Die Kirche sollte sich ein Vorbild an der 72-Stunden-Aktion nehmen
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Das Elend an der Kirche ist ja oft, dass sie sich dauernd um sich selbst dreht. Vollkommen zu Recht wird sie darüber vielen Menschen fremd. Denn eine Kirche, die viel Energie in Selbstreferentialität steckt, ist für die meisten Menschen langweilig. Übrigens auch für die, die noch ein Teil der Kirche sind. Dabei könnte alles so einfach sein. "Was kann ich für dich tun?" So oder so ähnlich fragt Jesus dauernd, wenn ihm jemand über den Weg läuft, der ein Problem hat. Sein Alleinstellungsmerkmal ist aufmerksame Dienstbarkeit.
Kinder und Jugendliche haben dafür zum Glück noch eine Antenne. Und so werden schätzungsweise 100.000 von ihnen an diesem Wochenende der Welt genau diese Frage stellen: "Was können wir für euch tun?" Denn heute startet der BDKJ in Deutschland die 72-Stunden-Aktion. Dieses Projekt ist so simpel wie eindrucksvoll: Kinder- und Jugendgruppen können sich entweder selbst ein Projekt in ihrer Stadt oder ihrem Dorf überlegen. Oder sie bekommen von den Organisatoren eines vorgeschlagen. Die interaktive Karte im Internet ist eindrucksvoll. Ein paar Beispiele: Jugendliche aus Kürten-Bechen werden ihr Altenheim verschönern. Eine Gruppe in Odenthal kümmert sich um ein Kräuterbeet, das sie auf Vordermann bringen will. Pfadfinder aus Oberpleis machen Frühjahrsputz im Siebengebirge. Die Blechpänz des katholischen Posaunenchors Remagen wollen mit Unterstützung der Erwachsenen möglichst viele Senioren-, Kranken- und Pflegeeinrichtungen besuchen, um dort für die Bewohner und Kranken zu musizieren. Die Malteser-Jugend in Büren baut Insektenhotels und Pfadfinder in Münster wollen mit geretteten Lebensmitteln ein großes Essen kochen, bei dem Menschen sich begegnen und neue Kontakte knüpfen können.
"Uns schickt der Himmel!" – das ist das Motto der 72-Stunden-Aktion. Recht haben die Kinder und Jugendlichen. Wo hunderttausend Menschen wie die Jugendlichen bei der 72-Stunden-Aktion vom Himmel erzählen, da wachsen Vertrauen, Zuversicht und Liebe. Die Kinder und Jugendlichen behaupten nicht die frohe Botschaft. Sie tun sie einfach. Und zwar so, dass es jeder kapiert. So einfach kann das sein. Wir alten Säcke sollten uns davon dringend eine Scheibe abschneiden.
Der Autor
Peter Otten ist Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde St. Agnes in Köln. Seit einigen Jahren bloggt er unter www.theosalon.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.