Der Papst in Indonesien: Inhaltlich stark, körperlich schwach
Papst Franziskus steckt der 13-Stunden-Flug in die indonesische Hauptstadt Jakarta noch in den Knochen. An seinem ersten offiziellen Besuchstag – Dienstag war ein Ruhetag – absolvierte der 87-Jährige am Mittwoch sein volles Programm mit deutlichen Anzeichen von Müdigkeit, die Konzentration fiel ihm sichtlich schwer. Das feucht-heiße Klima, die Zeitverschiebung und der allgegenwärtige Smog in der 11-Millionen-Metropole machen sich bemerkbar.
Inhaltlich setzt das katholische Kirchenoberhaupt von Beginn an beachtliche politische Zeichen. Kurz nach seiner Landung traf Franziskus in der örtlichen Vatikanbotschaft Geflüchtete, unter ihnen muslimische Rohingya aus Myanmar. Regelmäßig erinnert der Papst an das Schicksal dieser Menschen, die vor Verfolgung nach Bangladesch fliehen und dort unter unwürdigen Bedingungen in überfüllten Flüchtlingslagern leben. Viele zieht es von dort aus in andere Länder, etwa nach Indonesien. Doch auch dort verbessert sich ihre Lage oft nicht.
Gegen Extremismus und Intoleranz
In seiner Rede vor Politikern und Diplomaten rief Franziskus am Morgen zum Kampf gegen Extremismus und Intoleranz auf. Er warnte vor dem Aufkommen gewaltsamer Konflikte aufgrund eines Mangels an gegenseitigem Respekt und des intoleranten Wunsches, die eigenen Interessen, die eigene Position oder die eigene partielle Geschichtsdarstellung um jeden Preis durchzusetzen.
Eine Ansage auch Richtung Naher Osten? Der scheidende Staatspräsident Joko Widodo dankte Franziskus jedenfalls für die Aufmerksamkeit des Vatikans für Palästina, das von Indonesien unterstützt wird. Während ihrer privaten Begegnung soll der Nahost-Krieg laut einem Sprecher jedoch kein Gesprächsgegenstand gewesen sein.
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Lange war Indonesien für seinen gemäßigten und toleranten Islam bekannt, Religionsfreiheit ist Teil der Verfassung, Indonesiens Motto lautet "Einheit in der Vielfalt". Doch nehmen auch hier extremistische Strömungen und Diskriminierung von Minderheiten zu. Der Papst appellierte, den Gründungsauftrag des großen südostasiatischen Landes nicht aus den Augen zu verlieren.
"Dieses kluge und sensible Gleichgewicht zwischen der Vielfalt der Kulturen und unterschiedlichen Überzeugungen einerseits und den Prinzipien, die die Einheit festigen andererseits, muss beständig gegen jedes Ungleichgewicht verteidigt werden", forderte der Papst. Dabei nahm er besonders die Politiker in die Pflicht, sich für Eintracht, Gerechtigkeit, Achtung von Menschenrechten, nachhaltige Entwicklung, Solidarität und Frieden einzusetzen.
Starke katholische Minderheit
Die katholische Kirche führte er dabei als starken Dialogpartner ins Feld. Ihre Angehörigen traf Franziskus am Nachmittag und scheute auch bei ihnen keine klaren Ansagen, warb um Geschwisterlichkeit, die gleichwertige Anerkennung aller sowie Mit- und Feingefühl – auch in der Glaubensverkündigung.
Franziskus entspannte sich in der gewohnten Umgebung einer katholischen Kathedrale sichtlich. Zum ersten Mal auf seiner Reise begegnete er einer größeren Zahl von Katholiken, die etwa drei Prozent der rund 280 Millionen Indonesier ausmachen. Bislang war von seinem Jakarta-Besuch öffentlich kaum Notiz genommen worden.
Doch am frühen Nachmittag warteten schon Hunderte Menschen vor der voll besetzten Kirche – einige sind aus den Philippinen angereist. Auf zahlreichen bunt geschmückten Plakaten hießen sie Franziskus willkommen. Unter den vielen Teilnehmern in der Kathedrale waren Bischöfe, Ordensleute und einige Priesteramtsanwärter. Gefragt nach der persönlichen Bedeutung des Papstbesuchs, antwortete ein Seminarist aus Sumatra: "Ich habe halt dafür gebetet – und Gott hat mich erhört."