Standpunkt

Ein Bußakt ist ein richtiges Zeichen – doch Taten müssen folgen

Veröffentlicht am 18.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Matthias Altmann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Am Beginn der finalen Weltsynoden-Runde will Papst Franziskus um Vergebung für den Umgang der Kirche mit Missbrauch bitten. Für Matthias Altmann ein Zeichen, das hoffentlich Auswirkungen hat. Ein Blick ins Arbeitsdokument macht dabei etwas Mut.

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Papst Franziskus hat oft ein ziemlich gutes Gespür für Gesten. Wenn die finale Phase der Weltsynode Anfang Oktober beginnt, will er in einem großen öffentlichen Bußakt die Verfehlungen der Kirche, insbesondere im Umgang mit sexuellem Missbrauch, bekennen und eine Vergebungsbitte formulieren. Gewiss, das Ganze ist keine neue Idee: Schon im Jahr 2000 sprach Papst Johannes Paul II. ein Schuldbekenntnis und eine Vergebungsbitte für Sünden von Katholiken in der Geschichte. Dass Franziskus aber ausgerechnet am Vorabend der vermutlich entscheidenden Kirchenversammlung in seiner Amtszeit den Blick auf Missbrauchsbetroffene lenkt, könnte anzeigen, dass man im Vatikan Entscheidendes verstanden hat: Liebe Betroffene, wir diskutieren bei der Weltsynode nicht nur über Synodalität, es geht auch um euch. Auch wegen eurer Erfahrungen sprechen wir darüber, wie wir mit Macht in der Kirche umgehen. Denn eine Schieflage dort hat zu Verschweigen und Vertuschen geführt.

Diese Erkenntnis scheint sich weltkirchlich tatsächlich immer mehr durchzusetzen. Die Synodalen haben dazu auch etwas Belastbares auf dem Tisch liegen: Das Instrumentum laboris für die zweite Runde, das Grundlagenpapier für die Beratungen, fordert dezidiert Transparenz und Rechenschaft in der Kirchenhierarchie. "In unserer Zeit ist die Forderung nach Transparenz und Rechenschaftspflicht in und durch die Kirche als Folge des Verlusts an Glaubwürdigkeit (…) insbesondere sexuellem und anderem Missbrauch von Minderjährigen und verletzlichen Menschen entstanden", heißt es in dem Dokument. Diese Prinzipien sollen künftig unter anderem eben im Umgang mit Missbrauchsfällen gelten. Natürlich müssen sie in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Das wäre ein erster, weitreichenderer Schritt, als ausschließlich Einzelregelungen etwa bei der Meldepflicht zu verschärfen. Denn die Vertuschung von sexuellem Missbrauch in der Kirche liegt eben auch an systemischen Problemen wie fehlender Transparenz und Rechenschaftspflicht, nicht nur an Missetaten Einzelner.

Es ist zwar eine Phrase, die aber gerade im Blick auf das Pontifikat von Papst Franziskus bleibend Anwendung findet: Schöne Worte und Gesten allein helfen nichts, wenn sie keine greifbaren Konsequenzen haben. Franziskus hat der Weltsynode bewusst Zeit zum Zuhören, Reifen und Wachsen gegeben. Jetzt ist die Zeit für tiefergreifende Taten.

Von Matthias Altmann

Der Autor

Matthias Altmann ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.