Oberhirten tagten bei Herbstvollversammlung

Vorsitzender der US-Bischöfe: Der Nuntius liegt falsch

Veröffentlicht am 17.11.2023 um 12:14 Uhr – Lesedauer: 

Baltimore ‐ Nach der Herbstvollversammlung ist klar: In der US-Bischofskonferenz prallen Welten aufeinander. Papstbotschafter Christophe Pierre hatte zuvor die Kirche in den USA kritisiert – der Vorsitzende der Bischofskonferenz widerspricht.

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Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Militärbischof Timothy P. Broglio, hat Spannungen zwischen ihm und Nuntius Kardinal Christophe Pierre angedeutet. Er teile die Einschätzung des Nuntius nicht, dass in den USA kaum noch jemand in die Kirche gehe und die Priesterseminare leer stünden, sagte Broglio in einem Interview mit dem Internetportal "OSV News". "Er selbst würde sagen, dass seine Sicht viel differenzierter ist, als es in dem Interview mit der Jesuitenzeitschrift America zum Ausdruck kommt", so Broglio. Denn der Eindruck des Nuntius entspreche "nicht der Realität der Kirche in den Vereinigten Staaten", es gebe nach wie vor einige Priesterseminare, die "am Rande ihrer Kapazitäten" stünden. Die Unterschiede im Glaubensleben und in der Glaubenspraxis bedeuteten nicht, dass die Kirche in den USA nichts Neues lernen könne, so Broglio.

Unter anderem ging er auf die Kritik einiger US-Katholiken an Papst Franziskus ein, er verstehe die Kirche in den USA nicht. "Die ganze Erfahrung des Papstes ist trotz seines dreijährigen Aufenthalts in Deutschland durchweg argentinisch", so der Militärbischof. "Ich glaube, das erste Mal, dass er in die Vereinigten Staaten kam, war bei seinem bisher einzigen Papstbesuch." Die USA seien ein großes Land, das man nicht in fünf Tagen entdecken könne. Man dürfe daher nicht erwarten, dass der Papst einen "erfahrungsorientierten Blick auf die verschiedenen Orte" in den USA habe, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Er betonte aber die Offenheit des Papstes: "Papst Franziskus ist jemand, der immer bereit ist, anderen zuzuhören. Die Zeit, die er den Audienzen widmet, ist für mich ein Markenzeichen seines Pontifikats."

Während der jährlichen Herbstvollversammlung der US-Bischöfe, die vom 13. bis 16. November in Baltimore stattfand, führte der vom Papst entlassene Bischof Joseph Strickland eine Rosenkranz-Prozession an, deren Anhänger, einige mit Trump- und "America first"-Mützen, mit ihm für das Heil der Kirche beteten. Zuvor hatte Strickland gesagt, er habe keine Stimme in der Bischofskonferenz, was Broglio klarstellte: "Als emeritierter Bischof hat er ein Mitspracherecht in der Konferenz, aber kein Stimmrecht. Mir ist nicht bekannt, dass er ausgeladen wurde." (mtr)