Kardinal Gracias: Papst Franziskus will Rolle von Nuntien ändern
Aus Sicht des indischen Kardinals und Papstvertrauten Oswald Gracias will Franziskus den Schwerpunkt von Apostolischen Nuntien verschieben. Es bestehe die Sorge, dass Nuntien zu bürokratisch werden könnten, wenn sie vor allem als Botschafter des Heiligen Stuhls aufträten, sagte Gracias dem US-Portal "Crux" (Dienstag). "Der Papst versucht, diesen Schwerpunkt zurückzuverlagern und sie dazu zu bringen, ihre Rolle auch als Hilfe für die Ortsbischöfe zu sehen. Schließlich sollten sie auch im Hinblick auf das Thema Synodalität nicht völlig unabhängig sein", erklärte der Erzbischof von Mumbai. Gracias ist Koordinator einer Studiengruppe, die sich im Nachgang der ersten Sitzungsperiode der Weltsynode mit der Rolle der Nuntien beschäftigen soll. Mitglied dieser Studiengruppe ist auch die in Erfurt lehrende Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens.
Papst Franziskus habe aber auf der Doppelrolle von Apostolischen Nuntien als Botschafter des Heiligen Stuhls bei der jeweiligen Regierung und gleichzeitig Vertreter des Papstes bei den Ortskirchen bestanden, erklärte Gracias. "Der Heilige Vater beharrt nun darauf, dass die Arbeit mit der Ortskirche und den Bischöfen wichtiger ist." Einige würden auch eine Art Rechenschaftspflicht für Nuntien fordern. "So wie jetzt sind sie nur dem Heiligen Vater gegenüber verantwortlich." Er habe sich bereits mit einigen Vorsitzenden von Bischofskonferenzen getroffen, um über diese Frage zu sprechen, so Gracias.
"Bei mehreren Treffen und auch gegenüber dem Heiligen Vater habe ich gesagt, dass es eine viel engere Zusammenarbeit mit den Nuntien und der örtlichen Bischofskonferenz geben sollte. Das wird der Ortskirche helfen", führte der Kardinal weiter aus. Die Nuntien würden oft aus einem anderen Land und Kulturkreis kommen. Als Beispiel nannte er die Bedeutung von Kasten bei der Ernennung neuer Bischöfe in Indien. Ein Nuntius könne sich diese Bedeutung oft nicht vorstellen. (cbr)