ZdK reagiert gelassen auf Parolin-Brief
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat gelassen auf den am Freitag bekannt gewordenen Brief von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin reagiert, in dem dieser zwei zentrale Reformthemen innerhalb der katholischen Kirche als nicht verhandelbar bezeichnet hatte. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp erinnerte bei der Vollversammlung der Laiengremiums in Berlin daran, dass Parolin auch im Vorfeld der Weltsynode im Oktober eine Teilnahme von und ein Stimmrecht für Frauen für undenkbar und illegitim erklärt habe, weil es weder kirchenrechtlich noch sakramental der Struktur und Historie der katholischen Kirche entsprechen würde. "Und was hat unser Papst gemacht? Plötzlich war es legal und möglich und in die Tat gesetzt", so Stetter-Karp. Diese Dynamik innerhalb des Vatikan und zwischen Kurie und Papst dürfe nicht übersehen werden.
ZdK-Vizepräsident Thomas Söding betonte, dass aus dem Brief des Kardinalstaatssekretärs hervorgehe, das es einen Gesprächsprozess zwischen Deutschland und Rom gebe; dies sei "natürlich ein gutes Zeichen". Auf Nachfrage von katholisch.de wandte sich der Bochumer Theologe zudem gegen die Sichtweise, dass es in der Kirche Themen gebe, die nicht verhandelbar seien. "Es geht ja nicht um verhandeln. Es geht um die Frage, ob man sich den Problemen stellt, die es in der katholischen Kirche gibt", so Söding. Es sei einfach so, dass es weltweit mit Blick auf die vatikanische Erklärung, nach der die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen zu Priestern zu weihen, ein Autoritätsproblem gebe. "Darüber muss gesprochen werden, das Ergebnis wird man dann sehen." Beim Thema Homosexualität wiederum habe die Weltsynode erklärt, dass die katholische Kirche mit ihrer traditionellen Anthropologie noch nicht alle Antworten habe, "sondern den Austausch mit den Humanwissenschaften benötigt".
Söding: "Gewisse Nervosität" nach Auftakt des Synodalen Ausschusses
Am Freitag war ein Brief von Kardinalstaatssekretär Parolin bekannt geworden, in dem er den deutschen Bischöfen in einer offiziellen Note mitteilt, dass die den Männern vorbehaltene Priesterweihe und die Lehre der Kirche zur Homosexualität nicht verhandelbar seien. Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Matthias Kopp, bestätigte, dass den Bischöfen das Schreiben bei ihrem Ständigen Rat zu Wochenbeginn vorgelegen habe. In dem an die Generalsekretärin der Bischofskonferenz, Beate Gilles, adressierten Schreiben vom 25. Oktober zieht Parolin rote Linien für künftige Dialogrunden mit den deutschen Bischöfen. Unter anderem unterstreicht er, dass der Vatikan nicht daran denke, über die Lehre der Kirche zur Homosexualität zu verhandeln oder über das Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis", mit dem Papst Johannes Paul II. 1994 den Ausschluss von Frauen von der Priesterweihe bekräftigt hatte.
Nach Ansicht von Söding hat die konstituierende Sitzung des Synodalen Ausschusses vor zwei Wochen in Essen und die dortige einstimmige Verabschiedung von Satzung und Geschäftsordnung bei bestimmten Kreisen "zu einer gewissen Nervosität" geführt. Er gehe deshalb davon aus, dass noch mehrfach versucht werde, "aus dem Zusammenhang gerissene Teilwahrheiten als definitive Äußerungen Roms auszugeben". Die Öffentlichkeit könne aber sicher sein, dass das ZdK sich davon nicht übermäßig beeindrucken lasse, sondern seine Arbeit konstruktiv weiter vorantreibe. (stz)