Bischof fordert Christen zu Dialog mit pluralistischer Gesellschaft auf

Wilmer: Glaube und Demokratie brauchen Menschen, die Haltung zeigen

Veröffentlicht am 14.06.2024 um 13:44 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Essen ‐ Bischof Heiner Wilmer ruft alle Christen zu demokratischem Engagement auf. Dieses dürfe sich aber nicht auf die Kirche oder die Wahlurne beschränken. Zudem gab er Gläubigen für den Dialog mit der Gesellschaft Verhaltenstipps.

  • Teilen:

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat alle Christen zu demokratischem und gesellschaftlichem Engagement aufgerufen. Dieses Engagement dürfe nicht nur in der Kirche und an der Wahlurne gelebt werden, sondern auch "in unseren Familien, im Beruf, in der Freizeit – praktisch in allen Lebenslagen", sagte Wilmer in einem Interview in der neuen Ausgabe der "Neuen Mitte", der Zeitschrift des Verbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV). Dies erfordere aber auch, klar zu benennen, wo man die Demokratie gefährdet sehe und welche Haltungen man als Christ nicht toleriere. "Wir deutschen Bischöfe haben das im Februar 2024 in der einstimmig verabschiedeten Erklärung 'Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar' getan. Der Glaube und die Demokratie brauchen Menschen, die ihre Überzeugung leben und Haltung zeigen", sagte Wilmer.

Der Bischof erklärte weiter, dass es für Christen innerhalb einer pluralistischen Gesellschaft wichtig sei, andere Menschen als gleichwertige Gegenüber wahrzunehmen und – wo immer dies möglich sei – den Dialog zu suchen. "Deswegen sollten wir unsere Sicht nicht absolut setzen: Zum Dialog gehört der Kompromiss, zum Streiten für die eigene Überzeugung die Suche nach gemeinsamen Wegen. Das fördert einen fruchtbaren Dialog in der Gesellschaft", so Wilmer, der in der Deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen ist. Christen sollten nicht "belehrend" auftreten, sondern sich aufmerksam am Diskurs untereinander sowie mit Anders- und Nichtgläubigen beteiligen: "Das heißt, einander zuzuhören, die eigene Position zu vertreten und das Verbindende zu suchen. So kann christliches Engagement für die Menschen die Demokratie stärken."

Wilmer betonte in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des Christentums für die demokratische Gesellschaft insgesamt: "Das Christentum hat in der Gesellschaft seit jeher eine gestaltende Rolle. Das ist eine Herausforderung, gerade in diesen angespannten Zeiten." Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung habe gezeigt, dass Christen sich überproportional in der und für die Gesellschaft engagierten. "So gelangt die Botschaft von der Liebe Gottes in jede Dimension unseres Lebens. Der Einsatz der vielen Menschen, der Frauen und Männer, der Älteren und Jüngeren, die sich so wunderbar einsetzen für die anderen, für die Schöpfung, für diese Welt, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit", so Wilmer. (stz)