Weiterentwicklung der Lehre durch "gelebte Erfahrung"

Synoden-Prediger Radcliffe würdigt homosexuelle Beziehungen

Veröffentlicht am 25.09.2024 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ In wenigen Tagen kommen 368 Frauen und Männer aus allen Kontinenten zur Weltsynode in Rom zusammen. Im Vorfeld äußert sich der geistliche Assistent der Synode, der Dominikaner Timothy Radcliffe, zum pastoralen Umgang mit LGBTQ-Katholiken.

  • Teilen:

Der Dominikanerpater und geistliche Assistent der Weltsynode, Timothy Radcliffe, hat homosexuelle Katholiken in festen Beziehungen gewürdigt. In einem Beitrag für die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" schrieb der 79-jährige Ordensmann vergangene Woche, er befinde sich auf einem "synodalen Weg mit homosexuellen Katholiken".

Dabei betonte er, dass die Herausforderung für Homosexuelle wie für alle anderen darin bestehe, zu lernen, die Liebe angemessen auszudrücken und dabei die Würde des anderen zu respektieren. "Ich bin von der grundsätzlichen Weisheit der kirchlichen Lehre überzeugt, aber ich verstehe noch nicht ganz, wie sie von jungen homosexuellen Katholiken gelebt werden kann, die ihre Sexualität akzeptieren und zu Recht ihre Zuneigung ausdrücken wollen", so Radcliffe. Dies könne nicht allein durch die Ablehnung des Verlangens erreicht werden. "Für den heiligen Thomas von Aquin sind unsere Leidenschaften die treibende Kraft unserer Rückkehr zu Gott. Unsere Bedürfnisse sind gottgegeben und müssen erzogen, gereinigt und von illusorischen Vorstellungen befreit werden".

Entwicklung der Lehre

In diesem Zusammenhang wies der ehemalige Leiter des weltweiten Dominikanerordens auf die Entwicklung der kirchlichen Lehre hin, die durch "gelebte Erfahrung" erneuert worden sei. "Homosexuelle werden nicht mehr nur im Hinblick auf sexuelle Handlungen gesehen, sondern als unsere Brüder und Schwestern, die nach Papst Franziskus gesegnet werden können", so Radcliffe abschließend. 

Neben Radcliffe hat sich in der vergangenen Woche auch der bekannte amerikanische Jesuit James Martin zum Umgang mit LGBTQ-Katholiken geäußert. Er prangerte Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber homosexuellen Menschen auf der Weltsynode an und forderte dazu auf, LGBTQ-Personen nicht als Stereotypen, sondern als Menschen zu begegnen. Die Weltsynode geht vom 2. bis 27. Oktober in Rom in ihre Schlussphase. Der seit 2021 laufende weltweite synodale Prozess zielt auf eine neue Beratungs- und Entscheidungskultur in der katholischen Kirche. An der Weltsynode nehmen 368 Frauen und Männer aus allen Kontinenten teil. (mtr) 

25.9.24, 11:50 Uhr: Ergänzt um weitere Details.