ZdK-Generalsekretär sieht Zukunftsfähigkeit der Kirche in Gefahr

Frings: Bischöfe sollten Reformerwartungen der Gläubigen ernstnehmen

Veröffentlicht am 01.07.2024 um 11:01 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Vier Bischöfe nehmen nicht am Synodalen Ausschuss teil. ZdK-Generalsekretär Marc Frings hat nun an diese Oberhirten appelliert, ihre Haltung zu überdenken. Außerdem äußerte er sich zu notwendigen Lehren aus der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung.

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Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, hat an die vier Bischöfe appelliert, die sich derzeit nicht am Synodalen Ausschuss der katholischen Kirche in Deutschland beteiligen, ihre Haltung zu überdenken. Die Bischöfe, die das Gremium boykottierten, sollten die 96 Prozent der Katholiken ernstnehmen, "die grundlegende Reformen erwarten", forderte Frings am Montag in einem Gastkommentar auf kirche-und-leben.de.

Der Synodale Ausschuss hatte im vergangenen November seine Arbeit aufgenommen und soll – als Fortsetzung und Verstetigung des Synodalen Wegs – bis 2026 einen auf Dauer angelegten Synodalen Rat als gemeinsames Beratungsgremium von Bischöfen und Laien vorbereiten. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und die bayerischen Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) hatten im Juni vergangenen Jahres zunächst die geplante Finanzierung des Ausschusses über den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) blockiert und später auch ihre Teilnahme an dem Gremium abgesagt. An den ersten beiden Sitzungen des Synodalen Ausschusses nahmen aus den vier Bistümern deshalb lediglich geladene Gäste teil, die zwar Rederecht, aber kein Stimmrecht hatten.

Frings sieht breite gesellschaftliche Erwartungshaltung gegenüber den Kirchen

Frings äußerte sich in seinem Beitrag auch zu den Ergebnissen der im vergangenen Herbst veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU). Spätestens seit deren Publizierung stelle sich die Frage, "ob die Kirche sich selbst marginalisiert, da sie den Säkularisierungstendenzen nicht mehr standhält". Es gelte nun, die Weichen für die eigene Zukunftsfähigkeit zu stellen, um in zehn Jahren – wenn die Nachfolgestudie erscheine – nicht attestiert zu bekommen, dass man die zentralen Erkenntnisse überlesen habe. "Dafür gilt es, die Studie – entgegen einer veränderten Aufmerksamkeitsökonomie – in der öffentlichen Debatte zu halten."

Mit Blick auf den jüngsten Katholikentag in Erfurt schrieb Frings, dass dort "der Beitrag der katholischen Zivilgesellschaft zur Verteidigung von Demokratie und Vielfalt sichtbar" geworden sei. Der Zuspruch, den das Treffen in Thüringen erfahren habe, wo 75 Prozent der Bevölkerung keiner Religion angehörten, stütze die These einer breiten gesellschaftlichen Erwartungshaltung gegenüber den Kirchen. "Mit klaren Statements für Menschenwürde und Nachhaltigkeit und gegen Rechtsradikalismus bleiben die Kirchen relevante Gesprächs- und Koalitionspartnerinnen", so der ZdK-Generalsekretär. Dass sich laut der KMU-Studie viele Protestanten und Katholiken ehrenamtlich engagierten, zeige das anhaltende Bestreben von Christen, ihren Glauben praktisch anzuwenden. Das stimme ebenso zuversichtlich wie die geringere Unterstützung der AfD bei der Europawahl durch Christen. "Will sie sich als gesellschaftlicher Motor halten, muss die Kirche ihre Kompetenz als Verteidigerin von Demokratie und Repräsentantin des Ehrenamts stärken", betonte Frings. (stz)