Bischof Wiesemann: Konfessionellen Religionsunterricht erhalten
Für mehr Austausch zwischen den Religionen und Kulturen in Deutschland wirbt der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in Saarbrücken. "Es macht keinen Sinn, das Konfessionelle aufzulösen und in die Hinterhöfe zu verbannen", sagte er am Dienstagabend in Saarbrücken und plädierte für Religionsunterricht an den Schulen. Dessen Aufgabe müsse es unter anderem sein, die Teilnehmer sprachfähig zu machen für das eigene Bekenntnis und die Dialog-Fähigkeit zu fördern.
Wiesemann warb für den Erhalt und das Schaffen von Räumen, in denen Menschen sich persönlich mit Religion befassen können. Er diskutierte mit der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und dem Trierer Bischof Stephan Ackermann über aktuelle gesellschaftliche und kirchliche Fragen. Menschen katholischen Glaubens im Saarland gehören den Bistümern Trier und Speyer an.
Nach Worten der Ministerpräsidentin müssen die Menschen im alltäglichen Leben dazu beitragen, dass extreme Kräfte keine gesellschaftliche Dominanz erlangen. "Das kann die Politik nicht allein tun. Jeder einzelne Mensch ist aufgefordert, für die liberale Demokratie zu kämpfen", sagte Rehlinger beim diesjährigen Willi-Graf-Empfang. Sie forderte dazu auf, die gesellschaftliche Vielfalt als einen Gewinn wahrzunehmen.
Regierungschefin: "Aufgeheizte Stimmung"
Es gebe aktuell "eine aufgeheizte Stimmung" in der Gesellschaft und den Versuch von destruktiven Gruppen, den Eindruck zu erzeugen, dass das heutige Deutschland ein Unrechtsstaat sei. "Das ist komplett gefährlich – wir müssen alle auf der Hut sein", appellierte die Regierungschefin. In Deutschland gebe es die Meinungsfreiheit, aber dazu gehöre eben auch, dass es inhaltlichen Widerspruch zur eigenen Position geben kann. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde und der Einsatz für die Demokratie müsse mit Herz und Kopf verteidigt werden.
Der Trierer Bischof rief dazu auf, nicht nach einer vermeintlich guten alten Zeit zu suchen, in der die Dinge vielleicht besser gewesen seien als heute. "Erfreuen wir uns an dem, was da ist und dass es das gibt – schauen wir auch darauf." Es sei ein Zeichen der Zeit, dass Positives von vielen Menschen oft einfach als selbstverständlich hingenommen werde. Ackermann warb dafür, aktiv zu werden, Aktionen zu wagen und anderen zu helfen. Das gebe Hoffnung.
Erinnerung an Anne Frank und Willi Graf
Die Diskussion in der "Kirche der Jugend eli.ja" wurde veranstaltet durch das Katholische Büro im Saarland, einer gemeinsamen Verbindungsstelle der Bistümer Speyer und Trier zur Landespolitik. Der Empfang ist nach dem in Saarbrücken aufgewachsenen NS-Widerstandskämpfer Willi Graf (1918-1943) benannt, der als Mitglied der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und ermordet wurde.
In der Kirche der Jugend wird am 27. September auch die Ausstellung "Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte" des Anne Frank Zentrums eröffnet. Es ist das erste Mal, dass die Wanderausstellung in Erinnerung an das von den Nazis verfolgte und im KZ gestorbene jüdische Mädchen Anne Frank (1929-1945) aus Frankfurt im Saarland gezeigt wird. (KNA)