Nutzung zur Heilung schwerer Krankheiten?

Theologe: Embryonen können über Forschung neue Funktion erhalten

Veröffentlicht am 10.10.2023 um 14:06 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Wie soll die Medizin mit überzähligen Embryonen bei einer In-vitro-Fertilisation umgehen? Der Theologe Antonio Autiero spricht sich für eine Enttabuisierung der Debatte aus: Durch Forschung könnte Embryonen eine neue Bestimmung verliehen werden.

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Der katholische Theologe Antonio Autiero hat für eine Enttabuisierung der Diskussion über den Umgang mit überzähligen Embryonen geworben. Das bedeute auch, dass das Forschen an menschlichen Embryonen aus ethisch-christlicher Perspektive geboten sein könne, sagte Autiero am Dienstag in Berlin. Sogenannte überzählige Embryonen könnten eine neue Chance erhalten, wenn Forscher sie nutzten, um dadurch möglicherweise schwere Krankheiten zu heilen.

Als "überzählige Embryonen" werden Embryonen bezeichnet, die im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF) entstanden, aber der Frau nicht eingepflanzt werden.

In Dienst der Menschheit treten?

Autiero ist Mitglied der Ethik-Kommission für Stammzellenforschung (ZES). Er äußerte sich bei einer Tagung in Berlin mit dem Titel "Humane Embryonen in der medizinischen Forschung: Tabu?-Vertretbar?-Chance?". Veranstalter ist unter anderen das Bundesforschungsministerium.

Nach Ansicht Autieros erhielten Embryonen dann eine "neue Funktion, nämlich in den Dienst der Forschung und letztlich der Menschheit zu treten". Damit werde ihnen eine neue Bestimmung verliehen. Richtlinien für die Verwendung menschlicher Embryonen zu Forschungszwecken müssten Hochrangigkeit und Dringlichkeit, eine Alternativlosigkeit sowie eine große Heilungschance sein.

Das Embryonenschutzgesetz, das vor über 30 Jahren in Kraft trat, verbietet derzeit in Deutschland das Forschen an menschlichen Embryonen. Auch die Forschung an und mit humanen embryonalen Stammzellen ist nur unter strengen Voraussetzungen im Rahmen des Stammzellgesetzes möglich. In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich auch SPD, Grüne und FDP für Reformen ausgesprochen. (KNA)