Keine Sternsinger bei AfD und Co.: BDKJ präzisiert eigenen Beschluss
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat die am Wochenende von seiner Hauptversammlung beschlossene Empfehlung, rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien und Politiker beim Sternsingen nicht zu besuchen, präzisiert. "Bei dem Beschluss zum Sternsingen geht es der Hauptversammlung um politische Empfänge und Besuche bei Spitzenpolitiker*innen der angesprochenen Parteien. Der Beschluss bezieht sich auf den Besuch von Amtsträger*innen, nicht auf den Besuch von Privatpersonen", erklärte BDKJ-Pressesprecher Christian Toussaint am Mittwoch auf Anfrage von katholisch.de. Zur Begründung führte er an, dass bei öffentlichen und damit medienwirksamen Begegnungen die Gefahr bestehe, dass das Engagement der Sternsinger "durch die extrem rechten und rechtspopulistischen Politiker*innen" für ihre Zwecke instrumentalisiert werde.
Mit der beschlossenen Empfehlung wolle der BDKJ der gesellschaftlichen Normalisierung von extrem rechten Parteien und extrem rechtem Gedankengut entgegenwirken, so Toussaint weiter. "Diese Parteien greifen die Grundlage unserer Demokratie an und stehen im Widerspruch zum grundlegenden Anliegen der Sternsinger*innen, sich für eine gerechtere Welt stark zu machen. Es ist eine politische Strategie solcher Parteien, sich auf christliche Werte zu beziehen, die sie aber in ihrer politischen Arbeit nicht vertreten." Man wolle nicht, dass die Sternsinger dafür die Kulisse bildeten. Mit dem Beschluss rücke man auch den Schutz von Kindern und Jugendlichen in den Fokus, so der Sprecher. Beim Sternsingen bringen tausende Kinder und Jugendliche jeweils zum Jahresanfang als Könige verkleidet den christlichen Segen und sammeln Spenden für Not leidende Kinder in aller Welt.
"Wir positionieren uns gegen die Instrumentalisierung des Sternsingens"
Der BDKJ als einer der beiden Träger der bundesweiten Aktion Dreikönigssingen hatte am Wochenende bei seiner Hauptversammlung die Empfehlung beschlossen, im Rahmen der Aktion keine Einladungen zu Empfängen von rechtsextremen oder rechtspopulistischen Parteien anzunehmen und auch keine Amtsträger solcher Parteien zu besuchen. Zur Begründung hieß es in dem Beschluss, dass "rassistische, misogyne, ableistische, menschenverachtende, hassschürende und rechtsextreme Äußerungen und Handlungen" beim Sternsingen keinen Platz hätten. Und weiter: "Wir positionieren uns deutlich gegen die Instrumentalisierung des Sternsingens von rechtsextremen und -populistischen Akteur*innen und nehmen unsere Verantwortung wahr, Akteur*innen beim Sternsingen im Umgang mit diesen bedarfsgerecht zu unterstützen."
Auf die Frage, ob der BDKJ mit seiner Empfehlung, den Segen der Sternsinger bestimmten Personen aus politischen Gründen zu verweigern, nicht den eigenen Einsatz für einen "Segen für alle" konterkariere, erklärte Toussaint: "Die Beschlüsse des BDKJ zum Thema 'Segen für alle' setzen sich für eine solidarische und tolerante Gesellschaft und Kirche ein. Dies sind Werte, die für uns aus dem christlichen Glauben erwachsen. Die AfD und andere extrem rechte Parteien lehnen eben diese Art der Gesellschaft ab." Er kündigte zugleich an, dass für die Jahreskonferenz zur Aktion Dreikönigssingen im Juni vereinbart sei, sich mit dem Umgang mit Politikern und Parteien, die sich menschenverachtend äußerten, zu beschäftigen. "Dies ist Teil eines schon länger vereinbarten Prozesses. In diesem Prozess soll es auch um eine Weiterentwicklung der Handlungsempfehlungen für die Gruppen vor Ort gehen."
Toussaint berichtete, dass dem BDKJ nach dem Beschluss von Sympathisanten extrem rechter und rechtspopulistischer Parteien viel Unverständnis und Hass entgegengeschlagen sei. Allerdings habe man auch positive Rückmeldungen erhalten, "die sich unseren Argumenten anschließen und die uns dafür danken, dass wir den Gruppen vor Ort eine Orientierung an die Hand geben". Diese Unterstützung der Gruppen vor Ort sei dem BDKJ ein besonderes Anliegen. "Die bundesweiten Demonstrationen nach der 'Correctiv'-Recherche und auch der Beschluss der deutschen Bischöfe zur Unvereinbarkeit von völkischem Nationalismus und christlichem Glauben machen deutlich, dass das Erstarken rechtspopulistischer und extrem rechter Kräfte durch die Mehrheit der Gesellschaft und die Kirche abgelehnt wird." Mit dieser Situation wolle man die Verantwortlichen der Aktion vor Ort nicht allein lassen.
Kindermissionswerk respektiert BDKJ-Beschluss
Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" als zweiter Träger der Aktion Dreikönigssingen erklärte am Mittwoch gegenüber katholisch.de, vorab über den geplanten Beschluss der BDKJ-Hauptversammlung informiert gewesen zu sein. "Grundsätzlich ist es ein normales Verfahren, dass sich einer der beiden Träger eine Meinung bildet und eine Position in die gemeinsamen Gespräche und Prozesse einbringt", sagte Pressereferent Thomas Römer. Das Kindermissionswerk respektiere den Beschluss des BDKJ.
Mit Blick auf den geplanten Austausch bei der Jahreskonferenz zur Aktion Dreikönigssingen im Juni erklärte Römer, dass dazu neben den beiden Trägern der Aktion auch Delegierte aus den 27 deutschen Bistümern und aus den Diözesanverbänden des BDKJ eingeladen seien. "Gemeinsam sollen die bestehenden Handlungsempfehlungen für die Sternsingergruppen zum Thema überarbeitet werden, nicht zuletzt nach der Erklärung der deutschen Bischöfe 'Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar'." Diesem Austausch wolle das Kindermissionswerk nicht durch eine Positionierung oder Kommentierung des BDKJ-Beschlusses vorweggreifen. (stz)