Standpunkt

Klicks und Headlines sind Papst Franziskus egal!

Veröffentlicht am 09.02.2024 um 00:01 Uhr – Von Thomas Seiterich – Lesedauer: 

Bonn ‐ Richtet der Papst mahnende Worte an Zuhörerinnen und Zuhörer aus der Kirche im Kapitalismus, findet das in Deutschland oft nur wenig Resonanz, kommentiert Thomas Seiterich. Dabei lohne es sich, genauer auf die Sichtweise des Pontifex zu blicken.

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Wenn Papst Franziskus Zuhörerinnen und Zuhörer aus der in vielen Dingen so überaus reich ausgestatteten Kirche im Kapitalismus vor sich hat, sagt er zuweilen hoch bemerkenswerte Dinge. In Deutschland finden sie leider nur wenig Resonanz.

So geschehen im Januar, als er eine Gruppe von Journalistinnen und Journalisten aus der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP) in Privataudienz empfing. Er ließ die deutschen Medienprofis nicht vom Haken, sondern entwarf ihnen ein engagiert christliches Berufsbild, das wohl von kaum einem in den Chefetagen von Presse, Funk, Neuen Medien und Fernsehen und Verlagshäusern geteilt wird:

Auch in wohlhabenden und wohlentwickelten Ländern wie Deutschland gebe es nicht wenige Nöte, manche davon kaum sichtbar. Er denke an das Problem der Kinderarmut, an Familien, die nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, und an die Situation vieler Migranten und Flüchtlinge, die Deutschland in großer Zahl aufgenommen hat. Franziskus mahnt: "Dort wartet der Gott der Liebe auf die frohe Botschaft unserer Nächstenliebe. Er wartet auf Christen, die hinausgehen und sich zu den Menschen begeben, die am Rande stehen. Und dazu braucht es auch Medienschaffende, die die Geschichten und Gesichter derjenigen ins Bewusstsein holen, auf die kaum jemand oder niemand achtet."

Klicks und Headlines spielen für den Papst aus dem so oft gebeutelten Südamerika keine Rolle. Er sieht die Verantwortung der Medienschaffenden, der öffentlich Sprechenden sowie der Verkünderinnen sämtlicher Profession und Art an anderer Stelle: in der Wahrnehmung von Menschen am Rand, die keine Stimme, kein Gesicht haben, deren Belange im Mediengetöse all zu oft untergehen. Papst Franziskus: "Wenn Sie also etwas mitteilen, denken Sie immer an die Gesichter der Menschen, besonders der Armen und der Einfachen, und gehen Sie von ihnen aus, von ihrer Wirklichkeit, von ihren Problemen und von ihren Hoffnungen, auch wenn dies bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen und sich die Sohlen abzulaufen."

Das ist der kernige Auftrag des Papstes. Das ist sein parteilicher Blick.

Von Thomas Seiterich

Der Autor

Thomas Seiterich ist Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift "Publik-Forum".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.