Weltsynode habe Auseinandersetzung über LGBTIQ+ verstanden

Spadaro: Kirchliche Kategorien nicht ausreichend für sexuelle Vielfalt

Veröffentlicht am 03.11.2023 um 11:16 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Sexuelle Vielfalt und die Rolle von Frauen waren wichtige Fragen bei der Weltsynode, berichtet der Jesuit Antonio Spadaro. Er sagt, welche Stimmen in Rom gehört wurden – und dass noch viel Arbeit auf die Synodalen warte.

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Der ernannte Untersekretär des vatikanischen Kulturdikasteriums, der Jesuit Antonio Spadaro, hat die gestiegene Sensibilität der Kirche für die Situation queerer Menschen betont. Im Synthesedokument der Weltsynode sei klar geworden, dass die anthropologischen Kategorien der Kirche "nicht ausreichen, um die Komplexität der Elemente zu erfassen, die sich aus der Erfahrung oder sogar der Reflexion über die menschliche Erfahrung ergeben", sagte der ehemalige Chefredakteur der Zeitschrift "Civiltà Cattolica" der "Rai News" am Donnerstag. Die Synode habe verstanden, dass Fragen der Geschlechter und der sexuellen Orientierung in der Kirche umstritten sind und neue Fragen aufwerfen.

Ebenso ein Thema der Synode sei die Frage nach der Rolle von Frauen in der Kirche gewesen, so Spadaro weiter. Er wollte sich aber nicht darauf festlegen, ob es auf die Diakoninnenweihe hinauslaufen werde. "Wir haben sicherlich ein sehr arbeitsreiches Jahr vor uns. Sicher ist, dass das Frauenthema auf der Synode sehr stark in den Vordergrund gerückt ist, von den Frauen, die auf der Synode anwesend waren, aber nicht nur von ihnen." Die besondere Rolle von Frauen "auch auf den höchsten Entscheidungsebenen" habe sich als Thema "mit großer Dringlichkeit und Klarheit" gestellt.

"Konflikte und Spannungen" mit in den Beratungen

Mit Bezug auf die Worte von Papst Franziskus auf dem Weltjugendtag in Lissabon im August, die Kirche müsse ein Ort für "alle, alle, alle" sein, würdigte Spadaro die Vielfalt der Synodenteilnehmenden. Es sei interessant gewesen, "wie die von diesen Menschen gelebte Perspektive eine des Friedens war, der Solidarität im Schmerz, in einer Zeit, in der die Brüche in der Welt stark sind". Kleriker aus Russland und der Ukraine hätten an einem Tisch gesessen und Menschen aus Israel über die Hamas-Angriffe dort erzählt. Die verschiedenen Perspektiven der Welt seien also nicht nur anwesend gewesen, sondern es sei auch um deren "Konflikte und Spannungen" gegangen.

Generell hielt Spadaro fest, dass Synodalität nicht das Thema einer Sitzung sei, sondern "die eigentliche Form der Kirche" darstelle. Dies sei insbesondere mit Blick auf eine Kirche mit vielen Unterschieden und Spannungsfeldern weltweit wichtig. "Aber je größer die Unterschiede sind, desto größer ist die Notwendigkeit, die Reise zu teilen, gemeinsam nachzudenken, gemeinsame Entscheidungen zu treffen, zuzuhören." Zur Synodalität gehöre auch die Option für die Armen, wozu er neben Geflüchteten und Indigenen auch Missbrauchsbetroffene zählt. "Das Engagement der Kirche muss darin bestehen, die Ursachen von Armut und Ausgrenzung zu bekämpfen. Es reicht also nicht aus, punktuelle Maßnahmen zu ergreifen, um kleine Situationen zu verbessern, sondern es ist notwendig zu verstehen, was die Grundursachen sind, die zu Armut führen." Es sei wichtig, die Soziallehre der Kirche dabei als Ressource zu verstehen. (cph)