Hoff: Dubia-Antwort des Papstes war dogmatischer Nachhilfeunterricht
Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff sieht in der Papst-Antwort auf die Dubia-Anfrage von fünf konservativen Kardinälen einen wichtigen Fingerzeig für die am Mittwoch beginnende Weltsynode. Mit der Veröffentlichung der Antworten habe sich Franziskus nicht nur "unmissverständlich von einseitig konservativen Strömungen in der katholischen Kirche abgesetzt", sondern dies in einem dogmatischen Gestus getan, betonte Hoff in einer Stellungnahme gegenüber der österreichischen Presseagentur "Kathpress" (Dienstag). Dies verleihe dem Text "programmatisches Gewicht" und Franziskus stärke auf diese Weise die "synodale Transformation der katholischen Kirche" mit dem "auktorialen Lehranspruch des Papstes".
Am Montag hatten die als konservativ geltenden Kardinäle Walter Brandmüller (Deutschland), Raymond Burke (USA), Juan Sandoval Íñiguez (Mexiko), Robert Sarah (Guinea) und Joseph Zen (Hongkong) vor dem Beginn der Weltsynode ihre Dubia (lateinisch für "Zweifel") veröffentlicht. In den Anfragen geht es unter anderem um Änderungen der Lehre der Kirche, die Möglichkeit eines Segens für homosexuelle Paare und die Weihe von Frauen. In einem offenen Brief kritisierten sie, dass der Papst auf die einzelnen Fragen nicht – wie sonst üblich – mit "Ja" und "Nein", sondern ausführlicher geantwortet habe. Auf eine zweite Version der Dubia-Fragen habe das Kirchenoberhaupt nicht reagiert. Am Montagnachmittag veröffentlichte der Vatikan auf der Website des Glaubensdikasteriums das erste Schreiben der Kardinäle sowie die Antworten des Papstes.
Franziskus habe "Spielräume geöffnet"
Diese Antworten würden für die Teilnehmenden der Weltsynode eine wichtige Referenz für die Beratungen darstellen und "für Reformagenden eine lehramtliche Unterstützung liefern", erklärte Hoff. Stilistisch wirke die Antwort des Papstes wie ein "dogmatischer Nachhilfeunterricht" für die Dubia-Kardinäle in Sachen Zweites Vatikanisches Konzil. "Eine markante Positionierung, die die Reformagenden des Papstes politisch stärkt und theologisch profiliert", bilanzierte Hoff.
Mit Blick auf die Segnung homosexueller Beziehungen und die Frauenordination habe Franziskus "Spielräume geöffnet": "Dass der Papst dabei ausdrücklich die Stellung der Frau anspricht, darf man als einen Fingerzeig ansehen. Veränderungen in der Theologie- und Kirchengeschichte sind geschehen und weiterhin möglich – in und als Aufnahme der Bedeutung von Offenbarungstexten." Das Kirchenoberhaupt öffne theologisch "weiten Raum für die synodalen Beratungen über Synodalität". Insgesamt bestärke Franziskus einmal mehr die pastorale Grundausrichtung seines Pontifikats. Wahrheit begreife der Papst etwa nicht "zeitlos", sondern als etwas, das sich "zum Heil aller Menschen darstellen und erfahren lassen" müsse, so Hoff. Das entspreche auch einem weiten, umfassenden Verständnis von Katholizität: "Es gibt Deutungsspielräume in der Entwicklung kirchlicher Lehrpraxis." (cbr)