Warum das "Wort zum Sonntag" eine Riesenchance ist
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Es ist eine Erfolgsgeschichte, verbunden mit zwei Jubiläen: Seit genau einem Jahrhundert sind in Deutschland Verkündigungssendungen im Radio zu hören, seit 70 Jahren wird samstags das "Wort zum Sonntag" ausgestrahlt. Über Gott und Glaube, Hoffnung, Liebe zu reden, und das auch noch für ein Millionenpublikum, weit über die eigene Blase hinaus: Das ist eine Riesenchance.
Anfangs standen die Kirchen, wie so oft bei Neuerungen, Radio und Fernsehen skeptisch gegenüber. Doch bald änderte sich die Einstellung und die Möglichkeiten wurden erkannt. Als Adolf Hitler die kirchlichen Verkündigungssendungen verbieten ließ, führte das zu Protesten. Nach Kriegsende kam es zum Neubeginn.
Morgenandachten oder das "Wort zum Sonntag" zu kritisieren, ist leicht. Nicht so leicht ist es aber, in 600 Sekunden, oft auch kürzer, seine Gedanken ansprechend zu präsentieren. Wer einen salbungsvoll-pastoralen Ton anschlägt, frömmelnde Floskeln verwendet und ausgiebig bekannte Dichter zitiert, der löst nur ein Gähnen aus und vergibt eine Chance. Otto Waalkes ("Als ich neulich in meiner Musikbox blätterte …") hat dies schon vor Jahrzehnten meisterhaft mit seinem "Wort zum Montag" persifliert.
Um die Botschaft von Gott radio- und fernsehgerecht zu verbreiten, ist daher Schulung gefragt; es braucht Sorgfalt und Vorbereitung. Kreativität ist nötig, hilfreich sind Sprecherziehung und eine klare Sprache (kein "Kirchisch"), dazu Kenntnisse im Storytelling. Dann gelingen glaubwürdig vorgetragene Texte mit Qualität, die den richtigen Ton treffen. Die Mühe lohnt, auch wegen der Reichweite.
Hinzugekommen sind neue Herausforderungen. So muss stärker begründet werden, was Verkündigungssendungen für die Gesellschaft leisten. Wegen geänderter Hör- und Sehgewohnheiten in der digitalen Welt ist die Aufnahme von Beiträgen in Audiotheken und die Mediathek der ARD wichtig.
Kirchliche Mittel für Verkündigungssendungen sind gut investiert. Diese Form der Seelsorge hat weit mehr Beachtung verdient, nicht allein im Jubiläumsjahr.
Der Autor
Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.