Gegner der einheitlichen Liturgie halten an Kritik fest

Liturgiereform-Gegner: Papst von Strippenziehern hinters Licht geführt

Veröffentlicht am 14.12.2023 um 13:06 Uhr – Lesedauer: 

Kochi ‐ Für die Gegner der syro-malabarischen Liturgiereform ist klar: Der Papst weiß nicht, was er tut, wenn er ihren Protest scharf zurückweist. Nun sagen sie, wo Franziskus falsch liegen soll – und wer ihm angeblich die Unwahrheit eingeflüstert hat.

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Die Gegner der einheitlichen Liturgie in der syro-malabarischen Kirche halten an der Kritik an Papst Franziskus fest. Seine Videobotschaft an die Gläubigen der katholischen Ostkirche im Südwesten Indiens sei voll von sachlichen Fehlern und Zweideutigkeiten, sagte einer der Anführer des Protests, der Priester Jose Vailikodath, gegenüber dem US-amerikanischen Online-Medium "Crux" am Donnerstag. In der vergangenen Woche hatte Papst Franziskus in einer Videobotschaft den protestierenden Gläubigen in der Großerzdiözese Ernakulam-Angamaly das Ultimatum gesetzt, bis Weihnachten die von der Synode der syro-malabarischen Kirche beschlossene einheitliche Form der Liturgie zu übernehmen. Ansonsten drohten sie, zur Sekte zu werden. Die Papstbotschaft konnte den Konflikt bis jetzt nicht befrieden.

Der von Vailikodath geleitete "Archdiocesan Protection Council", eine Vereinigung von Priestern und Laien, die sich gegen den Synoden-Kompromiss zur Liturgie stellen, hat am Mittwoch eine Stellungnahme zur Papstbotschaft beschlossen. Darin heißt es, dass der Papst zwar unfehlbar in Fragen von Glaube und Sittenlehre sei: "Der Papst hat aber keine Unfehlbarkeit, wenn es um die liturgischen Vorgaben zur heiligen Messe in einer einzelnen orientalischen Kirche geht. Diejenigen, die einflussreich sind und dem Papst nahe stehen, haben ihn nicht über die Fakten und die vorherrschenden Umstände unterrichtet." Nach Ansicht Vailikodaths habe sich der Papst bei seiner Botschaft auf den mittlerweile zurückgetretenen Apostolischen Administrator Andrews Thazhath und die Beamten im vatikanischen Ostkirchendikasterium verlassen, "die den Papst zwingen, nach ihrer Pfeife zu tanzen, ohne die Fakten zu überprüfen".

Fünf Kritikpunkte an der Faktenbasis des Papstes

Gegenüber Crux erläuterte der Priester Kuriakose Mundadan die Kritik am Papst-Video und nannte fünf Punkte. Anders als von Franziskus dargestellt, handele es sich nicht nur um einige Priester, die gegen die einheitliche Liturgie protestieren, sondern die große Mehrheit; dazu kämen die meisten Laien. Es habe auch keine "Akte der Respektlosigkeit" gegen die Eucharistie durch Gegner, sondern nur von Befürwortern der einheitlichen Liturgie gegeben; weitere Angaben dazu machte Mundadan nicht. Laut dem Priester geht es nur um die Liturgie und nicht wie vom Papst benannt um weltliche Anliegen. Es gebe auch keine Bestrebungen, die Einheit der Kirche zu bedrohen. Der Konflikt könne leicht gelöst werden, wenn die Bischöfe in der Synode der syro-malabarischen Kirche nur guten Willen zeigten. Die Synode ist für die Beschlussfassung über die Liturgie zuständig. Schließlich betonte Mundadan, dass die meisten Priester den Großerzbischof wie vorgeschrieben in der Messe nennen und für ihn beten.

Die syro-malabarische Kirche hat sich zu der jüngsten Stellungnahme noch nicht geäußert. Schon zuvor hatte ein Sprecher der Kirche die Behauptung zurückgewiesen, der Papst wisse nicht über die Situation Bescheid und habe auf der Grundlage falscher Informationen gehandelt. "Die Propaganda, dass der Papst im Irrtum sei, ist ein gescheiterter Versuch, den Ungehorsam gegenüber dem Papst zu rechtfertigen", heißt es in der am Montag nach einer demonstrativen Feier der Messe von etwa 400 Priestern veröffentlichten Erklärung. Am selben Tag hatte Papst Franziskus seinen Sondergesandten für die Syro-Malabaren, den slowakischen griechisch-katholischen Erzbischof Cyril Vasiľ, im Vatikan empfangen. Vasiľ ist seit Mittwoch wieder im Großerzbistum, um seine Mission der Befriedung des Konflikts fortzuführen. Zuvor war er bereits teilweise gewalttätigen Protesten von Gläubigen ausgesetzt.

In der syro-malabarischen Kirche schwelt seit Jahren ein Streit um die Feier der Liturgie, die Heilige Qurbana. Die Kirche im Südwesten Indiens geht auf die Thomaschristen zurück und steht in Einheit mit dem Papst. Ihre Liturgie folgt dem ostsyrischen Ritus. Vor allem entzündet sich der Streit an der Zelebrationsrichtung: Während einige Gläubige in Anlehnung an den römischen Ritus die Richtung zum Volk bevorzugen, ist die traditionelle Richtung die nach Osten, mit dem Rücken zum Volk. Ein Kompromiss der syro-malabarischen Synode vom August 2021 sieht vor, dass der Priester bis zum Hochgebet zur Gemeinde hin zelebriert und sich dann erst zum Ende des Gottesdienstes wieder zur Gemeinde umdreht. (fxn)