Standpunkt

Von den Staatsleistungen profitiert die gesamte Bevölkerung

Veröffentlicht am 28.08.2024 um 00:01 Uhr – Von Christof Haverkamp – Lesedauer: 

Bonn ‐ Seit Jahren wird über die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen diskutiert – bislang ohne Ergebnis. Für die Kirchen ist die Debatte ein Problem, so Christof Haverkamp. Umso wichtiger sei es, dass sie selbstbewusst auf die Fakten hinwiesen.

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1803 ist lange her, die Zeit von Napoleon und Reichsfürsten – und das Jahr des Reichsdeputationshauptschlusses. Ein sperriges Acht-Silben-Wort, dessen Inhalt Folgen bis heute hat: Die Kirchen verloren viele Vermögenswerte, etwa Grundbesitz, aus deren Erträgen sie sich finanzieren konnten. Als Entschädigungen für die Verluste erhalten die Kirchen von den Ländern (bis auf Bremen und Hamburg) Staatsleistungen, bis heute. Privilegien sind es keineswegs, sondern geschichtlich gut begründete Zahlungen für Enteignungen.

Deren Ablösung bleibt ein Dauerthema, und zumindest hier zeigen sich die sonst so zerstrittenen Ampelparteien im Bund bemerkenswert einig: Sie wollen es beenden. Auch die Kirchen sträuben sich nicht, wohl aber sämtliche betroffenen Länder. Auch hier herrscht bemerkenswerte Einigkeit: Ob Markus Söder in München oder Stephan Weil in Hannover: Sie loben die Kirchen, halten die Ausgaben für sinnvoll und gut angelegtes Geld. Die Länderchefs erleben die positive Rolle der Kirchen in der praktischen Politik, bei Kitas oder Kliniken, eher als Bundespolitiker im fernen Berlin.

Egal wie die Frage gelöst wird: Die Kirchen, deren Image nach vielen Missbrauchsdebatten ohnehin angekratzt ist, haben ein Vermittlungsproblem: Entweder sie bekommen weiterhin jährlich Staatsleistungen in dreistelliger Millionenhöhe – oder sie bekommen eine Neiddebatte wegen einer großen Ablösesumme auf einen Schlag. Beides ist schwer zu erklären, und es wird in Zeiten vieler Austritte eher schwieriger. Die Zeit spielt gegen die Kirchen.

Es ist eine vorurteilsbehaftete Materie, die von Kirchengegnern mitunter propagandistisch ausgeschlachtet wird. Dann wird aber vernebelt, wofür das Geld verwendet wird. Daher ist vor allem Aufklärung gefragt. Bistümer und Landeskirchen sollten hartnäckig und selbstbewusst auf die Fakten hinweisen und verdeutlichen, dass Mittel nicht verschwendet werden. Und dass nicht allein die Kirchen profitieren, sondern die gesamte Bevölkerung. Zugegeben: Eine leichte Aufgabe ist das nicht.

Von Christof Haverkamp

Der Autor

Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.