Koch: Auch unter früheren Päpsten waren alle Fragen besprechbar

Aus Sicht des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch war die offene Diskussionskultur bei der Weltsynode in Rom kein Novum. "Sowohl mit Papst Johannes Paul II. als auch mit Papst Benedikt XVI. konnte ich immer alle Fragen ansprechen", sage Koch in einem Interview dem Schweizer Internetportal "kath.ch" am Wochenende. Er habe nie den Eindruck gehabt, dass es Fragen gebe, die nicht besprochen werden dürften, so der Kardinal. "Wenn das früher nicht gemacht worden ist, hängt das nicht einfach an den Päpsten, sondern auch an den Bischöfen, die sich vielleicht eine Selbstzensur auferlegt haben." Gleichzeitig sei der Geist der Synodalität, der jetzt gelebt werde, durch Papst Franziskus eingebracht worden. Koch ist seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und nahm in dieser Funktion an den Beratungen der Weltsynode teil.
Die Sitzordnung an runden Tischen statt hintereinander, wie in einem Hörsaal, habe zudem für eine besondere Stimmung und Gesprächsatmosphäre gesorgt. "Früher sind die Bischöfe nach Rom gekommen und hatten ihr Votum, das sie abgeben wollten, schon vorbereitet. Man musste das Votum auch schriftlich einreichen", erklärte Koch. Bei der Weltsynode habe es dagegen viel Raum für Gespräche und freie Äußerungen gegeben. "Auch die Anwesenheit von sogenannten 'Nicht-Bischöfen' und ihre Redebeiträge haben wesentlich dazu beigetragen." Durch die Teilnahme von Laien sei der Charakter der Bischofssynode aus seiner Sicht aber nicht infrage gestellt worden.
Weiter betonte Koch, dass der zum Abschluss der ersten Sitzungsperiode verabschiedete Zwischenbericht "die geführten Gespräche in ehrlicher Weise wiedergegeben" habe. Der Text habe nicht die Aufgabe, irgendetwas zu entscheiden, sondern lediglich aufzulisten, was besprochen worden ist und welche offenen Fragen jetzt bearbeitet werden müssten. "Es gibt dabei in dem Dokument so viele offene Fragen, dass man sich fragen kann, wie sie in den nächsten elf Monaten geklärt werden können", sagte Koch. Daher müsse für die Diskussion des Dokuments beim zweiten Teil der Weltsynode im kommenden Jahr mehr Zeit eingeräumt werden. (cbr)