Vor Synode: Halik warnt vor zu großen Hoffnungen auf schnelle Reformen
Der Theologe Tomas Halik warnt mit Blick auf die bevorstehende Vollversammlung der Bischofssynode im Vatikan vor zu großen Hoffnungen auf schnelle synodale Reformen in der Kirche. "Es ist unrealistisch, bald nach den beiden Synodentagungen in Rom sichtbare, also hauptsächlich äußere, institutionelle Veränderungen zu erwarten", schreibt Halik in der "Herder Korrespondenz" (Oktober-Ausgabe). Die synodale Reform der Kirche stelle eine "größere und anspruchsvollere Aufgabe" dar als die bloße Umwandlung eines starren klerikalen Systems hin zu einer flexiblen Kommunikation innerhalb der Kirche. Der Weg der synodalen Erneuerung sei zuallererst ein Weg des Dialogs mit Gott; "es ist ein Übergang von einer monologischen, selbstbezogenen Lebens- und Denkweise zu einem kontemplativen und dialogischen Ansatz".
Halik sieht "sehr schwierige Geduldsprobe" für einige Ortskirchen
Die Vorstellung, dass große Veränderungen in erster Linie von der Hierarchie vorgenommen werden könnten und sollten, sei eine Manifestation des Klerikalismus und "eine Überschätzung der Rolle der Hierarchie", so Halik weiter. Die synodale Reform stelle nicht die Kompetenz und Verantwortung offizieller Autoritätsträger wie der Bischöfe infrage, aber sie erweitere die Beteiligung der anderen Christen an dem Entscheidungsprozess, der jeder ernsthaften Entscheidungsfindung in der Kirche vorausgehen müsse.
Mit Blick auf die voraussichtlichen Themen der Vollversammlung sieht Halik eine "sehr schwierige Geduldsprobe" für einige Ortskirchen. Das Arbeitspapier (Instrumentum laboris) deute darauf hin, dass einige spezifische Vorschläge, die in einer Reihe von Schlussfolgerungen nationaler und kontinentaler Synoden aufgetaucht seien, nicht Gegenstand der Versammlung sein würden. "Dazu gehören etwa die Ordination von Frauen sowie vermutlich die Ordination verheirateter Männer (viri probati) als Rückkehr zur tausendjährigen Praxis der noch ungeteilten Kirche und als bleibende Erfahrung der Ostkirchen, einschließlich der Katholiken des östlichen Ritus", so der Theologe. Gleichzeitig füge das Dokument jedoch hinzu, dass die theologische Reflexion über diese Fragen auf transparente Weise und in angemessener Weise nach einem bestimmten Zeitplan fortgesetzt werden solle.
"Wichtige Vorschläge" im Instrumentum laboris
Nichtsdestotrotz enthält das Instrumentum laboris aus Sicht von Halik "wichtige Vorschläge", die zweifellos reif für die Umsetzung seien. "Einer davon ist die Eröffnung von mehr Raum für die Ausübung des Charismas der Laien." Bereits etabliert sei etwa das Amt der Akolythen und Katechisten, das es zum Beispiel qualifizierten Laien erlaube, bei eucharistischen Gottesdiensten zu predigen. Daneben schlage es die Einrichtung weiterer Ämter vor, zu denen die Taufe berechtige. "Der wichtigste dieser Dienste scheint das Dienstamt der geistlichen Begleitung zu sein", schreibt der Theologe. Dieser Dienst, der alle Hauptelemente der Synodalität wie Zuhören, Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes, geistliche Unterscheidung und gemeinsame Suche nach der richtigen Entscheidung umfasse, sollte sowohl eine ständige Aufgabe der Kirche in der Welt und für die Welt sein als auch ein besonderer Dienst von Verantwortlichen für Menschen, die ihrem Leben und ihrer Lebenssituation einen Sinn zu geben suchten.
Vom 2. bis 27. Oktober tagt im Vatikan die zweite und abschließende Vollversammlung der laufenden Weltsynode. Im Juli hatte das Synodensekretariat das dazugehörige Arbeitspapier, das sogenannte Instrumentum laboris, veröffentlicht. Es trägt den Titel "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können". An der Versammlung nehmen 368 Männer und Frauen aus allen Kontinenten als stimmberechtigte Mitglieder teil. 96 von ihnen sind keine Bischöfe, sondern Priester, Diakone, Ordensleute oder Laienchristen. (stz)