Nicht nur "Fiducia supplicans" ist der Grund

Koptischer Bischof begründet Aussetzen des Dialogs mit Katholiken

Veröffentlicht am 19.04.2024 um 15:01 Uhr – Lesedauer: 

Los Angeles ‐ Im März setzte die koptische Synode den Dialog mit der katholischen Kirche aus – vor allem wegen der Segenserklärung "Fiducia supplicans". Doch das ist nicht der einzige Grund, verrät nun der koptische Co-Vorsitzende der Dialogkommission.

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Beim Dialog zwischen der katholischen und den altorientalischen Kirchen fehlt es dem koptischen Vertreter an konkreten Ergebnissen. Gegenüber "Aleteia" sagte Bischof Kyrillos, der Co-Vorsitzende der Gemeinsamen internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen, dass die bisher veröffentlichten Dokumente lediglich "ausführliche Berichte" seien. Er vermisse Stellungnahmen dazu, wo die Kirchen einen gemeinsamen Glauben teilen. Darauf hätten die ostkirchlichen Vertreter schon seit fünf Jahren hingewiesen. "Ich hatte zwar immer das Gefühl, dass die Treffen gut waren, aber sie waren eher eine Vorstufe", so Kyrillos: "Wir sind nie zur zweiten Phase übergegangen: 'Okay, wie lösen wir diese Differenzen? Wir wissen, wo wir uns ähnlich sind, aber wie lösen wir die Differenzen? Wir stellen sie nur fest und schreiben sie auf, und dann gehen wir weiter."

Aus Sicht Kyrillos bestehen neben den großen Unterschieden, die aus dem Konzil von Chalcedon (451) herrühren und zur Trennung zwischen den altorientalischen einerseits und den orthodoxen und der katholischen Kirche andererseits führten, noch weitere. Der Bischof nennt die Lehre vom Fegefeuer, die Frage nach dem Heil Ungläubiger, die Sakramente und das Priesteramt. Das Vorgehen der Gemeinsamen Kommission führe zwar zu einer positiven Arbeitsatmosphäre und immer neuen Berichten, "aber das Ergebnis istviel weniger, als es sein sollte, weil wir uns den schwierigen Diskussionen und Themen nicht voll widmen". Beim letzten Treffen der Kommission habe er vorgeschlagen, neben dem offiziellen noch einen informellen Dialog mit Theologen zu organisieren.

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Im Januar feierte die Gemeinsame Kommission ihr 20-jähriges Bestehen. Kurz darauf beschloss die Synode der koptischen Kirche nach Beratungen mit Schwesterkirchen, den Dialog auszusetzen. Laut Kyrillos sei die Unzufriedenheit mit dem offiziellen Dialog einer der Hauptgründe für das Aussetzen des Dialogs gewesen. Ein weiterer wichtiger Grund war die Segenserklärung "Fiducia supplicans". Ein Beschluss der Synode betonte die Position der koptischen Kirche, dass sie jede Form von gleichgeschlechtlichen Beziehungen ablehnt und damit auch jede Form von Segnung für sie inakzeptabel ist.

Die orientalisch-orthodoxen oder altorientalischen Kirchen sind die Ostkirchen, die sich nach dem Konzil von Ephesos (431) oder nach dem Konzil von Chalcedon (451) von der römischen Reichskirche trennten. Vor allem mit Blick auf die Christologie unterscheiden sich diese Kirchen von der katholischen und der byzantinisch-orthodoxen Kirche, indem sie stärker die Einheit der göttlichen und der menschlichen Natur in Christus betonen. Das Konzil von Chalcedon lehrte die Zweinaturenlehre. Die größte der orientalisch-orthodoxen Kirchen ist die koptische Kirche, die ihren Schwerpunkt in Ägypten hat. (fxn)