AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah: Auch als Katholik extrem
Die AfD-Spitze meidet derzeit gemeinsame Auftritte mit ihm: Nach problematischen Aussagen zur SS ("Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war.") darf Maximilian Krah in der nun laufenden heißen Wahlkampfphase nicht mehr öffentlich auftreten und räumt zudem seinen Platz im Parteivorstand. Für die AfD führt er dennoch weiterhin die Liste seiner Partei für die Europawahl an. Ob das so bleibt, wird man sehen. Zuletzt wurde zunächst die AfD aus der ID-Fraktion in Brüssel ausgeschlossen.
Wegen seiner Nähe zu Russland und China, vor allem aber wegen rechtspopulistischer Aussagen ist Krah schon länger aufgefallen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft einige seiner Äußerungen als völkisch-nationalistisch, islamfeindlich, fremdenfeindlich und verfassungsfeindlich ein. Weniger bekannt ist, dass der 47-jährige katholisch ist und ultrakonservativen Traditionalisten nahesteht, die unter anderem die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ablehnen. Und dass ihm die katholische Kirche in Deutschland ein Dorn im Auge ist. Sie kümmere sich zu viel um "Politik, Klima und Gender", sagt er im Interview mit dem Online-Format "Jung und Naiv". Sie sei eine "furchtbare Idiotenveranstaltung", nur noch eine x-beliebige Nichtregierungsorganisation und keine geistig-spirituelle Bewegung mehr.
Rechtsanwalt der traditionalistischen Piusbruderschaft
Krah wuchs in Dresden auf. Als Katholik nahm er in der anti-kirchlichen DDR eine Sonderrolle ein. Seine Mutter sei "Taufschein-Protestant" gewesen, sein Vater zwar katholisch, aber nicht besonders fromm gewesen, sagte er über seine Eltern. Krah besuchte in der Elbestadt das evangelische Kreuzgymnasium und legte dort vor knapp 30 Jahren das Abitur ab. Stolz erzählte er in dem Interview von einer Begegnung mit einer regimetreuen Lehrerin. Sie sei sichtlich irritiert gewesen, als er erzählt habe, dass er an die Jungfrauengeburt glaube.
Nach Wehrdienst und Jurastudium arbeitete er als Rechtsanwalt. Tätig war er unter anderem für die traditionalistische Piusbruderschaft. In deren Auftrag kümmerte er sich jahrelang um millionenschwere Vermögenstransaktionen. Auch in weiterer Hinsicht spielte die Piusbruderschaft in Krahs Vita eine Rolle. Als ihr Justiziar fungierte er zu Beginn der Affäre um den britischen Holocaust-Leugner und Traditionalistenbischof Richard Williamson, damals noch Mitglied der Piusbruderschaft. Er war sogar dessen Rechtsbeistand vor Gericht.
Parallel bastelte Krah an seiner politischen Karriere: Noch zu Schulzeiten wurde er Mitglied der Jungen Union und für kurze Zeit Mitarbeiter einer CDU-Bundestagsabgeordneten. Unter anderem wegen Kritik an der Flüchtlingspolitik der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel trat er 2016 aus der CDU aus und kurze Zeit später in die AfD ein. Hier stieg er schnell auf: Im Februar 2018 wurde er stellvertretender Vorsitzender der AfD Sachsen, im selben Jahr zog er in das Europaparlament ein. 2022 wurde er in den Bundesvorstand gewählt. Eine größere Bekanntheit erreichte Krah durch die Sozialen Medien, vor allem durch TikTok. Dort warb er mit Slogans wie "echte Männer sind rechts". Wegen seiner hedonistischen Lebensweise – gerne zeigt er sich in feinem Anzug mit Zigarre und einem alkoholischen Getränk – trägt er den Spitznamen "Schampus-Max".
Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass Jesus die AfD gewählt hätte, sagte er in dem Interview, "Jesus war revolutionär. Ich glaube, es gibt keine Partei die im Moment revolutionärer ist als die AfD". Familie besteht für Krah aus "Vater, Mutter, Kind". Sie sei ein Ort, an dem Erziehung stattfinde und an dem Wertvorstellungen und Traditionen weitergegeben würden. Das sei allerdings ein Ideal, dem er selbst nicht gerecht geworden sei. Krah ist Witwer, mit seiner Frau hat er vier Kinder, zudem hat er vier Kinder aus zwei weiteren Beziehungen.
Papst Franziskus hält Krah "für eine absolute Katastrophe"
Seine Kritik gilt nicht nur der Kirche in Deutschland, sondern auch Papst Franziskus. So betonte er im Gespräch mit der "Tagespost", er halte das gegenwärtige Kirchenoberhaupt "für eine absolute Katastrophe". Dessen symbolische Handlungen stellten "teilweise einen direkten Angriff auf die katholische Tradition dar", begründete Krah seine Kritik. Franziskus habe für ihn in moralischen Fragen "keinerlei Autorität".
Krah schätzt Begriffe wie "Altparteien" oder "Umvolkung", letztere Bezeichnung ordnet er dem "sächsischen Lokalkolorit" zu. Er bezeichnet sich als rechts, um sich von Konservativen abzugrenzen. Folgerichtig trägt auch sein im vergangenen Jahr erschienenes Buch den Titel: "Politik von rechts. Ein Manifest". Dies stellte er bei einer Veranstaltung vor, bei der auch der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner anwesend war. Wie es mit ihm weitergeht, ist unklar. Zum von der Partei verhängtem Rücktritt aus dem Bundesvorstand zitiert er dagegen einen leicht abgewandelten Spruch aus einem evangelischen Kirchenlied: "Man kann nie tiefer fallen, als in Gottes Hand", schreibt er auf X, vormals Twitter.