Söding: Bischöfe dürfen sich Kontrolleure nicht selbst aussuchen
Aus Sicht des Vizepräsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, müssen Bischöfe die Gesamtverantwortung für gelebte Synodalität und qualifizierte Beteiligung übernehmen, statt einfach "Basta" zu sagen. "In der Konsequenz der synodalen Beschlüsse muss klar sein, dass sich ein Bischof seine Kontrolleure nicht selbst aussuchen darf", schreibt Söding in einem Beitrag für den Pfarrbrief der Pfarrgemeinde St. Oliver in Laatzen (aktuelle Ausgabe). Diözesanräte, Priester- und Ordensräte müssten daher neu in die Verantwortung gehen. "Das Grundgebot heißt Transparenz – nicht nur intern, sondern auch extern", betont der Bochumer Neutestamentler. "Die Kirche ist öffentlich – deshalb muss es auch öffentliche Sitzungen geben, öffentliche Haushalte, öffentliche Pastoralpläne."
Macht und Gewaltenteilung seien ein Schlüsselthema, da hier geklärt werde, wie die katholische Kirche ihre Probleme lösen wolle und wie sie Menschen gewinnen wolle, die nach wie vor bereit seien, sich für Glauben und Kirche einzusetzen. "Die Notwendigkeit einer Reform ist groß", so Söding. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sei das Profil aber auch die Macht des geistlichen Amtes gestärkt worden, vor allem von Pfarrern und Bischöfen. "Der gute Wille von leitenden Geistlichen reicht nicht aus. Es braucht klare Regeln, an die sich beide Seiten halten", forderte der ZdK-Vizepräsident. Das führe zu besser begründeten Beschlüssen und somit auch zu mehr Gemeinsamkeit im kirchlichen Leben. "Geteilter Glaube ist doppelter Glaube. Dass ein Bischof und ein Pfarrer eine Führungsrolle hat, ist unbestritten. Aber ein Monopol gibt es nicht."
"Wer ein Amt hat, muss das Vertrauen genießen"
Das Kirchenrecht sei bei diesen Veränderungen keine große Hilfe, das habe schon der erste Teil der Weltsynode festgehalten, ohne dass allerdings schon Beschlüsse für eine Reform gefasst worden wären. "Aber klar ist: Wer ein Amt hat, muss das Vertrauen genießen. Rechenschaftslegung ist keine Zumutung, sondern eine Chance, Führungsqualität zu verbessern und die Legitimität von Beschlüssen zu erhöhen."
Auf der Bundesebene habe sich der Synodale Ausschuss bereits konstituiert und seine Arbeit aufgenommen. Zuerst habe es dagegen römische Bedenken gegeben, weil angeblich die Autorität von Bischöfen und der Bischofskonferenz angegriffen werde – "inzwischen hat sich auch mit dem Vatikan geklärt, dass Bischöfe nicht zu Frühstücksdirektoren werden, wenn die Beschlüsse umgesetzt werden". Am Ende müsse ein Statut für einen Synodalen Rat auch das römische Plazet bekommen, wenn nicht "die Ausnahmesituation auf Dauer gestellt werden soll".
Die positiven und negativen Erfahrungen in der Kirche hätten in ihm die Entscheidung reifen lassen, den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland aktiv mitzugestalten, schreibt Söding, der dem Präsidium des Reformprojekts angehörte. "Für mich war es das erste Mal, dass ich die Chance sah, zu einer Veränderung der Kirche beizutragen, die mehr Gerechtigkeit und Teilhabe, mehr Glaube, mehr Liebe und mehr Hoffnung verwirklicht", schreibt Söding. "Für mich persönlich wird es auch die letzte Chance sein." Es werde nicht alles so kommen, wie gedacht. "Aber es wird nicht so bleiben, wie es ist. Sonst hätten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Der Heilige Geist hat aber noch viel vor, auch mit der katholischen Kirche." (cbr)