Standpunkt

Synodaler Weg: Es braucht einen erneuten Neuanfang

Veröffentlicht am 20.02.2024 um 00:01 Uhr – Von Volker Resing – Lesedauer: 

Bonn ‐ Reformorientierte Katholiken fordern zur Vollversammlung der Bischöfe Zusammenhalt und einen gemeinsamen Kurs. Diese Einigkeit bei Reformfragen gibt es in Wirklichkeit aber nicht, kommentiert Volker Resing. Er fordert einen erneuten Neuanfang.

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"Wir können nur etwas bewegen, wenn wir beisammen bleiben", schreibt Christian Weisner von "Wir sind Kirche" in seiner Pressemitteilung zur Vollversammlung der Bischofskonferenz in dieser Woche. Doch was heißt das, und wer soll zusammen bleiben? Gehören die römischen Briefschreiber dazu oder nicht? Die "Mahnwache", die am Montag von "reformorientierten Katholik:innen" veranstaltet wurde, wirbt "für echte Synodalität und eine zukunftsfähige Kirche". Doch solche Überschriften suggerieren doch nur eine Einigkeit unter den Katholikinnen und Katholiken, die es in Wahrheit eben nicht gibt. Viele wollen Veränderung, aber eben nicht alle in gleicher Weise. Ist eine Kritik am "Synodalen Ausschuss" schon "falsche" Synodalität und zukunftsfeindlich?

Die Frauenverbände kfd und KDFB, die sich in die Demo mit einreihen, wissen doch genau, dass es an ihrer Basis rumort und keineswegs Konsens über den Reformkurs besteht. Ein reiner Aktivistenmodus wird doch ihrer inneren Pluralität und Größe nicht wirklich gerecht. Weisner verlangt, es möge einen "Ruck geben auf dem Synodalen Weg in Deutschland und der Vorbereitung der Weltsynode in Rom". Doch dieser Ruck kann doch nicht immer wieder in den bekannten Stellungskriegen bestehen. Die "Abweichler" unter den Bischöfen sollen endlich ihren Widerstand aufgeben, sagt der Reform-Veteran. Ist das die neue Gemeinsamkeit, die er fordert, das Beisammen-bleiben? Wie wäre es endlich mal mit einer neuen Diskussionskultur und einer Pause im Kampfmodus?

Wie wäre es, den erneuten Brief aus Rom zur Kritik am Synodalen Weg wenigstens versuchsweise mal als Anregung zu nehmen, die eigenen Schützengräben zu verlassen? Wie wäre es, dem Papst mit seinem Reformprozess mal kurzzeitig Gutes zu unterstellen und bei den Römern nicht gleich "Mutlosigkeit" zu argwöhnen. Die Kirchenmitgliedschaftsstudie, die Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche, auch aktuelle Äußerungen des Autors der MHG-Studie, Harald Dreßing, könnten doch zum Innehalten einen Anlass bieten. 

Es scheint doch die Erkenntnis zu wachsen, dass es problematisch war, aus dem Missbrauchsskandal direkte Reformforderungen ableiten zu wollen. Zugleich sollen mit dieser Feststellung Konsequenzen aus dem Skandal und Reformnotwendigkeiten doch nicht negiert werden. Es braucht einen erneuten Neuanfang im gemeinsamen mühevollen Weg der Kirche in die Zukunft. Vielleicht ist der Name "Synodaler Weg" dafür nicht mehr ganz so geeignet.

Von Volker Resing

Der Autor

Volker Resing leitet das Ressort "Berliner Republik" beim Magazin "Cicero".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.