Gremium solle lediglich beratende Funktion haben

Ökonom: Synodaler Rat sollte kein Entscheidungsgremium sein

Veröffentlicht am 27.05.2024 um 12:11 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ In wenigen Wochen trifft sich der Synodale Ausschuss zu seiner zweiten Sitzung. Das Gremium soll einen Synodalen Rat vorbereiten. Dieser sollte sich aus Sicht von Theologe und Ökonom Thomas de Nocker auch mit wirtschaftlichen Fragen befassen.

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Der promovierte Theologe und Ökonom Thomas de Nocker hat sich dafür ausgesprochen, den Synodalen Rat als Beratungs- und nicht als Entscheidungsgremium einzurichten. Dann wäre "eine hohe Personenzahl im Gremium nicht so problematisch. Auch Haftungsfragen hätten keine Relevanz. Der tatsächliche Einfluss wäre nicht rechtlich verbindlich, da an anderer Stelle entschieden würde", schreibt de Nocker in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (Juni-Ausgabe). Als Vorbild für ein solches Beratungsgremium nennt er die 1976 entstandene Gemeinsame Konferenz aus Deutscher Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). De Nocker ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Essen und Geschäftsführer eines Beratungsinstituts.

Die Frage, ob der Synodale Rat entscheiden oder lediglich beraten dürfe, sei zu einer politischen Frage geworden, weil sie das bestehende Verständnis von Ekklesiologie anfrage und weiterentwickeln wolle, schreibt de Nocker. Geplant sei der Synodale Rat derzeit auch als Entscheidungsorgan. Das bringe aber zahlreiche Herausforderungen und Konflikte mit sich. So nehme der Synodale Rat Aufgaben eines Aufsichts- oder Verwaltungsrates wahr und solle laut Satzung eine arbeitsfähige Größe haben. Die Forschung zu Corporate Governance zeige jedoch, dass solche Gremien nicht mehr als arbeitsfähig bezeichnet werden könnten, wenn sie mehr als 20 Personen umfassten, so de Nocker. "Der Synodale Ausschuss zur Vorbereitung des Synodalen Rates hat aktuell ungefähr siebzig Mitglieder." Neben dem Gesamtgremium bräuchte es daher diverse Fachkommissionen, um in arbeitsfähigen Runden Ergebnisse zu erzielen. Außerdem brauche es in Abstimmung mit der römischen Kurie das Mandat, verbindliche Entscheidungen treffen zu dürfen.

Mitglieder im Synodalen Ausschuss haben theologische Kompetenz, aber...

Laut De Nocker werden sich kirchliche Leitungsfragen zukünftig noch stärker um die Verteilung knapper Ressourcen drehen. "Ein Synodaler Rat wäre gefordert, Lösungen zu präsentieren, um Verteilungskämpfe zu vermeiden." Das Gremium werde sich daher direkt und indirekt mit wirtschaftlichen Fragen auseinandersetzen müssen. Gemäß der "Corporate Governance"-Grundsätze der deutschen Bistümer sei die Ausgewogenheit von Fachkompetenzen dabei eine Grundvoraussetzung. "Von den fast siebzig Mitgliedern im Synodalen Ausschuss verfügen die meisten über hohe theologische Kompetenzen – aber weit weniger über konkrete Leitungs- und Geschäftsführungserfahrung oder gar einen wirtschaftswissenschaftlichen Studienhintergrund", kritisiert der BWL-Professor. Damit Aufsicht wirksam ausgeübt werden könne, müsse sie zudem von operativer Leitung getrennt sein. "Konsequenterweise dürften dann jedoch die Bischöfe nicht Teil des Gremiums sein, da es um Belange der Diözesen geht."

Der Ökonom schlägt zudem vor, dass neben der Beratungsrolle in allen grundlegenden Fragen der deutschen Kirche aus dem Synodalen Rat auch der Aufsichts- oder Verwaltungsrat des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) gebildet und so über dessen Haushalt bestimmt werden könnte. Dies wäre "einfach umsetzbar", wenn alle 27 Ortsbischöfe Teil des Synodalen Rates wären. Grundsätzlich sei für den VDD ein Aufsichtsgremium sinnvoll, das mit externen, kompetenten Personen besetzt sei, die nicht in einem Angestelltenverhältnis mit der Kirche stünden. "Wenn es gelänge, im Synodalen Rat übergreifend zu strategischen Fragen eine grundsätzliche Einigung zu erreichen, wäre das ein großer Gewinn für die Kirche", bilanziert der Theologe. Bislang seien beim Synodalen Weg aber vor allem Grundsatzfragen von hoher theologischer Relevanz diskutiert worden. "Es ging weniger um Abwägungen, was eine kleiner werdende Kirche zukünftig nicht mehr leisten kann", so de Nocker. Diese Fragen tauchten nun aber mit hoher Dringlichkeit auf. "Es wäre gut, wenn es Menschen gäbe, die für solche schwierigen Fragen mit potenziell schmerzhaften Konsequenzen Verantwortung übernehmen."

Der Synodale Ausschuss trifft sich Mitte Juni in Mainz zu seiner zweiten Sitzung. Aufgabe des Synodalen Ausschusses ist es, die Beschlüsse des Synodalen Weges weiterzuführen und bis spätestens 2026 einen Synodalen Rat vorzubereiten, der laut Beschlusstext "Grundsatzentscheidungen von überdiözesaner Bedeutung zu pastoralen Planungen, Zukunftsfragen der Kirche und Finanz- und Haushaltsangelegenheiten der Kirche" treffen soll, die "nicht auf diözesaner Ebene entschieden werden". Ein solches Gremium hat der Vatikan mehrfach abgelehnt. (cbr)