Bischof Michael Gerber sprach bei Kundgebung in Berlin

Vertreter aus Religion und Politik bekunden Solidarität mit Israel

Veröffentlicht am 22.10.2023 um 17:20 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Seit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist nichts mehr wie es war, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier heute bei einer Kundgebung in Berlin. Auch Bischof Michael Gerber sprach bei der Solidaritätsveranstaltung am Brandenburger Tor.

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seine tiefe Solidarität mit Israel bekundet. "Seit dem 7. Oktober ist nichts mehr wie es war", sagte er am Sonntag in Berlin bei einer Solidaritätskundgebung am Brandenburger Tor. Noch nie seit dem Ende der Schoah seien durch einen Angriff so viele Jüdinnen und Juden ermordet worden. Israel habe das Recht, sich gegen diesen Terror zu verteidigen. "Und Deutschland steht dabei fest an Israels Seite", so der Bundespräsident. "Wir flehen und beten mit euch!"

Die Solidaritätskundgebung steht unter dem Motto "Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus – in Solidarität und Mitgefühl mit Israel". Sie wurde von einem breiten Bündnis aus Politik, Kirchen und Verbänden organisiert. Laut Angaben der Veranstalter kamen 25.000 Menschen.

Terror treffe auch Menschen im Gaza-Streifen

Zugleich betonte der Bundespräsident, dass der Terror auch Menschen im Gazastreifen treffe, "deren Interessen die Hamas nur vorgibt zu vertreten". Es seien die Terroristen, die Gaza in einen zerstörerischen, militärischen Krieg geführt hätten. "Wir müssen und werden uns für den Schutz von Zivilisten einsetzen; sie brauchen humanitäre Hilfe und humanitäre Korridore. Das ist ein Gebot der Menschlichkeit", betonte Steinmeier.

Weiter erklärte er, auch Deutschland sei gefordert wie lange nicht. "Es ist unerträglich, dass Jüdinnen und Juden heute wieder in Angst leben – ausgerechnet in diesem Land." Jüdische Eltern könnten ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken und das Holocaust-Mahnmal müsse von der Polizei geschützt werden.

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Der Fuldaer Bischof Michael Gerber betonte, "als Christen in Deutschland stehen wir hier in doppelter Verantwortung. Zum einen als Bürger eines Landes, das vor wenigen Jahrzehnten unermessliches Leid und millionenfachen Tod über die Juden gebracht hat. Zum anderen, weil wir wissen, dass der Antisemitismus auch in einer Schuldgeschichte des Christentums wurzelt." Mit Scham blickten die Christen darauf zurück, dass die Juden in der Zeit des Nationalsozialismus viel zu wenige Helfer und Unterstützer gefunden hätten. Gerade deshalb gelte es heute, an der Seite der Juden zu stehen, "wenn sie in Israel brutal attackiert werden und erschreckenderweise auch bei uns erneut in Bedrängung geraten". Gerber ist seit September stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Ähnlich äußerte sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus. Antisemitismus komme "aus unserer christlichen Geschichte, und er keime in unserer Mitte". Sie betonte: "Antisemiten sind auch unter unseren Kirchenmitgliedern. Das ist weder schicksalhaft noch gottgegeben." Sie räumte ein, die Kirche habe Antisemitismus lange nicht ernst genug genommen. "Wir werden weiter dagegen arbeiten. Unbedingt."

Israelischer Botschafter kritisiert deutsche Islamverbände

Der israelische Botschafter Ron Prosor kritisierte Islamverbände in Deutschland und Teile der Kulturszene, die sich nicht eindeutig auf die Seite Israels stellten. Die abscheulichen Verbrechen der Hamas widersprächen allen Werten, so Prosor.

Der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, Daniel Botmann, verurteilte ebenfalls Ausschreitungen in Deutschland. Die Demonstranten gingen aus purem Hass gegen Israel und die Juden auf die Straße. "Schluss mit der Toleranz. Wer antisemitische Parolen schreit, muss notfalls auch abgeschoben werden. Wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, muss empfindlich bestraft werden." Zudem bekundeten Vertreter von CDU, CSU, SPD, Grüne und Linke ihre Solidarität mit Israel. Von der Bundesregierung waren Hubertus Heil, Klara Geywitz (beide SPD) und Lisa Paus (Grüne) vertreten. (rom/KNA)