskus zu einer viertätigen Reise in die Mongolei auf. Dort hatte der Papst eine der kleinsten katholischen Ortskirchen weltweit besucht; sie zählt weniger als 1.500 Mitglieder. Friedensappelle mit Blick auf die großen Nachbarländer Russland und China und Grußadressen an die Staatsführung in Peking und an das chinesische Volk verliehen dem Papstbesuch zudem eine geostrategische Bedeutung. Laut dem Kirchenoberhaupt unterhält der Vatikan respektvolle Beziehungen zur Volksrepublik China; er betonte eine "große Bewunderung". Seit einiger Zeit gebe es einen Dialog – auch durch die gemeinsame Kommission der chinesischen Regierung und des Vatikans zur Ernennung von Bischöfen. Zweimal wurde das Geheimabkommen dazu zwischen beiden Seiten bislang verlängert. Diplomatische Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Regierung in Peking bestehen bislang nicht.
Weitere neue Reisen plant Papst Franziskus aus gesundheitlichen Gründen nicht. Die Reise in die Mongolei war nach Portugal die zweite Reise innerhalb eines Monats; Ende September folgt die französische Hafenstadt Marseille. "Um die Wahrheit zu sagen, sind Reisen für mich nicht mehr so einfach wie früher", erklärte der 86-Jährige und verwies auf seine Einschränkungen etwa bei der Fortbewegung. Seit 2022 sitzt Franziskus hauptsächlich im Rollstuhl. Am Stock kann er nur kurze Strecken gehen. Bei der Mongolei-Reise wirkte er erschöpft. Für die knapp vier Tage in dem ostasiatischen Land saß das Kirchenoberhaupt gut 20 Stunden im Flugzeug. Nach Marseille gibt es derzeit keine weitere offiziell bestätigte Reise des Papstes. Das Kirchenoberhaupt äußerte jedoch mehrfach, er wolle 2024 sein Heimatland Argentinien besuchen. Indien und das Kosovo erwähnte Franziskus ebenfalls bereits als kommende Ziele. (mpl/KNA)