Regensburger Bischof für Institutionsvergleich nach EKD-Missbrauchsstudie

Voderholzer bekräftigt Zweifel an Grundlagen des Synodalen Wegs

Veröffentlicht am 25.03.2024 um 14:25 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Grundlage für die Arbeit des Synodalen Weges waren die systematischen Ursachen für Missbrauch in der Kirche. Hinter diese müsse man nach der EKD-Studie jedoch "große Fragezeichen setzen", sagt der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer.

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Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer bekräftigt nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie für den Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seine Zweifel an den Grundlagen des Synodalen Wegs. Hinter diese müsse man "große Fragezeichen setzen", sagte Voderholzer im Interview mit der "Katholischen SonntagsZeitung für das Bistum Regensburg" (Osterausgabe). Von "systemischen Ursachen" des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, von denen der Synodale Weg als Erkenntnis aus der MHG-Studie spreche, könne man erst reden, wenn man eine Institution zum Vergleich habe. "Jetzt haben wir mit der evangelischen Kirche partiell die Möglichkeit eines Institutionenvergleichs", so der Bischof.

Voderholzer forderte, die Debatten aus "ideologischen Grabenkämpfen" herausholen. Deshalb unterstütze er das Vorhaben des forensischen Psychiaters Harald Dreßing, eine Dunkelfeldstudie durchzuführen, bei der alle gesellschaftlichen Gruppen betrachtet werden sollen, um so auf einer breiten Basis Ursachen des sexuellen Missbrauchs ergründen zu können. "Das wird den Betroffenen wirklich nachhaltig helfen." Gleichzeitig betonte er, dass die Ergebnisse der EKD-Studie die katholische Kirche nicht entlasteten. "Es besteht überhaupt kein Grund, nachzulassen mit unseren Bemühungen um Aufarbeitung und Prävention."

Zuspruch für Kritik am Synodalen Weg

Der Regensburger Bischof gilt als einer der schärfsten Kritiker der Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland. Schon zu Beginn des Reformprozesses hatte er betont, dass die Kirche Vergleichsstudien mit anderen Institutionen brauche, um die Ursachen des sexuellen Missbrauchs zu ergründen. Der Synodale Weg hatte aus den Erkenntnissen MHG-Studie heraus unter anderem die Themenfelder Machtmissbrauch, Rolle der Frau und Sexualmoral als Risikofaktoren für sexuellen Missbrauch in der Kirche identifiziert und sich für Reformen in diesen Bereichen ausgesprochen.

Weiter erklärte Voderholzer, dass er für seine kritische Position gegenüber dem Synodalen Weg viel Zuspruch erhalte, "in einer Fülle von Briefen und in zahlreichen weiteren Solidaritätsadressen". Den Begriff "konservativ“ könne er auch als Ehrentitel oder als Kompliment annehmen: "Zumindest in der Ökologie haben wir gelernt, dass unsere Schöpfung Bewahrung braucht." Manchmal habe er den Eindruck, dass Reform im Sinne von Veränderung ein Selbstzweck sei. Das heiße zwar nicht, dass nicht Bekehrung nötig sei. "Aber da halte ich es mit Mutter Teresa, die einem Journalisten, der fragte, was sich in der Kirche ändern müsse, schlicht sagte: Sie – und ich", so der Bischof.

Für die Positionierung von Papst Franziskus im Ukraine-Krieg zeigte Voderholzer Verständnis. Anfangs habe ihn die Meldung, wonach der Pontifex gefordert habe, die Ukraine solle die "weiße Fahne" hissen "etwas irritiert". Bei genauerer Betrachtung der Umstände dieser Aussage stelle sich die Sache jedoch differenzierter dar. "Ich kann verstehen, dass man eine stärkere Benennung Putins als Aggressor erwartet hätte", so der Bischof. Andererseits gehe es dem Papst um Lösungsmöglichkeiten über Waffen und Krieg hinaus. "Das sollte man ihm nicht zum Vorwurf machen, sondern eher honorieren." Allein mit Waffen und Kriegsgewalt sei kein echter Frieden zu erreichen. "Das festzustellen und die Bedeutung von Friedensverhandlungen stark zu machen, steht dem Papst als Papst gut an." (mal)