Standpunkt

Medieneinschränkung bei Weltsynode könnte mehr Freiheit bedeuten

Veröffentlicht am 12.10.2023 um 00:01 Uhr – Von Theresia Kamp – Lesedauer: 

Bonn ‐ Keine Journalisten bei den Beratungen der Weltsynode: Was nach Einschränkung und Intransparenz klingt, könnte faktisch Freiheit bedeuten, kommentiert Theresia Kamp. So könnten sich die Synodalen vielleicht besser auf den Heiligen Geist einlassen.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Für Musiker ist es inzwischen normal geworden, statt in begeisterte Gesichter in ein Meer aus Smartphones zu blicken. Immer wieder luden in letzter Zeit Künstler ihr Publikum ein, das Handy wegzupacken und im Moment zu sein. Die Anwesenden können sich so ganz auf die Musik einlassen und denken nicht schon darüber nach, wie ihr Video auf Instagram rüberkommen wird.

Für mich zeigt sich eine Parallele zur aktuell stattfindenden Weltsynode. Die Nachricht aus dem Vatikan, dass der Austausch ohne Medienschaffende und Live-Übertragung stattfinden würde, hat für Kritik gesorgt. Schnell hörte man Label wie Intransparenz und unterstellte eine böse Absicht.

Was nach Einschränkung klingt, könnte faktisch Freiheit bedeuten. Redet man nicht anders, wenn man weiß, das Gesagte wird gleich eins zu eins im Internet stehen?  Papst Franziskus möchte einen Diskursraum eröffnen, aus dem nicht unmittelbar herausdringt: Bischof X hat dieses gesagt, Bischof Y jenes, und je nach Ausrichtung wird entweder X oder Y zwei Minuten später online als Bremser oder als Häretiker verurteilt. Die Erfahrung zeigt außerdem, dass insbesondere differenzierte und ausgewogene Stimmen in der schnelllebigen Medienwelt gerne überhört werden.

Selbstverständlich darf diese Arbeitsweise nicht als Ausrede dienen, die dringend anstehenden Themen auf die lange Bank zu schieben. Ebenso wenig geht es um eine Abwertung von kritischem Journalismus – dieser behält vor, während und nach der Synode seine Bedeutung.

Freilich kann der Geist Gottes auch wirken, wenn die Medien dabei sind. Aber wie sich Menschen beim Konzert leichter für die Magie der Musik öffnen, wenn das Smartphone in der Tasche bleibt, so können sich die Synodalen vielleicht besser füreinander und für das Wirken des Heiligen Geistes öffnen, wenn sie innere und äußere Freiheit erleben.

Von Theresia Kamp

Die Autorin

Theresia Kamp hat Theologie und Romanistik studiert. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Pastoraltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und schreibt regelmäßig für verschiedene christliche Medien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.