Jahrelanger Liturgiestreit vorerst beendet
Der Liturgiestreit in der mit Rom verbundenen syro-malabarischen Kirche im indischen Bundesstaat Kerala ist offenbar beigelegt. Nach einem Bericht des Nachrichtenportals "UCA News" vom Mittwoch hätten sich die gegen die Liturgiereform protestierenden Priester darauf geeinigt, an Sonn- und Feiertagen die von der Synode genehmigte Messe zu feiern. Dies betonte der Sekretär des Priesterrates der Großerzdiözese Ernakulam-Angamaly, Kuriakose Mundadan. "Jede Gemeinde wird an Sonntagen und anderen Pflichttagen eine von der Synode genehmigte Messe feiern. Und an allen anderen Tagen dürfen wir unsere traditionelle Messe wie gewohnt fortsetzen", so Mundadan. Man wolle in Zukunft keinen Streit um die Messe, sagte auch Riju Kanjookaran, Sprecher der von Gegnern der neuen liturgischen Regeln gegründeten Erzdiözesanen Bewegung für Transparenz. "Wir sind froh, dass die Synode uns erlaubt hat, unsere traditionelle Messe weiter zu feiern", so Kanjookaran gegenüber dem Nachrichtenportal.
Die Einigung im Liturgiestreit kam am Montag, zwei Tage vor Ablauf der Frist, die Großerzbischof Raphael Thattil von der Erzdiözese Ernakulam-Angalamy und Bischof Bosco Puthur, Apostolischer Administrator der Erzdiözese, gesetzt hatten. Bis dahin sollten alle Priester die neue einheitliche Liturgie übernehmen, andernfalls müssten sie mit der Strafe der Exkommunikation rechnen. Dieser Beschluss sorgte zunächst für Aufsehen, wurde aber in einer Sondersitzung entschärft. In ihrer Erklärung von Montag betonten beide Oberhirten hingegen, dass alle Pfarrkirchen der Erzdiözese auch nach Ablauf der Frist die traditionelle Liturgie versus populum, also dem Volk zugewandt, feiern könnten, sofern sie an Sonn- und Hochfesten zumindest eine neue einheitliche Liturgie anböten. Außerdem wurde zugesagt, dass sie in Zukunft vor weiteren liturgischen Maßnahmen den Diözesanrat, den Priesterrat und den Pastoralrat der Großerzdiözese anhören wollen.
Nur wenige Gläubige bei neuer Liturgie
Indischen Medienberichten zufolge verlief der 3. Juli, der Gedenktag des Apostels Thomas und gleichzeitig der Tag, an dem die Frist ablief, friedlich. In 250 von 321 Kirchen sei die neue einheitliche Liturgie gefeiert worden, allerdings mit geringer Beteiligung, während die traditionelle Messe viele Gläubige angezogen habe. Nach einem Bericht des Portals "The Pillar" wird nicht von allen Pfarreien der Großerzdiözese erwartet, dass sie die Einheitsliturgie sofort einführen, vor allem nicht von jenen, in denen sich die Gemeinde klar dagegen ausgesprochen hat.
Seit Jahrzehnten spaltet ein Liturgiestreit die syro-malabarische Kirche, der sich seit dem Beschluss der Synode von 2021, eine einheitliche Liturgie einzuführen, weiter verschärft hat. Die einheitliche Messform sieht vor, dass sich der Priester bei der Wandlung ad orientem, also mit dem Rücken zum Volk, orientiert. Die Gegner der Liturgiereform wollten dagegen eine durchgehende Zelebration versus populum, also dem Volk zugewandt. Eine Veränderung der seit 50 Jahren etablierten Liturgie, so die protestierenden Priester, würde in ihren Gemeinden nicht akzeptiert werden. Papst Franziskus appellierte mehrfach an die protestierenden Gläubigen, die Einheit der Kirche zu wahren. Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert vom Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll. (mtr)