Gauweiler: Europäer brauchen "Hallo-Wach-Tabletten" vom Papst
Der frühere CSU-Politiker Peter Gauweiler (75) hat den Einsatz von Papst Franziskus für den Frieden gewürdigt. Für einen notwendigen Waffenstillstand in der Ukraine und einen Kurswechsel in der Syrien-Politik bräuchten die "durchgeknallten Europäer" nun die Worte des Papstes als "ethische Hallo-Wach-Tabletten", sagte der Außenpolitiker am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Als ermutigend sieht der langjährige CSU-Außenpolitiker die Verhandlungsbereitschaft Kiews nach Gesprächen zwischen der Ukraine und den Brics-Staaten.
Kritisch äußerte sich das ehemalige Mitglied des Deutschen Bundestags (2002-2015) zur westlichen Außenpolitik. "Die politische Klasse bestimmt eine Mischung aus Medien und Jurisdiktion, in wechselseitiger Abhängigkeit", so der Münchner Rechtsanwalt. Sie sei "am Urteilen und Richten mehr interessiert als am Problem-Lösen". Das habe zu den Flüchtlingsströmen der vergangenen Jahrzehnte geführt.
Im Geiste Ratzingers nach Bagdad
Die Päpste im 20. und 21. Jahrhundert hätten dagegen die mit gesinnungsethischen "Werten" argumentierende Außenpolitik abgelehnt, und das "damit verbundene Elend immer ziemlich klar gesehen und die Unmoral einer solchen Politik beim Namen genannt". Dabei erinnerte das ehemalige Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags an seine Intervention gegen den Irakkrieg 2003, als er im Geiste des damaligen Kurienkardinals Joseph Ratzinger und späteren Papstes Benedikt XVI. kurz vor dem Beginn des Bombardements Bagdad besucht hatte. Die Führung der CDU/CSU-Fraktion hatte damals die Militärintervention unterstützt, Gauweiler gehörte zu den Kritikern.
Einen möglichen Wandel der westlichen Politik erwartet Gauweiler von den Wahlen in den USA. Die "Problematik eines Weltpolizistentums" werde "nirgendwo so heftig erörtert wie in den USA". So werde dort in Frage gestellt, ob Kriege "für unsere 'Werte'" richtig seien. Seit den Kreuzzügen argumentierten Kriegsbefürworter im Westen moralisch. Eifernder Moralismus in der Politik führe jedoch zum "Tugendterror", ein Begriff aus den Blutbädern der französischen Revolution. (KNA)