Spitze des ZdK zu Gesprächen im Vatikan
Die Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) wird am 2. September zu Gesprächen im Vatikan erwartet. Teilnehmen werden ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, Generalsekretär Marc Frings sowie die Vizepräsidenten Wolfgang Klose, Claudia Nothelle und Thomas Söding. Der Aufenthalt soll bis zum 4. September dauern.
Erster Vatikan-Besuch
Es ist der erste Vatikan-Besuch der im November 2021 gewählten ZdK-Präsidentin und der erste nach den fünf Vollversammlungen des Synodalen Wegs in Deutschland (2020-2023). Zuletzt war Stetter-Karp am Rande der Weltsynode zum Thema Synodalität im Oktober 2023 in Rom gewesen, offizielle Treffen mit vatikanischen Stellen gab es damals jedoch nicht.
Ihr Vorgänger Thomas Sternberg war bereits im ersten Jahr seiner Amtszeit, Anfang Mai 2016, zu einem Besuch nach Rom gekommen. Im Jahr zuvor war sein Vorgänger Alois Glück ebenfalls im Vatikan gewesen. Sternberg sprach seinerzeit mit mehreren damals an der Kurie wichtigen deutschen Kardinälen und Bischöfen wie Gerhard Ludwig Müller, Walter Kasper und Josef Clemens. Auch Papst Franziskus traf er – allerdings nur kurz am Ende einer Mittwochs-Generalaudienz.
Kirchenleitung abwesend
Deutsche in führenden vatikanischen Ämtern gibt es aktuell kaum noch – der Höchstrangige ist der "Delegat" im Evangelisierungsdikasterium, Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Und weil Papst Franziskus am selben Tag, an dem die ZdK-Delegation eintrifft, von Rom aus zu einer langen Ostasienreise aufbricht, werden wichtige Kurienchefs nicht im Vatikan, sondern mit dem Papst unterwegs sein.
Dennoch werden sich die deutschen Laien-Katholiken in Rom nicht auf Sightseeing-Termine rings um den Petersdom beschränken müssen. Wie es heißt, sind Gespräche in mehreren wichtigen Vatikan-Abteilungen geplant, darunter im Evangelisierungs- und im Glaubensdikasterium. Auch ein Termin im Dikasterium für die Auslegung von Gesetzestexten ist vorgesehen. Bei allen Stationen wird die ZdK-Spitze Gelegenheit haben, Reformideen des Synodalen Wegs darzulegen, von denen manche in Rom mit großer Skepsis gesehen werden.
Unter anderem hatte der Vatikan in den vergangenen Jahren wiederholt in öffentlichen Schreiben darauf hingewiesen, dass ein neues Gremium, in dem Laien und Bischöfe gleichberechtigt über kirchliche Grundsatzfragen entscheiden, der katholischen Lehre und dem Kirchenrecht widersprechen würde.
Zuletzt hatten führende Kurienkardinäle, darunter Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der Glaubenspräfekt Kardinal Victor Fernandez bei einem Spitzentreffen mit vier deutschen Bischöfen in Rom im Juni darauf bestanden, dass der Name "Synodaler Rat" nicht zulässig und ein derartiges Gremium "nicht über der Bischofskonferenz steht oder gleichrangig mit ihr ist".
Die Schaffung eines Gremiums, in dem die katholischen Laien, vertreten durch das ZdK, gleichberechtigt mitberaten und -entscheiden, gehört aber zu den Kernforderungen des deutschen Synodalen Wegs. Diese gemeinsame Versammlung von deutschen Bischöfen, Laien, Priestern und Ordensleuten hatte eine solche neue Leitungs-Institution mit großer Mehrheit gefordert. Zur Begründung hieß es damals, nur eine echte Gewaltenteilung zwischen Geistlichen und Nichtgeweihten könne den Missbrauch klerikaler Macht – und damit auch den sexuellen Missbrauch in der Kirche – wirksam verhindern.
Keine Einigung erwartet
Mehr als ein wechselseitiges Vortragen und das Zur-Kenntnis-Nehmen der jeweiligen Standpunkte wird bei den Treffen kaum möglich sein. Aber immerhin wäre es das erste Mal überhaupt, dass eine ZdK-Delegation Anliegen des Synodalen Wegs in Rom vorträgt. Bislang hatten dies immer nur die deutschen Bischöfe getan. Der von Bischöfen und Laien wiederholt geäußerte Wunsch, der Vatikan möge doch bitte auch einmal das aus Stetter-Karp und dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Georg Bätzing bestehende Präsidium des Synodalen Wegs gemeinsam empfangen, wurde bislang stets kommentarlos übergangen.
Neben vatikanischen Gesprächspartnern wird die ZdK-Spitze den deutschen Kinderschutz-Experten Hans Zollner, einen Vertreter der Gemeinschaft Sant'Egidio sowie den Repräsentanten des World Jewish Congress in Rom treffen. Ferner steht dem Vernehmen nach auch ein informelles Treffen mit Mitarbeitern der Römischen Kurie auf dem Programm, das von der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl organisiert wurde. An der Vorbereitung der gesamten Reise wirkte die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung mit, die eine eigene Vertretung in Rom unterhält.